Isle Of Wight - Tumblr Posts

Isabella's Window, Carisbrooke Castle, Isle of Wight
Südengland 2023 - Tag 16
Ladies and Gentlemen!
Heute verlassen wir unser schnuckeliges Cottages am Brue River und wir machten uns auf den Weg, bis in den New Forest Nationalpark.

Ein letztes Mal schauen wir zum Tor von Glastonbury hoch und auch bei dem Festivalgelände sehen wir noch einmal nach dem Rechten. Inzwischen wurden jede Menge mobiler Toilettenkabinen angeliefert und auch die Zeltstadt nimmt langsam Formen an.

Der New Forest Nationalpark befindet sich im Süden Englands und bildet eine weitläufige, abwechslungsreiche Region. Der Nationalpark besteht aber keineswegs nur aus Wäldern, auch wenn das Forest im Namen das suggeriert.

Der Nationalpark heißt zwar „New“, also „neu“, der Wald wurde allerdings bereits 1079 als Jagdgebiet für König William I. angelegt.

Seitdem sorgen mittelalterliche Gesetze dafür, dass sich Tiere frei und ungehindert bewegen können. Dies gilt bis heute: Tausende Ponys, Rinder und Schweine durchstreifen das Gelände.

Große Bereiche dienen auch als Ackerland oder sind unscheinbare Heidelandschaften, in denen Tiere schon seit Jahrhunderten grasen.

Die Wälder sind zum Schutz vor Nutztieren allesamt eingezäunt (sogenannte Inclosures). So wird verhindert, dass die Tiere den Wald zerstören.

Wir fuhren quer durch den New Forest zu Orten, an denen man gerne länger anhalten würde, Lynhurst, Minstead, Totton, Boldre, Lymington und Beaulieu.

Jeder Ort hätte viel zu sehen und zu tun. Wir nehmen uns vor, dass wir hier noch einmal wieder kommen müssen und dann aber richtig, für ein paar Tage verweilen.

Mitten auf der Straße sind uns mehrere Stuten mit Fohlen begegnet, wir mussten anhalten, denn die Tiere haben Vorrang New Forest ist ein Naturschutzgebiet. Die Tiere dürfen seit Urzeiten frei und ohne Einzäunung rumlaufen und sind recht zutraulich.

Gegen Mittag erreichen wir Lymington. Bei Lymington handelt es sich um eine urige Hafenstadt und einen der malerischsten Orte an der Küste von Hampshire.

Die geschichtsträchtige Stadt verfügt heute über eine der größten Marinas Europas, die 1000 Liegeplätze zählt und in der zahlreiche Luxusjachten liegen.

Lymington hegt seit jeher eine enge Bindung zum Meer: Der Wohlstand der Stadt rührt vom Meer her. Im Mittelalter war sie ein wichtiger Salzproduzent, im 18. Jahrhundert ein Schiffsbauzentrum und heute ist sie bekannt für Segelsport.

Vom Lymington Pier, an der östlichen Seite des Hafen, verkehrt mehrmals täglich eine Fähre, die zur Isle of Wight fährt.

Am frühen Nachmittag kehren wir im Macdonald Elmers Court Hotel ein. Das Hotel befindet sich in einem charmanten Herrenhaus mit Tudorgiebeln aus dem Jahr 1820 und ist von einem 23 Hektar großen, üppigen Privatgrundstück umgeben.

Die riesigen Flügelfenstern aus den frühen 1900er Jahren lenken den Blick auf den Solent.

Die exquisit verzierte Decke und das Gesims des Ballsaals sind beeindruckend, ebenso wie die hübsch geschnitzten Holzvertäfelungen im Musikzimmer und in der Bar.

Dort haben wir “ausnahmsweise” heute einen Afternoon Tea für uns bestellt. Für den Preis von 30 Pfund hätten wir da deutlich mehr erwartet.

Und dass wir in so einem Etablissement den Kellner aktiv auffordern müssen, doch bitte den Tisch einmal abzuwischen … naja. Doch der absolute Knaller war, als er dann mit so einem mini Feudel kam, wischte er ganz ökonomisch genau nur dort ab, wo wir saßen - der Rest des Tisches blieb, wie er war. Dafür gab es dann auch von uns, ganz ökonomisch, 0 Komma 0 Trinkgeld.

Ursprünglich als “The Elms” bekannt, wurde das Haus 1874 von der Familie Whitaker übernommen. James Whitaker war Abgeordneter und JP, und es wird angenommen, dass “The Elms” als örtliches Gerichtsgebäude genutzt wurde, daher die eventuelle Namensänderung in “Elmers Court”.

Als Hugh Whitaker das Anwesen 1893 erbte, baute er einen Großteil des Anwesens um und ergänzte viele seiner herausragenden Merkmale – die Giebel im Tudor-Stil und die hübsch geschnitzten Täfelungen.

Das beeindruckende Herrenhaus war einst sogar eine Spionageschule. In den 1930er Jahren ging das Haus an den Gemeinderat über und wurde in den 1940er Jahren an das War Office verliehen.

Es wurde von den amerikanischen und kanadischen Streitkräften als Elektronik- und Kommunikationszentrum genutzt, um die Landungen am D-Day zu koordinieren.

Für uns liegt das Elmers Court sehr günstig, nur fünf Gehminuten von Lymingtons Pier Station und den Fähren zur Isle of Wight entfernt - und mit dem Auto sind es quasi nur Sekunden.

Wir haben uns auf die 16 Uhr Fähre eingebucht. Das Zeitfenster zum Einchecken auf die Fähre ist zwischen 15 Uhr und 15.30 Uhr.

Das Wetter ist mehr als prächtig und wir sind viel zu warm angezogen. Als wir uns heute morgen startklar machten, rechneten wir mit einem frischen Wind an der Küste. Meine dicke Jacke, die ich vor 2 Wochen noch in Dünkirchen dringend brauchte, wartete heute vergebens auf ihren Einsatz.

Die Isle of Wight, die einfach nur als “die Insel” bezeichnet wird, ist von Lymington aus mit der Fähre in 40 Minuten zu erreichen.

Die Isle of Wight selber ist durch den Solent, einen Meeresarm des Ärmelkanals, vom Festland getrennt. Fähren gibt es von mehreren größeren und kleineren Städten entlang der Küste.

Wer mit dem eigenen Auto auf die Insel will, kommt nicht um die Wightlink Fähren herum. Auf der Fähre selbst sind die beiden unteren Decks für Autos reserviert.

Auf den oberen Decks kann man sich entweder hinter den großen Panoramafenstern verschanzen oder auf festgeschraubten Plastikbänken die Sonne genießen. Insgesamt unterhält Wightlink sechs dieser Schiffe.

Die Breite des Solent zwischen der Isle of Wight und dem Festland ist wirklich überschaubar: Bei einer maximalen Breite von gerade einmal fünf Meilen ist das gegenüberliegende Ufer so gut wie immer sichtbar.

Die Meerenge selbst ist eines der berühmtesten Segelreviere Englands. Die Stadt Cowes auf der Insel gilt als Segelhauptstadt des Königreiches. Hier wird auch der Admiral’s Cup ausgetragen.

Gegen 16.45 Uhr fahren wir in Yarmouth von der Fähre. Mit gerade einmal 885 Einwohnern ist Yarmouth der kleinste Ort Englands, der sich Town nennen darf. Dieses Recht wurde dem Örtchen 1135 verliehen.

Eine wirkliche glückliche Geschichte hat dieser Ort nicht zu bieten: Wegen seiner Lage als “Hüter” der Isle of Wight wurde er immer wieder von den Franzosen überfallen und niedergebrannt.
Auch vom Schiff wirkte der Hafen mehr als überschaubar. Dafür hatte man einen tollen Blick auf die Verteidigungsanlagen der Stadt. Hier steht heute leider nur noch eine einzige Kanone.

Die Isle of Wight gibt sich ansonsten als Erholungsgebiet. Den Einwohnern der Südküste Englands, bis rauf nach London, dient diese Insel als Ferienort und Rückzugsgebiet aus dem stressigen Alltag.

Wer Action sucht, ist hier eher falsch. Dafür gibt es jede Menge Campingplätze und Sommerhäuser.

Für uns geht es in östlicher Richtung, quer über die Insel, und nach etwa 45 haben wir den Ferienort Shanklin erreicht. Oberhalb des Ortes liegt der Parkdean Resorts Lower Hyde Holiday Park, in dem unsere Unterkunft, ein Caravan, liegt.

Hier richten wir uns am Abend für die nächste Woche häuslich ein. Es war ein langer Tag und wir werden heute sicherlich keine Unternehmungen mehr anstreben.

Bis wir unseren ganzen Krempel verstaut (oder auch verstreut) haben und das Abendessen zubereitet ist, dann ist der Abend für uns gelaufen.
Good N8
Angie, Micha und Mister Bunnybear (Hasenbär)
Südengland 2023 - Tag 17
Ladies and Gentlemen!
Wir müssen noch etwas an unserem Heritage Pass arbeiten, deshalb steht heute wieder ein Ziel auf unserer Agenda, das im Pass inklusive ist. Micha witzelt schon: am Ende kriegen wir noch Geld raus ...

Heute machen wir uns auf den Weg, um das Castle Carisbrooke zu besuchen. Der normale Eintrittspreis schlägt hier mit 14 £ zu Buche.

Ursprünglich gab es eine römische Burg in Carisbrooke, die als Teil der römischen Bemühungen errichtet wurde, die sächsische Küste vor Überfällen zu schützen.

Nach der normannischen Eroberung errichtete William Fitz Osbern, Earl of Hereford, hier eine neue Burg nach dem traditionellen normannischen Motte- und Bailey-Plan, mit zwei Bailey-Einfriedungen, die zu einem hohen Motte führen, der von einem befestigten Bergfried überragt wird.

Das Schloss ging später an die Familie Redvers über. Es war wahrscheinlich Baldwin de Redvers, Earl of Devon, der die starke Ringmauer errichtete, um die früheren normannischen Verteidigungsanlagen zu verstärken.

Carisbrooke verdankt insbesondere Gräfin Isabella de Fortebus viel. Die verwitwete Gräfin war im 13. Jahrhundert eine der reichsten und mächtigsten Landbesitzerinnen in England, mit Ländereien, die sich von Wight bis Yorkshire erstreckten.

1262 beschloss sie, sich in Carisbrooke niederzulassen. Sie verwandelte die kahle Verteidigungsburg und ließ eine ganze Reihe von Räumen errichten, darunter komfortable Suiten, eine große Halle, private Kammern und die Kapelle St. Peter. Die Kapelle ist jetzt in den Museumsbereich integriert.

Die Familie Redvers hielt die Burg, bis die Linie mit Isabellas Tod im Jahr 1293 ausstarb. Die Burg ging dann auf die Krone über und wurde häufig königlichen Günstlingen zugesprochen. 1377 schlug die Burg eine Invasion der Franzosen zurück, aber in der Tudor-Zeit ging die größte Bedrohung von einer spanischen Invasion aus.

Ab 1597 wurde die Burgverteidigung durch eine Reihe von Bastionen und Erdwällen erweitert, die von einem italienischen Ingenieur namens Gianbelli entworfen wurden.

