Was Bleibt?
Was bleibt?
Stummer Plattenspieler, die Klappe geschlossen. Kalte Hochzeitsschuhe und das Abschlussballkleid zerknittert. Heute Plastik statt Holz. Frustrierte Gesichter, müde Augen, alte Falten. Anfänge, die weiter zurückliegen als ihre unabdingbaren Enden. Mein Gemüt schwer, die Stimmung unpassend, da Sonnenschein, kalte Brise und Wattewolken. Und Metaphern so abgenutzt wie mein Herz an solchen Tagen. Will die Dinge einpacken, fein säuberlich ordnen und immer bei mir tragen, doch weiß; gehen kann ich nur alleine. Die Zeit ein reißender Fluss, unerbittlich, unbarmherzig, gewaltig. Um mich herum wissen alle zu schwimmen, lassen sich treiben, genießen sogar die Reise. So scheint es zumindest. Doch die Wahrheit ist heute egal, findet keinen Raum in vollen Köpfen, schweren Seelen. Bin geschüttelt, gerüttelt, geschlagen, will ankommen, will neu anfangen, aber weiß; alles bleibt.
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Ich liebe Dich.
Drei Worte, ein Sammelsurium an Strichen und Punkten, ein leises Murmeln und doch so kraftvoll, dass es mich nach Utopia katapultiert, so zerreißend, dass es meine Welt in Schutt und Asche legt. Meine Gedanken waten in meterhohem Kitsch; Kerzenschein, rote Rosen, meine Gefühle reißen an meinem Heiligenschein, zerstampfen mein Herz, gießen heißes Wachs darüber, lassen es blutig von den Dornen zurück. Spüre die Flügel sich ausbreiten, will fliegen, verfange mich in den goldenen Fäden, die schon lange ein Netz aus Geborgenheit und tiefer Liebe sind. Spüre alles und nichts, Fensterläden geschlossen, will nicht, dass die Sonne das Chaos sieht. Will es doch selbst nicht sehen. Schockstarre, Stillstand, alles geht vorbei? Packe meinen Bulldozer aus, möchte die Wege verbinden, doch weiß, alle Pflänzchen würden sterben. Träumen? Realistisch sein? Begehren? Bescheiden sein? Abwarten? Losgehen? Fliegen? Fallen? Will doch nur Ruhe. Wünschte meine beste Freundin wäre Mary-Jane. Will doch nur Abenteuer. Wünschte mein Therapeut wäre Ice. Will nur kompensieren, doch es ist zu spät. Die Schleusen offen, haben mich erfasst, werfen mich durch die Flut. Weiß nicht wohin es geht. Das Wartezimmer die Red Force. Ich hoffe ich bleibe ganz. Ich hoffe ich bleibe ganz.
Und in mir das Chaos.
Rauchwolken ziehen über das Schlachtfeld, das geprägt ist von den unendlichen Narben meines Daseins. Ein Jungle aus Furchen, Rissen und Abgründen, so tief wie die See. Du kannst es nicht sehen. Nein, ich bin kein Meister des Versteckens, mein Gesicht ein offenes Buch, du musst es nur lesen. Nein, ich kann die Gefühle nicht verschleiern, jeder sieht es; niemand tut es wirklich. Zu viel, zu viel, schreien ihre Blicke; ihre eigenen Wunden übermalt, überstrichen, überholt. Du sollst es nicht sehen. Dafür sorge ich. “Wer hätte das gedacht?”, sagen sie, wenn es zu spät ist. “Sie hatte doch alles.” Du willst es nicht sehen. Die Wahrheit würde zu sehr schmerzen, jede Plakatwand niederreißen und mit ihr alle äffenden Lächeln, alle affektierten Fragen. Die Liebe verstehen zu wollen treibt jeden noch so mutigen Abenteurer in den Ruin. Zu oft erwidert, zu selten gefühlt. Und in mir: das Chaos.

Carnets de traverse

Untitled, cover for the magazine 'Grua', 1957 - by Leopoldo Pomés (1931 - 2019), Spanish