Die Tudor-Erdwälle umschließen die normannischen Vorburgen vollständig und sind mit Stein verstärkt und mit 5 Bastionen in Form von Pfeilspitzen unterbrochen, um der Bedrohung durch Artilleriefeuer entgegenzuwirken.

Das Schloss ist am bekanntesten für seine Verbindung mit Charles I. (Karl I.). Charles wurde 1647 in Carisbrooke inhaftiert, nachdem seine Armeen im Bürgerkrieg vom Parlament besiegt worden waren. Der König war bequem im Constable's Lodging untergebracht, einem Tudor-Gebäude, das an die mittelalterliche Great Hall angrenzt.

Charles konspirierte jedoch weiter. Zwei aufeinanderfolgende Versuche aus seinem „goldenen Käfig“ zu entkommen, veranlassten seine Gefängniswärter, ihn in viel sichereren und weniger komfortablen Quartieren festzusetzen.

Charles wurde schließlich zur Hinrichtung von Carisbrooke nach London gebracht. Das Schlafgemach des Königs ist ebenso erhalten wie das Fenster, durch das er zu fliehen versuchte.

1896 wurde Prinzessin Beatrice, die jüngste Tochter von Königin Victoria, zur Gouverneurin der Isle of Wight ernannt. Die Prinzessin machte das Schloss nach 1914 zu ihrem Sommerdomizil.

Der Titel des Gouverneurs der Isle of Wight wurde im Jahr 1965 an Prinz Philip, Duke of Edinburgh, weiter vergeben. Die Zeremonie zur Ernennung fand ebenfalls im Carisbrooke Castle statt und wurde von der Queen persönlich durchgeführt.

Leider kamen die Queen und Prinz Philip nicht mehr mit der Kutsche, sondern mit dem Auto. Damit der dicke, dunkelrote Bentley der Monarchin überhaupt bis in den Hof vorfahren konnte, mussten leichte Modifizierungen am Torhaus vorgenommen werden: man entfernte schnell einmal Teile des historischen Eingangs.

Die klassische Ansicht für den Besucher von Carisbrooke Castle ist dieser imposante, dominante, zweitürmige Hauptteil des Torhauses. Dieses begann im 13. Jahrhundert als einfaches Tor, aber 1336 erweiterte Edward III. es, um einen zentralen Durchgang zwischen den Toren mit runden Türmen zu schaffen. Innerhalb des Durchgangs des Torhauses befinden sich Rillen für drei Fallgatter.

Das Torhaus bietet Zugang zur westlichen Vorburg, die an der Stelle des ursprünglichen römischen Kastells steht. Das Torhaus bewies fast sofort seinen Wert und half, die Burg vor der französischen Invasion von 1377 zu verteidigen.

Rechter Hand befindet sich die St.-Nikolaus-Kapelle neben dem Wachhaus. Die Kapelle stammt aus dem 13. Jahrhundert, wurde aber 1899 zum Gedenken an den 250. Todestag Karls I. im Jahr 1649 komplett umgebaut.

Später wurde sie zu einem Denkmal für diejenigen, die im 1. Weltkrieg fielen, darunter Prinzessin Beatrices Sohn Maurice, der 1914 in Ypern starb. Das Ende der Kapelle wird von einer großen Büste von König Karl und einem Denkmal für die toten Soldaten dominiert.

Im ehemaligen Wachhaus (Guardhouse) wird heute den Besuchern ein gut gemachte Informationsfilm zur Historie von Carisbrooke gezeigt.

Hinter der Kapelle liegt der Garten “Princess Beatrice Garden”.

Dieser Garten wurde im edwardianischen Stil gestaltet, um an die Zeit zu erinnern, als Carisbrooke das Sommerhaus von Prinzessin Beatrice, der Tochter von Königin Victoria, war.

Geradeaus liegt die Große Halle. Darin befindet sich heute das Museum (und in den Quartieren des Gouverneurs) mit zahlreichen Objekten zur Geschichte des Schlosses sowie zur lokalen Geschichte der Region.

Einer der Höhepunkte ist eine Nachbildung des Schlafzimmers von Charles I. Zu den weiteren Ausstellungsstücken gehören ein Gemälde von Joseph Mallord William Turner von Carisbrooke, ein mittelalterlicher Krug sowie das Schwert und die Nachtmütze von Charles I. Dies sind nur einige von über 27.000 Objekten, von denen nur einige regelmäßig ausgestellt werden.

Einer der Höhepunkte eines Besuchs in Carisbrooke ist ein Besuch im Wellhouse, wo Wasser aus einem 50 Meter tiefen Brunnen mit einem von Eseln betriebenen Rad geschöpft wird. Das Ding sieht aus, wie ein überdimensionales Hamsterrad in dem die Esel laufen. Das Rad ist durch ein System von Zahnrädern und Rollen mit einem Seil verbunden, das an einem Eimer befestigt ist.

Der Eimer wird in den Brunnen abgesenkt und während der Esel stetig läuft, wird der volle Eimer an die Oberfläche gezogen.

Das heutige Brunnenkopfgebäude wurde in der Tudorzeit errichtet, aber der Brunnen selbst und sein Mechanismus sind bedeutend älter. Es gibt 6 Esel, die, zu Demonstrationszwecken, auf dem Eselsrad abwechselnd eingesetzt werden. Die Vorführungen finden mehrmals täglich, immer zur halben Stunde, statt.

Die Esel sind in einem großen Gebäudekomplex in der westlichen Ecke der Burganlage untergebracht.

Alle Namen der Esel beginnen mit dem Buchstaben „J“, eine Tradition, die bis in die Zeit zurückreicht, als Karl I. hier gefangen war. Charles unterzeichnete Briefe an seine Mitverschwörer mit dem Buchstaben J, und die Tradition begann, die Esel mit demselben Buchstaben zu benennen.

Für die treuen Vierbeiner gibt es sogar einen eigenen Eselsfriedhof.

Daran kommt man auf dem Weg zum Tearoom vorbei.

Der Tearoom bietet kleine Gerichte, Suppen, Kuchen usw. zu erstaunlich moderaten Preisen an.

Dicht an der Nordwestwand des Schlosses befindet sich eine Reihe von Unterkunftsräumen. Dort befindet sich eine Fensterlaibung, die zu Ehren der Gräfin Isabella als “Isabella's Window” bekannt ist.

Dieses Fenster gab einst Licht in die Privatgemächer der Gräfin. Es war mit farbigem Glas verglast – ein seltener Luxus - und in das Fenster waren Steinsitze eingebaut, damit die Gräfin den Blick über ihre Ländereien bis zum Meer genießen konnte.

Hoch oben an der Außenwand befindet sich ein kleines, vergittertes Fenster. 1648 versuchte Karl I., durch dieses Fenster zu entkommen und an einem Seil zu den am Fuß der Burgmauer wartenden Anhängern hinunterzuklettern.

Er hatte zwei Kerkermeister bestochen, damit sie bei seinem Versuch wegschauten. Die Gefängniswärter nahmen sein Geld, benachrichtigten dann aber die Burgbehörden, und der Versuch wurde vereitelt.

Charles hatte zuvor versucht, aus seinem Schlafzimmer zu entkommen, aber dieses Mal hatte er die Lücke zwischen den Fenstergittern falsch eingeschätzt und wurde zwischen ihnen eingekeilt, bis seine Kerkermeister ihn fanden.

Einer der frühesten Teile des Schlosses und immer noch einer der beeindruckendsten: die Muschelfestung. Dieser hohe steinerne Bergfried (oder befestigte Turm) sitzt auf einem hohen konischen Hügel (auch Motte genannt).

Der Bergfried war als letzte, verzweifelte Zuflucht für Verteidiger im Falle eines Angriffs gedacht und wird nur über eine steile Treppe erreicht, die mit dem Wehrgang verbunden ist.

Abgesehen von einer Garderobenkammer gibt es im Bergfried nur sehr wenige intakte Elemente, aber die Belohnung für den Aufstieg auf die Spitze der Motte ist ein wunderbarer Blick über die Burg und das “Bowling Green” im Norden.

Dieses große, ebene Gebiet war Teil der erweiterten Verteidigungsanlagen, die bei der Errichtung der äußeren Bastionen und Erdwälle entstanden. Soldaten nutzten den flachen Platz für Paraden und Exerzitien, aber berühmter wurde er von Karl I. zum Boulespielen, während seiner Gefangenschaft, genutzt.

In dieser Woche finden in allen Burgen und Schlössern des English Heritages spezielle Familientage statt. Anlass dieser Veranstaltungen ist die Coronation, die Krönung, von König Charles.

Es gibt kindgerechte open Air Theateraufführungen bei denen die Kids mitmachen können. Die Eltern sitzen derweil auf der Wiese und picknicken, während die Sprößlinge, ausgestattet mit Krone und Schwert, zusammen mit den Schauspielern historische Ereignisse nachspielen.

Insgesamt waren wir gut 4 Stunden im Castle unterwegs.
Good Night!
Angie, Micha und Mister Bunnybear (Hasenbär)
Südengland 2023 - Tag 18
Ladies and Gentleman!
Was werden wir von der Sonne verwöhnt. Das glaubt uns zu Hause kein Mensch! Inzwischen haben wir fast mehr Farbe angesetzt, als in Afrika. Das würde man im Leben nicht mit einem Urlaub in England in Verbindung bringen.

Heute fuhren wir zum kleinen Hafen von Ryde, wo wir erneut auf die Wightlink Fähren trafen, die von hier ins wenige Kilometer entfernte Portsmouth übersetzen.

Vielleicht erinnert sich noch der eine oder andere an die Hovercrafts, jene komischen Luftkissenfahrzeuge, die einige Jahre lang den Ärmelkanal zwischen Frankreich und England überquerten.

Christopher Cockerell (1910-1999) war ein Ingenieur, dessen bekannteste Erfindung das Hovercraft war, ein Vehikel, das sich sowohl über Land als auch über Wasser fortbewegen konnte, und das auf einem Luftkissen.

Der Verkehr über den Ärmelkanal mit den Luftkissenfahrzeugen wurde im Jahr 2000 eingestellt.

Eigentlich eine geniale Erfindung! Heute trifft man diese Luftkissenfahrzeuge nur noch selten an. Quasi die letzten Ihrer Art sind auf der Isle of Wight anzutreffen.

In ganz Großbritannien gibt es heute nur noch eine Mini-Strecke, die von zwei Hovercrafts befahren wird: Von Southsea (Portsmouth) an der Küste von Hampshire nach Ryde auf der Isle of Wight.

Gerade einmal zehn Minuten brauchen die beiden Luftkissenfahrzeuge Solent Flyer und Island Flyer dafür, die tagaus, tagein hin und her pendeln. Im Jahr 2016 wurden beide Fahrzeuge in Dienst gestellt.

Die Verbindung dient nur zur Personenbeförderung, im Gegensatz zur damaligen Ärmelkanalfähre, die auch Fahrzeuge mitnehmen konnte.

Es ist schon ein eigenartiger Anblick, wenn diese merkwürdigen Fahrzeuge vom Meer her kommend auf das Land brettern und sich dort dann schnaufend niederlassen.

Man sieht sie noch nicht, aber man hört sie schon. Und dann brausen die Ungetüme an einem vorbei, bevor man den Auslöser der Kamera drücken konnte.

Die Luftkissenfahrzeuge gelten als sehr sicher. Nur einmal gab es auf der Strecke Southsea-Ryde ein Unglück: am 4. März 1972, als nur wenige hundert Meter von der Landestelle in Southsea entfernt, die Fähre von einer ungewöhnlich großen Welle erfasst wurde und kenterte. Fünf Menschen kamen bei dem Unfall ums Leben.

Bevor die Menschen mit dem Luftkissenboot auf die Insel fuhren, kamen sie mit dem Boot.

Und vor dem Bau des Piers wurden die Passagiere auf dem Rücken eines Trägers an Land gebracht, um dann - je nach Gezeitenstand - noch bis zu einer halben Meile über nassen Sand laufen zu müssen, bevor sie die Stadt erreichten. Die Notwendigkeit eines Piers war offensichtlich.

Der Pier wurde von John Kent aus Southampton entworfen und der Grundstein am 29. Juni 1813 gelegt. Der Ryde Pier wurde bereits 1814 fertiggestellt.

Die Struktur war ursprünglich ganz aus Holz und 527 lang und 3,6 m breit. Mit seinen gut 200 Jahren ist der Ryde Pier der älteste noch existierende Pier der Welt.

Als die Fähren größer wurden, musste der Pier angepasst werden und wurde 1824 auf 618 m verlängert, 1833 auf 681 m, während der Pierkopf 1842 und Ende der 1850er Jahre erneut verlängert wurde.

Neben der bestehenden Struktur wurde ein zweiter Pier für eine von Pferden gezogene „Straßenbahn“ gebaut, der 1864 eröffnet und später durch elektrische Straßenbahnen ersetzt wurde.

Am 12. Juli 1880 wurde neben den ersten beiden noch ein dritter Pier eröffnet, der eine direkte Dampfeisenbahnverbindung zum Pierkopf herstellte. Dieser wird ebenfalls immer noch genutzt, wenn auch nicht mehr von Dampfzügen.

1895 wurde am Pierkopf ein Konzertpavillon errichtet, und in den nächsten sechzehn Jahren wurden die ursprünglichen Holzpfähle durch Gusseisen ersetzt.

Die Straßenbahn wurde 1969 geschlossen und die Struktur wurde teilweise demontiert. Übrig blieb der stillgelegte und verfallende Straßenbahnanleger.

Dieser wird aber gerade wieder hergerichtet und soll die Fußgänger vom großen Anleger, den zur Zeit alle noch alle Verkehrsteilnehmer gemeinsam nutzen, trennen.

Der Ryde Pier wurde 1976 unter Denkmalschutz gestellt. Im Mai 2011 wurden bereits erste Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt und die Lichtmasten am Promenade Pier mit Halterungen und Laternen im viktorianischen Stil ausgestattet.

Der Pier kann sogar bis zur Anlegestelle mit dem Auto (langsam) befahren werden, Parkplätze gibt es am Anlegesteg (gegen Gebühr).

Man kommt sich dabei ein bisschen, wie auf einer Zeitreise vor. Einiges ist noch recht verkommen, aber die Bemühungen sind sichtbar - und das, was bisher bereits renoviert wurde, macht einen guten Eindruck.

An der Promenade lassen sich etliche Lokale finden, in denen es das Nationalgericht Fish & Chips gibt.
Good Night!
Angie, Micha und Mister Bunnybear (Hasenbär)
Südengland 2023 - Tag 19
Ladies and Gentlemen!
Wenn man die Isle of Wight besucht, sollte man auf keinen Fall auf einen Besuch der Steam Railway verzichten und unser Abenteuer auf der Insel wäre ohne einen Besuch sicherlich nicht vollständig.

Die Bahnstrecke war Teil des 90 km umfassenden Eisenbahnnetzes auf der Isle of Wight, dass zwischen 1862 und 1901 von verschiedenen Gesellschaften betrieben wurde, und das alle größeren Ortschaften und Dörfer verbanden.

Die Stilllegungen erfolgten ab 1952 und waren 1966 abgeschlossen. Einzig die Island Line wurde weiter betrieben.

Glücklicherweise gründete kurz darauf eine Gruppe von Eisenbahnbegeisterten die Wight Locomotive Society.

Sie kauften 1966 drei Drehgestellwagen der London, Brighton and South Coast Railway und drei der South Eastern and Chatham Railway, als der Betrieb eingestellt wurde.

Der neue Dienst für die Dampflokomotiven begann 1971 nach einigen Restaurierungen. Inzwischen gibt es eine große Sammlung von Lokomotiven und Waggons.

Der Fuhrpark wird in der Werkstatt in der Havenstreet gepflegt, wo Besucher auch die Restaurierungsarbeiten in Aktion sehen können.

Die hier werkelnden Mitarbeiter sind gerne zu einem kleinen Schwätzchen aufgelegt, obwohl immer genügend Arbeit vor der Tür wartet.

Gerne zeigen sie mit Begeisterung den interessierten Besuchern ihre Tätigkeitsbereiche. Alle sind natürlich ehrenamtlich engagiert. Respekt!

Die Wartung und Restaurierung wird auch Eisenbahn nie endet - es gibt immer etwas zu reparieren oder zu verbessern!

Die Station beheimatet ebenfalls das kleine, aber feine Museum. Die älteste vorhandene Lokomotive wurde bereits 1876 gebaut.

Die Waggons sind sogar noch einen Tacken älter und stammen teilweise tatsächlich aus dem Jahr 1864.

Der “modernste” Waggon wurde immerhin auch schon 1924 gebaut. Er mag vielleicht der Jüngste sein, ist aber immer noch fast hundert Jahre alt!

Das Museum umfasst alles von alten Zuguniformen und Motorteilen bis hin zu den massiven Lokomotiven.

Als wir die Eisenbahnstation betraten, wurden wir von freundlichen Herren und Damen begrüßt, die alle die altmodischen Uniformen trugen. Sofort fällt uns die Einsatzbereitschaft des Personals auf.

Besonders begeistert hat uns der ältere Herr (weit in seinen 80ern), der zwar seeehr schlecht hörte, aber seinen Touchscreen Computer virtuos bedienen konnte.

Der Klang der Dampfzugpfeifen und der Rauch sowie die schön restaurierten Züge selbst waren ein toller Anblick.

Während wir auf die Ankunft unseres Zuges warteten, machten wir einen Abstecher durch den Geschenkeshop und dann durch das Museum selbst.

Während unseres Rundgangs durch das Museum taten sich draußen aufregende Dinge: ein ganzes Orchester hatte Aufstellung genommen und begann zu der Abfahrt der Züge zu spielen.

Die Besucher sangen, wippten und klatschten zu Melodien aus All Creatures Great and Small (Der Doktor und das liebe Vieh) und aus Is This the Way to Amarillo? wurde dann umgedichtet “Is This the Train to Amarillo?”

Und der Hasenbär hat sich sofort mit dem Maskottchen der Musiker angefreundet und durfte dann mit ihm zusammen sitzen.

Der Bahnsteig an der Havenstreet war überraschend gut besucht. Die meisten Besucher hatten bereits Tickets für einen der Züge, doch bei diesem wunderbaren Wetter wollten noch viel mehr Leute Tickets kaufen.

Wir hatten unsere Tickets, für ein ganzes privates Abteil, bereits im März vorab online gekauft.

Die Zugbegleiter zeigten uns den Weg zu unserem Zug und dann öffneten sie für uns die alten Türen und wir betraten unser Abteil in der ersten Klasse.

Die Lok wurde umgesetzt, was ich gar nicht beobachten konnte, da ich mich gerade in unser buntes Plüschabteil verliebt hatte.

Das Tolle war, dass wir ein ganzes Abteil für uns hatten, sodass wir uns frei über die Sitze, zum filmen & fotografieren, bewegen konnten. Dann ans Fenster, wie ging das nochmal auf…ach ja, am Riemen ziehen!

Die Zugfahrt war natürlich eine langsame, gemächliche Zugfahrt. Es sind jetzt leider nur noch wenige Meilen an Gleisen übrig, aber die Dampfzüge tuckern fröhlich zwischen den vier Bahnhöfen entlang ihrer neuen Route und sie halten immer noch an jeder Station. Tatsächlich stiegen auch überall Leute aus oder zu.

Es gibt verschiedene Tickets: entweder man bucht, so wie wir, einen Roundtrip oder ein Tagesticket, das für den Museumszug und die normale Railway gleichermaßen gilt.

Als Bonus gab es einen schönen Blick auf die grüne, englische Landschaft vor dem Fenster.

Die Fahrt im rollenden Plüschsofa ging für uns einmal hin und zurück!

Dann ist wieder die Station Havenstreet erreicht. So stellt man sich einen typischen englischen Bahnhof auf dem Lande vor.

Der Anblick alter Dampfmaschinen, der Charme ruhiger ländlicher Bahnhöfe und die Freundlichkeit traditionell uniformierter Mitarbeiter werden uns positiv in Erinnerung bleiben.

Gegenüber des Bahnsteigs liegt der Bereich der Gastronomie und die Toiletten sind in einem separaten Gebäudekomplex untergebracht.

Zum Glück trieben uns unsere Konfirmandenblasen noch einmal zum Klo, denn sonst hätten wir die beeindruckende Flugvorführung der benachbarten Falknerei verpasst.

Aber so konnten wir die 13.40 Uhr Vorführung mit den wunderschönen Raubvögeln direkt auch noch mitnehmen.

Zwei Mitarbeiter stellten verschiedene Vögeln, sowohl auf dem Arm, als auch im Flug, dem staunenden Publikum vor.

Am meisten beeindruckte natürlich der Golden Eagle, was für ein wunderschönes Tier.

Nach der Vorführung ging es für uns wieder einmal auf ein Weingut. Nur 15 Fahrminuten von dem Bahnhof entfernt liegt das Adgestone Vineyard.

Ein 10 Hektar großes, sanft nach Süden abfallendes Weingut, dessen Hänge ursprünglich schon vor rund 2000 Jahren von den Römern mit Reben bepflanzt wurden. Derzeit sind neun Hektar mit Trauben bepflanzt und ein Hektar ungenutzt.

Es handelt sich tatsächlich um das älteste kontinuierlich betriebene Weingut in Großbritannien, gegründet 1968. Produziert werden bis zu 30.000 Flaschen englischer und Country-Weine pro Jahr.

Neben einer guten Auswahl an konventionelleren Weinen wird in Adgestone ein blauer Schaumwein aus Trauben hergestellt, die tatsächlich auch vor Ort angebaut werden.

Something Blue ist eine leicht sprudelnde Cuvée, die nach der Methode Traditionelle hergestellt wird. Es ist der einzige blaue Sparkling Wine, der in Großbritannien hergestellt wird.

Er wird nach der traditionellen Champagnermethode hergestellt und ruht vor der Freigabe zwei Jahre auf der Hefe, um seine Geschmackskomplexität zu steigern. Die natürliche blau-türkisfarbene Farbe des Cuvee ist besonders beliebt bei Hochzeiten, daher auch der Name. In vielerlei Hinsicht ist er wie traditionellere Schaumweine … nur eben in Blau.

Blauer Wein wird im Allgemeinen aus einer Mischung roter und weißer Trauben hergestellt, denen Anthocyane – ein Pigment aus roten Traubenschalen – zusammen mit dem organischen, pflanzlichen Lebensmittelfarbstoff Indigotime zugesetzt werden. Die genaue Methode ist ein streng gehütetes Geheimnis.

Der Schöpfer, der ehemalige Ingenieur Russ Broughton, arbeitete ursprünglich in der Robotik bei Ford, bevor er in die Containerhafenindustrie in Southampton und London Gateway wechselte. Zusammen mit der Unternehmensanwältin Philippa Jane kaufte er Adgestone Vineyard.

Weder Broughton noch Jane hatten zuvor Erfahrung in der Weinindustrie. Während eines Urlaubs entdeckte er eine Anzeige in der Lokalzeitung: “Vineyard For Sale”.

Adgestone Winery war einst ein prestigeträchtiges Weingut und gewann 1970 die Gore Brown Trophy für englischen Wein.

Die ursprünglichen Seyval Blanc Reben aus dem Jahr 1968 sind bis heute erhalten – sie werden liebevoll als „Old Ladies“ bezeichnet und sie sind die ältesten kommerziellen Reben im Vereinigten Königreich.

Seit dem Kauf des Unternehmens im Jahr 2013 hat Broughton über 6.000 Reben gepflanzt, davon 3.000 im ersten Jahr, zusammen mit 600 Pfählen und 20 km Spalier.

Er hat die Produktion von 3.000 Flaschen auf über 25.000 erhöht. Daneben wurde das Geschäft auf die Landwein- und Likörproduktion ausgeweitet.

Für 10 £ gibt es einen Audioguide, der die Besucher durch die Weinberge führt. Für ebenfalls 10 £ lässt sich auch ein 30-minütiger animierter und informativer Wein-Chat (inklusive Verkostung) buchen, der die Entwicklung der englischen Weinindustrie von den Römern bis heute, die verschiedenen angebauten Sorten und auch detailliertes Weinbauwissen, behandelte.

Die Tische waren nur mäßig voll. Zugegebenermaßen kamen wir erst nach dem Mittagsansturm um 15:30 Uhr an. Die Tiere des Hauses (verschiedene exotische Hühnerrassen & Hunde) wuselten zwischen den Tischen herum und hofften darauf, dass zufällig etwas herunter fällt.

Die Hühner waren ausgesprochen zahm und ließen sich streicheln. Sehr amüsierten wir uns darüber, als sie sich über die Wasserschalen der Hunde hermachten.

Als ob sie kein Wasser oben in ihrem Gehege hätten - aber woanders schmeckt es eben immer viel besser.

Der Service war zügig. Überaus flott wurde unsere große, gemischte kalte Platte, natürlich begleitet von einem Glas “Something Blue”, serviert. Ganz günstig ist dieser Spaß natürlich nicht. 25 £ für die kalte Platte für zwei Personen und ein Glas “Something Blue” kostet schlappe 9 £ - für die ganze Flasche werden respektable 42 £ (im Shop 39 £) aufgerufen.

Adgestones charakteristische Geschmacksnote, der die Essensplatten begleitet, ist das auf Chili basierende „Arson Fire“, und der Nameszug erscheint auch auf der Rückseite der T-Shirts des Personals: mit Flammen, die aus ihrem Hintern aufsteigen. Englischer Humor eben!

Die Audiotour, das Gartenlokal und mit dem angenehme Sitzbereich im Freien machen das Adgestone zu einem interessanten und angenehmen Weingut.

Natürlich nahmen wir hier auch eine Kiste des Verkaufsschlagers “Something Blue” aus dem Shop mit. Wer hat schon englischen Schaumwein zu Hause - und noch dazu blauen Schaumwein? Ich kenne keinen!
Good Night
Angie, Micha und Mister Bunnybear (Hasenbär)
Südengland 2023 - Tag 20
Ladies and Gentleman!
Heute klingelt der Wecker schon um 7.30 Uhr. Wir wollen uns sputen, denn es geht für uns ganz in den West der Insel. Nach etwa einer Stunde erreichen wir den Parkplatz “The Needles” (Kosten 6 £) oberhalb der Alum Bay.

Noch ist genügend Platz, aber das wird sich im Verlaufe des Vormittags noch drastisch ändern.

Von dort führt ein ein 1,2 Kilometer langer asphaltierter und ausgeschilderte Klippenweg vom Parkplatz zum Gelände der Batteries. An einem klaren Tag wie heute ist die Aussicht schlichtweg nur grandios.

Diese historischen Verteidigungsanlagen unterstehen dem National Trust und bestehen aus zwei Teilen: der Needles Old Battery und der Needles New Battery.

Wir beginnen die Besichtigung mit der Old Battery, einer viktorianischen Kanonenbatterie, die an die äußersten Westspitze der Isle of Wight gebaut wurde.

Als in den 1860er Jahren die Gefahr eines Krieges mit Frankreich drohte, startete der britische Premierminister Lord Palmerston ein ehrgeiziges Programm zum Ausbau der Seeverteidigung des Landes.

Einer der Schlüssel zu Palmerstons Plan war die Verteidigung der Marinewerften in Portsmouth auf der Nordseite des Solent-Kanals.

Die windgepeitschte Landzunge an der äußersten Westspitze der Isle of Wight war ideal positioniert, um die westliche Zufahrt zum Solent zu verteidigen.

Also wurde auf den Felsen über den Needles Rocks und dem Leuchtturm eine Geschützbatterie und ein Aussichtspunkt errichtet. Die Batterie wurde durch einen tiefen Graben auch vor landseitigen Angriffen verteidigt.

Innerhalb der Mauern befinden sich zwei Kommandoposten und ein unterirdischer Tunnel, der zu einer vorderen Suchscheinwerferstellung führt, die in die Felswand mit Blick auf die Nadeln gebaut wurde.

Es gab Unterkünfte für 21 Mann unter dem Kommando von 2 Unteroffizieren und einem Offizier, mit einem Labor, Lagergebäuden und einem Magazin.

Trinkwasser war aufgrund der abgelegenen Lage eine Herausforderung, daher wurde Wasser in Regentonnen gesammelt. Die Batterie war nur in Notzeiten besetzt. Die restliche Zeit lebte nur ein “Master Gunner” auf dem Gelände, und man kann die Überreste seines Hausfundaments direkt vor dem Batterieeingang sehen.

Die Batterie war mit 6 7-Zoll Rifled Breech Loader-Kanonen bewaffnet, aber nach nur einem Jahrzehnt wurden diese durch Vorderlader-Kanonen ersetzt.

Größere 9-Zoll-Mündungsladegeschütze wurden 1893 installiert, diese wurden 1903 ebenfalls wieder außer Dienst gestellt.

Die französische Invasion, die Palmerston befürchtete, kam allerdings nie zustande, und die Reihe von Forts, die gebaut wurden, um der Bedrohung entgegenzuwirken, wurde als “Palmerston's Follies” verspottet.

Obwohl die französische Bedrohung nicht zustande kam, blieb die Batterie sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg im Einsatz. Als sich der Erste Weltkrieg abzeichnete, wurde auf dem Exerzierplatz ein Flugabwehrgeschütz installiert.

Besucher können dem unterirdischen Tunnel in die Kreidefelsen folgen und finden die Scheinwerferstellung. Die Aussicht hoch über den Needles-Felsen ist spektakulär und an klaren Tagen kann man sogar bis nach Dorset sehen!

Die vielschichtige Geschichte der Batterie wird in einer Reihe atmosphärischer Räume zum Leben erweckt, die zeigen, wie es war, hier zu arbeiten. Animierte Cartoons des Comiczeichners Geoff Campion veranschaulichen die Rolle, die die Militärbasis auch in der Geschichte des modernen Großbritanniens spielte.

Auf dem Exerzierplatz stehen zwei originale Geschütze, wenn auch auf nachgebauten Geschützlafetten. Alle Geschütze wurden wieder aus dem Meer geborgen, wo man sie vor Jahrzehnten einfach hinein warf und entsorgte.

Hoch oben auf einer Klippe gelegen, bietet der Exerzierplatz spektakuläre Ausblicke auf die Needles Rocks. Mit verschiedenen Ausstellungen, Teestube und zwei Lehrpfaden ist für jeden etwas dabei.

Für die Besichtigung sind zur Zeit 7,50 £ pro Person fällig. Mitglieder des National Trust haben natürlich freien Eintritt. Diese Besichtigung ist nicht durch die Engish Heritage Karte abgegolten.

An bestimmten Tagen gibt es Führungen von Historikern. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt ist für alle Interessierten an dem Hinweisschild im Hof.

Wie bestellt zieht plötzlich eine historische Spitfire über den Needles ihre Kreise.

Direkt oberhalb der Old Battery befindet sich die Needles New Battery, die 1895 gebaut wurde. Man befürchtete, dass noch größere Kanonen an der Old Battery die Klippen zum Einsturz bringen könnten. Sie sind fünf stramme Geh-Minuten steil bergauf/bergab voneinander entfernt.

1918, nach dem 1. Weltkrieg, in den “Dornröschenschlaf” versetzt, wurde die New Battery für den Zweiten Weltkrieg wieder reaktiviert. Die Batterie war mit 3 9,2-Zoll-Hinterladekanonen bewaffnet, die jeweils massive Granaten mit einem Gewicht von jeweils 380 Pfund abfeuerten.

Wenig überraschend, dass jede Waffe eine Besatzung von 11 Mann erforderte! Unterirdische Magazine versorgten die Geschützstellungen und ein Gefechtsstand stand höher oben auf dem Abgrund.

Die Jahre 1956 bis 1971 waren jedoch die aufregendsten Jahre für die New Battery.

The Needles New Battery beheimatet die wenig bekannte Geschichte von Großbritanniens „Race for Space“ (Wettlauf um den Weltraum) im Kalten Krieg.

Hier auf der Isle of Wight wurden die Raketen unter strengster Geheimhaltung getestet, bevor man sie zum Start nach Woomera in Südaustralien verschiffte.

Es wurden zwei unterirdische Räume verwendet, die durch einen Tunnel verbunden waren. In diesem geheimen Komplex arbeiteten Wissenschaftler an Raketen wie Black Knight und Black Arrow sowie dem Weltraumsatelliten Prospero.

Die Raketen basierten auf den deutschen Raketen des Zweiten Weltkriegs und bildeten die Grundlage für das spätere amerikanische Raketenprogramm.

Besucher können mehr über die interessante Geschichte erfahren und das unterirdische Museum besuchen, zusammen mit dem besten Blick auf The Needles am Aussichtspunkt.

Bis 1975 übernahm der National Trust die Needles Old and New Battery zusammen mit dem umliegenden Downland. Die unterirdischen Räume wurden 2004 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht - sie sind aber nur an bestimmten Tagen geöffnet.

Die Kammern wurden renoviert, um zu zeigen, wie die Tests durchgeführt wurden und wie das Leben der Wissenschaftler verlief, die hier an den streng geheimen Projekten beteiligt waren.

Diese Besichtigung ist erstaunlicherweise kostenfrei.

Mehrere Pfade rund um die New und Old Batteries führen zu Aussichtspunkten mit Blick auf die Needles Rocks und den ikonischen rot-weiß gestreiften Leuchtturm an der Westspitze der Klippen.

Der erste Leuchtturm am westlichen Eingang zum Solent wurde 1786 errichtet. Leider führte die Höhe der Klippen dazu, dass das Licht oft in Dunst und Nebel gehüllt war und somit für die Schifffahrt nicht sichtbar war.

Das wurde 1859 korrigiert, als der heutige Leuchtturm an der äußersten Westspitze der Needles Rocks gebaut wurde. Der Leuchtturm ist 33,5 Meter hoch. Es war über 100 Jahre lang bemannt und wurde erst 1994 vollständig automatisiert. 1987 wurde ein Hubschrauberlandeplatz darauf gebaut.

Wir laufen zurück zu unserem Auto und fahren einmal um die Ecke zur Warren Farm. Die Farm bietet einen Tea Garden und einen Hofladen.

Die Farm liegt etwa 800 m Luftlinie östlich von den Needles. Es ist auch nicht weit zum Küstenpfad und der Tea Garden ist an jedem Eingang zum Weidegebiet gut ausgeschildert.

Die Hauptgeschäft ist jedoch die Rinderherde. Das Vieh der Farm weidet auf der Tennyson Down des National Trust.

Die Kühe sind eine Kreuzung aus Aberdeen Angus- und Hereford-Kühen. Die Mütter behalten ihre Kälber etwa 9 Monate bei sich, bevor die Kälber abgesetzt werden.

Die Kälber werden dann etwa 2-3 Jahre lang ausschließlich mit Gras ernährt (kein Getreide, Mais oder Soja erlaubt!), bevor sie als Rindfleisch verkauft werden.

Der Hofladen bietet eine kleine Auswahl an Produkten und Geschenken aus der Region: Fleisch, Käse, Milch und Eier von der Isle of Wight sowie das eigene Farm-Rindfleisch.

Die Preise für den hauseigenen Steak-Pie empfanden wir mit 4,50 £ als sehr moderat.

Bei diesem fantastischen Wetter ist natürlich auch im Wasser und an den Stränden jede Menge los.

Yachten werden vorgeführt, Speedboote ausgefahren und besonders hat uns die holländische Gruppe Oldtimer mit ihren Vauxhall Autos gefallen.
Good Night
Angie, Micha und Mister Bunnybear (Hasenbär)
Südengland 2023 - Tag 21
Ladies and Gentlemen!
Der heutige Tag widmet sich einer geschichtsträchtigen Epoche: Kein Landsitz wurde von Königin Viktoria so sehr geliebt wie das Osborne House auf der Isle of Wight.

Die als “Großmutter Europas” bekannt gewordene Monarchin war von 1837 bis 1901 die Königin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland.

Sie bewies schon damals eindrucksvoll, dass grundsätzlich alle Queens, anstrengender Regierungsgeschäfte zum Trotz, eine recht hohe Lebenserwartung haben.

Da man auch im 19. Jahrhundert schon manches Mal dem Stress entfliehen musste, kaufte sie zusammen mit ihrem Mann Prinz Albert im Jahr 1845 ein Grundstück auf der Insel. Natürlich mit Blick auf den Solent.

Den Stress als Monarchin während des nach ihr benannten Viktorianischen Zeitalters darf man sich übrigens etwas größer vorstellen als heute.

Während Queen Elisabeth II. als repräsentatives und farbenfrohes Schmuckstück bei Paraden her halten durfte, war Viktoria zu ihrer Zeit immerhin Herrscherin eines Fünftel der Landmasse der Erdoberfläche sowie eines Drittels der Weltbevölkerung.

Unvorstellbar, dass man sich mit dieser Bürde überhaupt ein Zurückziehen in eine Sommerresidenz leisten konnte. Tatsächlich aber verbrachte Viktoria viel Zeit im Osborne House. Sogar für ihren sich abzeichnenden Tod im Alter von 81 Jahren wählte sie dieses Haus aus.

Als Königin Victoria und ihr Ehemann, Prinz Albert, nach einem privaten Landhaus für ihre wachsende Familie suchten, fanden sie das Osborne House auf der Isle of Wight.

Die Wahl fiel nicht ganz zufällig auf die Isle of Wight. In früher Kindheit hatte Viktoria bereits zweimal ihren Urlaub auf der südenglischen Insel verbracht.

Osborne liegt nahe der Nordostküste der Insel zwischen Cowes und Ryde. Es war damals ein dreistöckiges Backstein- und Steinhaus, das Ende des 18. Jahrhunderts erbaut wurde.

Victoria und Albert besuchten das Haus 1844 und waren von seiner Lage begeistert. Victoria kaufte das Anwesen für 28.000 Pfund aus ihrer Privy Purse (Privatschatulle).

Das ursprüngliche Haus auf dem gekauften Grundstück wurde kurzerhand abgerissen und ein neuer Palast mit Blick auf das Meer gebaut.

Albert stürzte sich in den Wiederaufbau des Hauses im italienischen Stil und erweiterte das Anwesen, indem er benachbarte Farmen aufkaufte.

Es blickt nach Nordosten, einen breiten Weg hinunter zum Meer, mit Portsmouth auf der anderen Seite des Solent. Jedes Jahr verbrachte die Familie hier so viel Zeit wie möglich.

Auch das Innere des Osborne House kann sich sehen lassen. Bei der Inneneinrichtung wurde (meiner bescheidenen Meinung nach) weniger auf dem Geschmack geachtet, sondern in royaler Absicht so richtig Vollgas gegeben.

Bei unserem Rundgang durch das Haus hat es uns, beim Anblick dieser Geschmacklosigkeiten, nicht nur einmal geschüttelt. Selbst das Heritage Personal gab gelegentlich ein “It´s awful” oder “It´s over the top” von sich.

Natürlich lässt sich über den Geschmack und Stil der damaligen Zeit vortrefflich streiten. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass man mit der schieren Masse an kunstvollen Einrichtungsgegenständen und Wandverkleidungen potentielle Besucher anderer Länder nur vom eigenen Reichtum überzeugen und beeindrucken wollte.

Was dabei heraus kommt, wenn man nahezu unbegrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung hat, kann man hier vortrefflich sehen.

Nach Alberts frühem Tod, im Jahr 1861, verbrachten Victoria und ihre Kinder weiterhin einen Großteil ihrer Zeit in Osborne.

Die verwitwete Königin beließ Alberts Ankleide- und Schreibzimmer absolut unverändert. Sie ging sogar so weit, dass jeden Morgen heißes Wasser dorthin gebracht wurde.

Allerdings befindet sich Alberts Sammlung italienischer Renaissance-Kunst heute in der Nationalgalerie und anderen Museen, und die meisten der ausgestellten Gemälde stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Besonders amüsiert hat uns dieses gewaltige allegorische Fresko auf der Haupttreppe: „Neptune Resigning the Empire of the Seas to Britannia“.

Ihm gegenüber steht eine fast lebensgroße Statue von Albert als klassischer Krieger: ein Geburtstagsgeschenk der Königin. Naja ... über Geschmack lässt sich eben nicht streiten.

Gegen Ende ihres Lebens war Victoria von allem indischen fasziniert: Sie beschäftigte zwei indische persönliche Bedienstete, und der Durbar-Flügel wurde in den 1890er Jahren gebaut.

Das Besondere an diesem Raum ist seine originalgetreue Inszenierung.

Dieser Saal für Bankette wurde komplett nach indischem Vorbild mit originalen Elementen gebaut. Selbst der Teppich kommt aus Agra, der Stadt des Taj Mahals.

Allerdings ist der vermeintliche prachtvolle Stuck gar kein Stuck, sondern nur Pappmaché. Das verriet uns eine der Damen des English Heritage, die im selbigen Raum ihren Wachdienst ausübte.

Der Durbar-Raum hat eine, die von einem indischen Handwerker, Bhai Ram Singh, unter der Leitung von Lockwood Kipling, dem Vater von Rudyard (das Dschungelbuch), hergestellt wurde. Ram Singh entwarf auch die Türklinken und die Stühle.

Der Korridor zum Durbar Room zeigt Porträts indischer Prinzen und Damen in voller Montur. Zur Anfertigung dieser Bilder wurde eigens ein Künstler nach Indien geschickt.

Als man in Archiven Fotos von einem Bankett im Durbar Room entdeckte, entschied man sich die Tafel, gemäß alter Fotografien, nachzubauen.

So unterscheidet sich der Raum heute auch dadurch von anderen Zimmern, da er nicht blind mit unzähligen Antiquitäten voll gerümpelt wurde, sondern einen Eindruck vom tatsächlichen Füllungsgrad eines Raums auf Osborne gibt.

Der zweite Stock des Gebäudes gibt dem Besucher einen Eindruck in die damalige Kindererziehung. Zur Zeit von Viktoria war es üblich, seinen Nachwuchs in einen anderen Teil des Gebäudes zu stecken. Das Zusammenleben als Familie war damals kein erklärtes Ziel.

Da die Königin sich in diesem Teil des Palastes eher selten blicken ließ, sind die Zimmer dort auch schmuckloser ausgestattet.

Apropos Kindererziehung: Prinz Albert, dessen deutsche Wurzeln im Vereinigten Königreich zuerst gar nicht gut ankamen, ließ sich ein Holzhaus aus der Schweiz liefern.

In einiger Entfernung (etwa 1 km) auf dem Gelände befindet sich dieses Swiss Cottage, das Albert 1854 für die königlichen Kinder erbaute.

An diesem Platz übernahm er persönlich einen Teil der Erziehung seiner Kinder.

Hier erhielten sie Gartenparzellen, auf denen sie mit ihren eigenen Händen Blumen, Obst und Gemüse anbauen konnten.

Es gibt auch Miniaturbefestigungen (Victoria Fort and Albert Barracks), in denen Bertie (der zukünftige König Edward VII.) Soldat spielen konnte.

Zwischen dem Swiss Cottage und den Victoria Fort and Albert Barracks liegt heute der Tea Room unter schattigen Bäumen.

Selbstverständlich wäre ein Landhaus am Meer nur halb so erholsam, wenn nicht auch ein Strand dazu gehören würde.

Genau deswegen verfügte das Osborne House über einen Privatstrand an der nördlichen Küste der Isle of Wight, welchen wir uns am Ende des Rundgangs natürlich auch unbedingt ansehen wollten.

Da das Baden als Frau - und insbesondere als Königin - damals so eine ganz diffizile Sache war, griff man auf rollbare Badekabinen zurück.

Die kutschenähnlichen Gefährte wurden an einem Seil ins Wasser gelassen, so dass man sie bequem als Badeplattform nutzen konnte.

Ein geschütztes Umziehen war so jederzeit im Inneren der wasserdichten Kabine möglich.

An dieser Stelle muss man natürlich erwähnen, dass züchtige Badebekleidung zur damaligen Zeit keinen Zentimeter blanker Haut freigeben durfte.

Hier unten gibt es heutzutage ein sehr beliebtes Eiscafé, dass die Inseleigene Gourmet-Eiscreme “Minghella” im Angebot hat.

Das Eis der Firma Minghella wurde schon mehrfach mit den Great Taste Awards ausgezeichnet, die so etwas wie die Oscar’s in der britischen Welt der Nahrung und Genüsse darstellen.
Inzwischen gibt es sogar eine “Dog Icecream” mit so interessanten Geschmackrichtungen, wie: “Chicken Livers”, “Fillet Steak” oder “Roast Pork”. Ein Verkaufsschlager!

Bei dem strahlenden Wetter war es schwierig hier unten noch einen Sitzplatz zu ergattern. Kaum wurde etwas frei, schon kam jemand zielstrebig darauf zu.

Königin Victoria starb im Januar 1901 in Osborne. In Erwartung ihres nahen Todes hatten sich viele ihrer Familienmitglieder dort versammelt, darunter auch ihr Enkel, Kaiser Wilhelm II. von Deutschland.

Der neue König, Edward VII., hatte keine Verwendung für das Haus, und es wurde als Genesungsheim für Armeeoffiziere genutzt.

Nachdem das Osborne House im Jahr 1903 dem britischen Volk geschenkt wurde, konvertierte man die Räume nach und nach zu musealen Ausstellungsräumen.

1954 wurde es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und 1986 von English Heritage übernommen und betrieben.

Die Eintrittspreise stehen denen von Stonehenge in nichts nach: 26 £ sind kein Schnäppchen. Zum Glück können wir hier noch einmal unseren Heritage Pass einsetzen.

Inklusive ist darin allerdings auch ein Shuttleservice, der Fußkranke (und alle die sich dafür halten) mit kleinen Elektrobussen auf dem Gelände hin und her fährt.

Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft kommen wir an dem Gelände vorbei, auf dem das legendäre Isle of Wight Festival stattfinden wird.

Wie wir sehen können, sind die Aufbauarbeiten bereits im Full Swing. Die Tore sind alle installiert und auf dem Gelände, das zwischen dem breiten River Medina und der A 3054 eingeklemmt ist, stehen schon etliche Zelte und auch Bühnenaufbauen.

Das Isle of Wight Festival findet bereits seit Ende der 60er Jahre, jeweils Mitte Mai, statt. Allerdings nicht durchgängig. Von Anfang an war das Line-up aber immer hochkarätig besetzt.

Wir müssen heute Abend leider noch packen, denn unsere Zeit auf der wunderschönen Isle of Wight ist zu Ende. Morgen geht es wieder auf die Fähre.
Good Night
Angie, Micha und Mister Bunnybear (Hasenbär)
Südengland 2024 - Tag 5
Ladies and Gentlemen!
Die letzte Nach verbrachten wir im The Ship Leopard Boutique Hotel am Hafen von Portsmouth.

Das Haus sieht jetzt von Außen eher unspektakulär aus, hat aber -sozusagen - innere Werte ...
... zum Beispiel die View auf den Spinnaker Tower, das Segel des Solent, ein 170 Meter hoher Aussichtsturm.

Oder noch viel interessanter rüber zur HMS Warrior. Das Warrior ist erste Schiff in den Historic Dockyards. Sie wurde 1860 als das erste britische Schlachtschiff mit einem Rumpf aus Eisen gebaut.

Geführt wird das Haus von einem reizenden Gentlemen Paar, die sich alle Mühe mit ihren Gästen geben. Super Frühstück mit erstklassigen Croissants und natürlich full English Breakfast. Very posh und very british!

Ein riesen Plus ist auch der Hotel eigene Parkplatz, eingezäunt und bewacht von einem Security Mitarbeiter mit indischem Migrationshintergrund. Jeder Gast bekommt beim Check-in einen Parkschein dafür, der für die Dauer des gesamten Aufenthalts gültig ist.

Das gab letzten Endes auch für uns den Ausschlag zur Wahl dieser Unterkunft. Ansonsten wäre es nämlich das Premiere Inn geworden, das vis-à-vis von den Dockyards liegt, aber leider keinen Gästeparkplatz hat und die öffentlichen Parkplätze sind schlichtweg unverschämt teuer.

Portsmouth ist seit Jahrhunderten fest in der Hand der Royal Navy. Über 50% der britischen Seeflotte sowie alle aktiven Flugzeugträger sind hier stationiert. Der Auslöser hierfür war hier König Heinrich VII., der im 15. Jahrhundert Portsmouth zum Royal Dockyard erklärte.

Im Zweiten Weltkrieg musste Portsmouth für seine Rolle als Flottenstützpunkt einen hohen Preis zahlen: Durch die Angriffe der Achsenmächte wurde ein Großteil der Innenstadt zerstört und nur zum Teil wieder aufgebaut.

Da die Stadt eine solche Bindung zur königlichen Flotte hat, mussten wir diesen Fakt im letzten Jahr einfach aufgreifen und das Historic Dockyard mit in die Route einbauen.

Ein Teil des militärischen Geländes ist für Besucher geöffnet und beherbergt ganz besondere maritime Exponate: historische Schiffe.

Von unserem Hotel bis zum gigantischen, hölzernen Eingangstor sind es zu Fuß nur 150 Meter. Diese Nähe zu dieser Sehenswürdigkeit war auch der Grund, dass unsere Wahl auf diese Unterkunft fiel.

So machten wir uns nach dem Frühstück zu Fuß auf zum Historic Dockyard. Was uns sofort auffällt: das Tor ist heute nicht weit geöffnet und alle Besucher müssen durch den Seiteneingang.
"Aha", denken wir, "hier wurde die Sicherheitsstufe erhöht" - und richtig, gleich darauf wurde unsere Vermutung bestätigt.

An der Ecke steht schon Heinrich VIII und schaut grimmig auf die Besucher an der Taschenkontrolle. Hat man diese passiert, darf man an die Ticketschalter vortreten.

Da wir im vergangenen Jahr ein Jahresticket gekauft hatten, werden wir hier heute noch ein wenig davon abarbeiten.
Es gibt 3 Ticket Optionen aus denen man wählen kann - günstig sind sie alle nicht.

Variante 1: £ 36 - dafür kann man ein einziges Schiff oder Museum (nach Wahl) betreten & besichtigen.
Variante 2: £ 45 - dafür kann man drei Schiffe oder Museen (nach Wahl) betreten & besichtigen für ganze 12 Monate.
Variante 3: £ 46 - dafür kann man ein Jahr lang alle Schiffe & Museen besichtigen, dazu Führungen und Hafentouren machen.

Dass die britische Armee sich in erhöhter Alarmbereitschaft befindet zeigt uns auch die Anwesenheit der HMS Queen Elizabeth, die hier gerade liegt und flott gemacht wird.

Die Queen Elizabeth ist nicht nur das Leading Ship der Flugzeugträger, sondern auch das Flottenflaggschiff der Royal Navy. Sie kann 60 Flugzeuge tragen und wurde zu Ehren der ersten Queen Elizabeth benannt, nach Königin Elizabeth I.

Für uns sollte es heute zum Höhepunkt in den Historic Dockyards gehen, der selbst dem ahnungslosesten Touristen etwas sagen dürfte. Schließlich ist Admiral Nelson, nach diversen Piraten, einer der bekanntesten Seehelden.

Im ältesten Trockendock des Stützpunktes wartete das legendäre Schiff von Admiral Nelson: Die HMS Victory. Dieses Schiff hat gleich eine doppelte tragische Bedeutung für die Geschichte Englands:

Zum einen war dies das Flaggschiff in der Schlacht von Trafalgar am 21. Oktober 1805, als die britische Admiralität die französische Seeflotte überragend schlug, und für Jahrzehnte die Vormachtstellung der Briten auf den Meeren sicherte.

Zum anderen fand Nelson auch genau auf diesem Schiff den Tod, als er im Gewimmel der Gefechte von einer Kugel getroffen wurde. Schwer verletzt wurde er unter Deck gebracht und blieb gerade noch so lange am Leben, um den Ausgang der Schlacht mitzubekommen.

Nachdem ihm der historische Sieg mitgeteilt wurde, starb er in den Armen von Thomas Hardy, dem Kapitän der HMS Victory.

Auf der Homepage lasen wir zwar etwas von Victory Live: The Big Repair, hatten das aber fälschlicherweise mit der Restauration nach der Zerbombung im 2ten Weltkrieg in Verbindung gebracht.

Vor Ort stellten wir fest, dass die Victory seit neuestem einer aufwändigen Restauration unterzogen wird und fast komplett eingehüllt ist. Nur Bug und Heck schauen noch etwa heraus, vom Rest ist nichts mehr zu sehen.

Der geneigte Besucher kann sich Live die Arbeiten an dem Schiff anschauen. Die besten Handwerker wurden aus ganz England zusammen gezogen, um die Alte Lady zu restaurieren - und das wird sich noch Jahre hinziehen.

Auf Grund der Arbeiten sind nicht alle Bereiche des Schiffs für Besucher geöffnet. Allerdings ist es auch von Vorteil, dass das Schiff fast komplett "eingekleidet" ist, nicht nur die Restaurateure arbeiten im Trockenen, sondern die Besucher sind ebenfalls geschützt und keiner braucht zur Zeit über rutschige Schiffsplanken zu schliddern.

Unten am Eingang, dort wo die Tickets kontrolliert werden, wird jeder Besucher mit einem Audioguide ausgestattet (u.a. auch in Deutsch), der von Station zu Station und von Deck zu Deck - von ganz oben, nach ganz unten - führt.

Mein steigt erst von außen, über Treppen, bis ganz nach oben und arbeitet sich dann nach ganz unten vor. Nach rund 2 Stunden! wird man an der anderen Seite, ebenerdig, wieder ausgespuckt.
Gegenüber der HMS Victory liegt das dazugehörige Museum, in dem die noch existierenden original Exponate ausgestellt sind. Auch dafür gilt unser All-inklusiv-Ticket.

Zuerst geht es für die Besucher in einem kleinen Kinosaal. Dort wird ein Film über die wechselhafte Geschichte der HMS Victory gezeigt und natürlich wird die berühmten Schlacht von Trafalgar, in der der ebenso berühmte Lord Nelson den Tod fand, entsprechend gewürdigt.

Für uns reichen die 4 1/2 Stunden an britischer Seefahrtsgeschichte erst einmal, so dass wir uns an dieser Stelle von den Historic Dockyards verabschiedeten. Schließlich mussten wir noch ein Stück weiter.
Anschließend laufen wir zurück zum Hotelparkplatz, wo unser beladenes Auto treu auf uns wartet und nach 5 Minuten sind wir auch schon am Ferry Port der Wightlink Linie.

Die Fähren der Wightlink Flotte von Portmouth sind doch ordentlich groß. Die Überfahrt zur Insel über den Solent (so heißt die Meerenge hier) dauert rund 45 Minuten.
Wer mit dem eigenen Auto auf die Insel will, kommt nicht um die Wightlink Fähren herum. Auf der Fähre selbst sind die unteren Decks für Autos reserviert. Insgesamt unterhält Wightlink sechs dieser Schiffe.
Mit dem Lift ging es vom Parkdeck nach oben. Auf den oberen Decks kann man sich entweder hinter den großen Panoramafenstern verschanzen oder auf festgeschraubten Plastikbänken die Nase in den Wind halten. Leider ist das Wetter heute nicht geeignet, die Zeit draußen auf dem Panorama Deck zu verbringen. Also, bleiben wir drinnen und schauen und das Schiff an.
Die Breite des Solent zwischen der Isle of Wight und dem Festland ist wirklich überschaubar: Bei einer maximalen Breite von gerade einmal fünf Meilen ist das gegenüberliegende Ufer so gut wie immer sichtbar.
Gegen 16 Uhr fahren wir in Fishbourne von der Fähre. Vom Schiff aus wirkte der Hafen mehr als überschaubar. Jetzt sind es nur noch rund 30 Minuten bis zu unserer Unterkunft in Shanklin. Dieses Mal sind wir in einem umgebauten historischen Gebäude untergebracht. Doch dazu später mehr.
Abendessen: Hähnchencurry.
Good Night!
Angie, Micha und Mister Bunnybear (Hasenbär)
Südengland - Tag 6
Ladies and Gentlemen!
Die Isle of Wight hat uns wieder! Leider ist das Wetter nicht ganz so blendend, wie im vergangenen Jahr, aber man kann nicht immer so ein unverschämtes Glück haben.

Den Einwohnern der Südküste Englands, bis rauf nach London, dient diese Insel als Ferienort und Rückzugsgebiet aus dem stressigen Alltagsgeschehen.

Wer Action sucht, ist hier eher falsch. Die Isle of Wight gibt sich ansonsten als Erholungsgebiet und dafür gibt es jede Menge Campingplätze und Sommerhäuser.

Auch in diesem Jahr entschieden wir uns für den Ort Shanklin, an der Ostküste, als unser Domizil. Allerdings wählten wir dieses Mal eine andere Unterkunft.

Die alte Schule von Shanklin, samt ihrer Nebengebäude, wurde top renoviert und mit vielen Annehmlichkeiten ausgestattet.

Diese Unterkunft ist erst seit letztem Sommer buchbar - und das merkt man natürlich. Alles ist sozusagen brandneu.

Insgesamt können hier 4 erwachsene Personen plus 1 bis 2 Kinder Platz finden.

Wohn/Esszimmer:

Küche:

Hier wartet ebenfalls schon die erste Lebensmittelration auf die Gäste:

Brot, Milch, Eier, Margarine und ein Fläschchen Roséwein sind im Kühlschrank deponiert ...

...und auf der Arbeitsplatte stehen ein Obstkorb und ein Körbchen mit Knabbereien.

Treppe zu den Schlafzimmern:

Schlafzimmer

mit Dusche

2. Schlafzimmer (Master Bedroom) mit Ankleidezimmer ...

... und Badezimmer mit Badewanne.

Parkplatz ist vor dem Grundstück und draußen gibt´s einen kleinen Garten mit Picknick-Ecke, Gasgrill und Wäschespinne.

Es fehlt wirklich an nichts und der Preis war spitze. Für 125 € pro Nacht wird dem Gast hier jede Menge geboten. Wir können schon jetzt mit Fug und Recht behaupten: das wird unser diesjähriger Preis-Leistungs-Sieger. Ein wirklicher Glücksgriff!
Hier richten wir uns nun für die nächstes Tage häuslich ein.
Good Night!
Angie, Micha und Mister Bunnybear (Hasenbär)
Südengland 2023 - Tag 7
Ladies and Gentlemen!
Leider ist es mit dem super Wetter erst einmal vorbei. War es gestern noch trocken, so regnet es heute.
Nutzt aber alles nix, dann müssen wir uns halt wetterfest anziehen, wenn wir losziehen.

Heute widmen wir uns einem der größten Skandale, der vor rund 250 Jahre das südliche England buchstäblich in Atem hielt. Worum ging es dabei? Natürlich um Liebe, Leidenschaft, Ehebruch and everything in between. How shocking!

Schauplatz des ganzen Liebeswirrwarrs war das prachtvolle Anwesen Appuldurcombe House. Ein Barockhaus aus dem 18. Jahrhundert.

Das Haus liegt in einem schönen Garten, entworfen von Capability Brown. Alleine schon die lange private Zufahrt ist beeindruckend.

Das Appuldurcombe House wurde 1701 von Sir Robert Worsley auf dem Gelände eines früheren Tudor-Herrenhauses erbaut. Das Tudor-Haus wiederum wurde auf den Ruinen eines normannischen Klosters errichtet, das bei der Reformation unter Heinrich VIII. aufgelöst und zerstört wurde.

Das Anwesen war berühmt für seine 52 Zimmer (ein Zimmer für jede Woche des Jahres) und 365 Fenster (eines für jeden Tag des Jahres). Das Haus wurde allerdings erst 1772 fertiggestellt.

In diesem Jahr kehrte Sir Richard Worsley, der Sohn Sir Roberts, von einer Grand Tour durch Europa zurück. Inspiriert von den klassischen Landschaften, die er auf seinen Reisen sah, beauftragte Sir Richard dann Lancelot „Capability“ Brown mit der Gestaltung rund um sein Familienhaus.

Brown baute eine Reihe von Extravaganzen auf dem Kamm der nahe gelegenen Hügel. Einer davon war ein Obelisk (jetzt nur noch ein Stumpf) zum Gedenken an Sir Robert Worsley.

Brown erdachte auch eine gewundene Serpentinenfahrt vom Haus zum Obelisken, die extra geschaffen wurde, um sorgfältig entworfene Einblicke in das Haus und das Grundstück zu geben.

Eine ähnliche gewundene Auffahrt verband das Haus zudem mit dem Freemantle Gate, dem Haupteingang des Anwesens vom nahe gelegenen Godshill.

Amüsiert erfuhren wir von dem damaligen Skandal, der sich unter anderem auf dem Anwesen abspielte.

1775 traf Sir Richard Worsley auf die bildschöne Seymour Fleming, 17 Jahre jung und steinreich. Seymour brachte in die Ehe eine Mitgift von 52.000 Pfund (heute über 7 Millionen Pfund).
Obwohl das Paar 1776 einen Sohn bekam, war die Ehe zwischen Richard und Seymour von Anfang an unglücklich.

Sir Richard nutzte das Vermögen seiner Frau, um Appuldurcombe in ein prächtiges Herrenhaus zu verwandeln. Er füllte es mit Chippendale-Möbeln und unbezahlbaren Artefakten.

Richard repräsentierte den Höhepunkt des Reichtums und Einflusses der Worsleys: Er war Geheimrat und – als Rechnungsprüfer des Haushalts von George III – dem König nahe.

Sir Richard wurde von Politik und anderen Interessen sowie einer Liebesaffäre mit der Herzogin von Devonshire absorbiert. Es war damals nicht ungewöhnlich, dass ein Mann seine Frau zu Hause ließ und sich auf romantische Affären mit anderen Frauen einließ.

Angesichts der drohenden französischen Invasion treffen Truppen ein, angeführt von einem jungen Aristokraten namens George Bisset. Bisset freundete sich erst mit Sir Worsley und später mit seiner Frau an. Bald führten George und Seymour mehr als nur ein höfliches Gespräch beim Essen.

Sir Worsley bekam Wind von der Affäre und genoss es offenbar, sie zu beobachten und förderte die Liebschaft sogar - bis seine Frau schließlich mit Bisset durchbrannte. Lady Seymour hatte George Bisset da bereits eine Tochter geboren, die ihr Mann adoptierte, um einen Skandal zu vermeiden.

Als Lady Seymour ihren Mann Sir Richard verließ, hatte sie gehofft, ihr Ehepartner würde sie gehen lassen. Damals konnten sich Frauen nicht von ihren Ehemännern scheiden lassen, aber anstatt sich von Seymour scheiden zu lassen, rächte sich Richard, indem er Bisset wegen „krimineller Konversation“ (Ehebruch) verklagte. Er forderte 20.000 Pfund Schadensersatz: rund 2,5 Millionen Pfund in heutigem Geld.

Der Prozess wurde von der Presse eifrig verfolgt, wobei Broschüren mit den anzüglichen Details von einem neugierigen Publikum aufgeschnappt wurden. Transkripte des Falls wurden zu internationalen Bestsellern.
Seymour konnte sich nicht vor Gericht verteidigen, weil sie eine Frau war und sie befürchtete, dass Sir Richard ihren Geliebten in den Bankrott klagen würde. So versuchte sie zu beweisen, dass sie die 20.000 Pfund nicht wert war, die ihr Ehemann forderte.

Lange vor der Kardashian-Jenner-Sippe nutzte sie bereits sehr clever die Sensationsberichterstattung der Presse über den Prozess, um ihren Mann zu demütigen.
Täglich wurden alle Einzelheiten des Falls und des Prozesses in den Zeitungen minutiös veröffentlicht und eine eifrige Leserschaft machte den Gerichtsbericht zum Bestseller. Seymour enthüllte, dass sie in den letzten Jahren zahlreiche Liebhaber gehabt hatte (angeblich waren es bis zu 27).

Auf ihre Bitte hin erschienen 5 davon im Zeugenstand und gaben dabei Details über Sir Worsleys pikante Vorlieben preis. Sir Richard habe ihre Affären gefördert und er war erwischt worden, wie er seine Frau durch das Schlüsselloch des Schlafzimmers ausspionierte.
Als letztes vernichtendes Beweisstück wurde enthüllt, dass Sir Richard ihrem Geliebten Bisset einmal geholfen hatte, auf seine Schultern zu klettern, um durch ein Fenster auf seine nackte Frau zu schauen, während sie ein Bad nahm.

Der Richter erklärte, der voyeuristische Sir Richard habe nicht nur geholfen, die Liebhaber seiner Frau zu finden, sondern auch ihrem Ehebruch mit Bisset zugestimmt.
Nach einer einstündigen Debatte akzeptierte die Jury die Anklage wegen Ehebruchs, sprach Sir Richard jedoch nur die lächerliche Summe von 1 Schilling (5 Pence) Schadensersatz zu.

Seymour ließ sich nie scheiden. Sie und Bisset trennten sich und sie zog nach Frankreich. Sir Richard starb 1805 allein und unglücklich. Er ließ Seymour frei, wieder zu heiraten und ihr Vermögen zurückzugewinnen. Sie kehrte zu ihrem Mädchennamen Fleming zurück und heiratete später einen Mann, der 20 Jahre jünger war als sie.
Der Skandal wurde 2015 als heißes BBC 2-Kostümdrama “The Scandalous Lady W“ mit Natalie Dormer als Lady Seymour Worsley (Game of Thrones, The Tudors) verfilmt.

Der Legende nach streift Sir Richard Worsley immer noch als Geist durch das Haus, möglicherweise auf der Suche nach seiner Frau Seymour. Das Anwesen gilt als der am meisten heimgesuchte Ort auf der Isle of Wight ...

Es gibt angeblich noch zwei weitere Geister im Haus, einer von einem weinenden Kind und der andere von einem psychisch kranken Mönch, der auf dem Grundstück herumläuft. Seit neuestem geistert hier auch ein gewisser “Hasenbär” umher. Kurzum: Vorsicht ist geboten!

1805 ging Appuldurcombe an den Earl of Yarborough über. Der Graf veränderte das Gelände rund um das Haus, fügte einen Brunnen direkt vor dem Eingang hinzu, baute Unterkünfte für Bedienstete, Ställe und gewundene Pfade inmitten sorgfältiger Anpflanzungen exotischer Bäume.

Die Familie erlebte im 19. Jahrhundert schwere Zeiten, denn das prächtige Herrenhaus brannte 1820 bei einem mysteriösen Feuer nieder.

Nach 1909 wurde es dem Verfall preisgegeben. Der Verfall wurde 1943 beschleunigt aufgrund umfangreicher Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg und ist seit dem nicht mehr bewohnbar.

Leider stehen von dem einstigen prachtvollen Herrenhaus im Grunde nur noch die Außenmauern. Auch wenn das Haus heute eine Ruine ist, so kann man dennoch die fantastische Architektur bewundern, denn Appuldurcombe ist immer noch ein beeindruckendes Beispiel für ein Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert.

Displays erzählen die Geschichte des Hauses und natürlich kann man auch die 11 Hektar großen Gärten genießen. Besucher bekommen ein ganz kleines Gefühl dafür, wie schön Appuldurcombe in seiner Blütezeit gewesen sein muss.

Das Anwesen ging in der zweiten Hälfte des 20ten Jahrhunderts in die Denkmalpflege von English Heritage über. Nach und nach wurden einige Teile des Hauses restauriert und die Gärten neu angelegt.

Mehrere Nebengebäude des Anwesens wurden in Ferienhäuser umgewandelt und zudem befindet sich auf dem Gelände auch noch eine Falknerei.

Appuldurcombe ist täglich, mit Ausnahme von Samstags, geöffnet - jeweils von 10 bis 17 Uhr. Ein großer Parkplatz bietet mehr als genug Stellfläche für potentielle Besucher. Der Eintritt ist überraschenderweise frei, was natürlich sehr erfreulich ist, da die Eintrittspreise üblicherweise exorbitant sind.
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Angie, Micha und Mister Bunnybear (Hasenbär)
Südengland 2023 - Tag 8
Ladies and Gentlemen!
Heute machen wir einen Abstecher zum Weiler Mottistone. Das war einer der Punkte, die wir im letzten Jahr nicht mehr geschafft haben - manchmal ist ja meine Planung etwas zu optimistisch gestaltet.

Mottistone Manor liegt in einem geschützten Tal nahe der Südküste der Isle of Wight und ist bekannt für seine farbenfrohen Staudenrabatten, grasbewachsenen Terrassen mit Obstbäumen und seinen Meerblick.

Die Gärten wurden zwar erst im frühen 20ten Jahrhundert angelegt, umgeben aber ein wunderschönes elisabethanisches Herrenhaus.

Leider ist dieses Haus nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, aber der weitläufige Garten ist regelmäßig geöffnet, ebenso wie das größere Mottistone-Anwesen mit Wald- und Landwegen, die zu prähistorischen Stätten aus dem Neolithikum führen.

Mottistone Gardens bietet eine überraschende Mischung von Pflanzstilen, die von mediterran bis zu einem traditionellen Teegarten reichen.

Unterhalb des Herrenhauses befindet sich ein versunkener ummauerter Garten, während über dem Haus Steinstufen zu einem Rosengarten führen, der von geschnittenen Hecken begrenzt wird.

Versteckt hinter dem Herrenhaus befinden sich ein kleiner Olivenhain und grasbewachsene Terrassen.

Weiter oben, am abfallenden Hang, finden sich wilde Blumenbänke und eine Baumallee, die zu einem Laubensitz oben im Garten führen.

Das Gelände ist geschützt und die Vielfalt der Pflanzen sorgt für eine wunderbare Atmosphäre, die durch das historische Haus hervorgehoben wird.

Das Anwesen von Mottistone geht auf die Zeit vor 1300 zurück, als die Familie Cheke Besitzer des Herrenhauses wurde.

Die Chekes lebten bis 1621 in Mottistone und bauten auch die Kirche (Mottistone Church) gegenüber ihrem Anwesen wieder auf.

Diese kleinen Kirchen auf dem Lande, die so etwas wie Trutzburgen in den Dörfern darstellen, sind zudem oft umgeben von einem Friedhof mit uralten Grabsteinen - meist windschief mit oft unleserlichen Inschriften auf einer Wiese stehend.

Das Kirchengelände betritt man auch hier durch ein sogenanntes “Lychgates”. Ein Lychgate ist ein kleines Eingangstor, die zu einem (meist ländlichem) Kirchhof führt. Im Namen „lych“ steckt übrigens das deutsche Wort „Leiche“.

Dieses spitzgiebelig überdachtes Tor diente ursprünglich dazu, vorübergehend einen Leichnam „abzustellen“, der auf dem Weg zur Beerdigung auf dem Kirchhof war.

Unter diesem kleinen Schutzdach fand der erste Teil der Feier statt, die vom Priester vollzogen wurde. Dann wurde der Leichnam unter dem Lychgate auf eine Totenbahre umgeladen und in die Kirche bzw. zum Grab gebracht.

Bei schlechtem Wetter wurden die Leichenträger darunter wenigstens nicht nass und auch heute noch finden Besucher bei Regen oder bei starker Sonneneinstrahlung hier für eine Weile Schutz.

Wir besuchen sehr gerne Kirchhöfe in kleinen Dörfern und genießen die ruhige Atmosphäre, die dort meistens herrscht.
Faszinierend die uralten Grabsteine zu betrachten, die verwitterten Inschriften zu entziffern und sich vorzustellen, wie diese Menschen, die darunter begraben liegen, einmal gelebt haben könnten.

Es herrscht dort eine ganz besondere Stimmung und meistens ist man sogar ganz allein auf dem „country churchyard“.

Die wohlhabenden Bewohner, die Lords of the Manor mit ihren Familien oder Adelige wurden in der Regel im Inneren der Kirche unter Steinplatten oder in Sarkophagen beigesetzt, die „normalen“ Dorfbewohner bekamen ihre Grabstätte draußen auf dem Kirchhof.

Besonders interessant ist hier für uns die Gedenkstätte, in der Kirche, für das ehemalige War Horse (Kriegspferd) Warrior. Lord Mottistone, besser bekannt als General Sir Jack Seeley, befehligte während des Ersten Weltkriegs die kanadische Kavallerie-Brigade an der Westfront. Der Hengst Warrior war in dieser Zeit sein Reittier.

General Seeley hat den Krieg zwischen 1914 und 1918 hautnah miterlebt. Seine Berichte sind sachlich und schildern die Ereignisse, die zu dieser Zeit erschütternd gewesen sein müssen.

Beide überlebten fünf Jahre an Bomben und Kugeln, bevor sie nach Hause zurückkehrten, wo sie bis 1938 gemeinsam weiterritten.

Der Film „War Horse“, von Steven Spielberg, beruht auf der wahren Geschichte des Pferdes Warrior. Spielberg wollte mit diesem Film den mehr als 8 Millionen Pferden, die in diesem Krieg verheizt wurden, ein Denkmal setzen.

Das Herrenhaus Mottistone wurde auf den Fundamenten eines viel älteren sächsischen Herrenhauses errichtet. Der Ostflügel wurde im 15. Jahrhundert erbaut und der Westflügel ein Jahrhundert später hinzugefügt.

1703 verursachte ein Sturm einen Erdrutsch, der die Rückseite des Hauses bis auf Traufhöhe unter sich begrub. Anstatt den ganzen Schlamm und die Erde abzutragen, ließen die Besitzer sie einfach dort.

223 Jahre lang war die Rückseite des Herrenhauses halb in der Erde begraben. Das Herrenhaus wurde zu einem Bauernhaus, der versunkene Garten wurde als Wirtschaftshof genutzt, und Räume innerhalb des Herrenhauses dienten als Hofmolkerei und Lagerräume.

Charles Seely kaufte das Haus 1861, und 1921 zog der erste Lord Mottistone, General Jack Seely, hierher und begann mit der Restaurierung des Hauses.

Neben dem Teegarten befindet sich eine kleine Holzhütte, die auf Stadle-Steinen errichtet wurde. Diese kleine Hütte wurde von John Seely, dem 2. Lord Mottistone, und seinem architektonischen Partner Paul Paget, dem Sohn des Bischofs von Chester, als kombiniertes Wohn- und Büro genutzt.

Die beiden lernten sich an der Universität kennen und gründeten 1926 eine Architekturbüro. Ihr erster Auftrag bestand darin, Mottistone Manor für Seelys Vater zu restaurieren und zu erweitern, und in dieser malerischen Kombination aus Büro und Cottage arbeiteten und schliefen sie auch.

Im Inneren bietet die Hütte jeglichen modernen Komfort im Stil der 1930er Jahre. Es ähnelt einer Zweibettkabine auf einem Boot mit eingebauten Etagenbetten, Kleiderschränken, Schreibtischen und Stühlen. Hinter der Täfelung verbergen sich ein Herd, eine Spüle und ein Kühlschrank, und es gibt sogar ein kleines Badezimmer mit Dusche.

Die für den Bau von The Shack verwendeten Materialien gehörten zu den innovativsten seiner Zeit und machten es zu einem ungewöhnlichen Beispiel für die architektonische Gestaltung der Moderne.

Ein markierter Pfad zwischen dem Garten und dem Parkplatz führt durch Wälder, die im Frühling mit Wildblumen bedeckt sind, den Hang auf einen Hügel hinauf.

Er führt durch ein Waldstück bis zu dem Long Stone, einem Grabhügel aus der Bronzezeit, der durch Monolithen gekennzeichnet ist.
Erst in den 1950er Jahren wurde entdeckt, dass der große Felsen, der Longstone, den Eingang zu einem langen Hügelgrab aus der Jungsteinzeit markiert.

Bei dem Stein handelt es sich um die Überreste eines 6.000 Jahre alten neolithischen langen Grabhügels zur Bestattung der Toten: 31 m lang, 9 m breit und 2 m hoch. Lange Hügelgräber, die nicht auf Kreide oder Kalkstein stehen, sind in diesem Teil Englands selten.

Der Legende nach veranstalteten die heilige Katharina und der Teufel einen Wettstreit um die Frage, wer die Isle of Wight kontrollieren soll. Die hohe Steinsäule des Longstone wurde angeblich von der heiligen Katharina aus dem Down in den Osten geworfen, der ihren Namen trägt.

Mit einer Höhe von über 4 m und einer Breite von 2 m wäre dies tatsächlich eine gewaltige Leistung. Der kleinere Stein des Teufels (”nur” 2,9 m hoch und 1,2 m breit) reichte nicht aus und er verlor die Wette. Die letzte Ruhestätte der Steine, der von St. Katharina dominiert den liegenden kleineren Stein des Teufels, soll den Triumph des Guten über das Böse symbolisieren.

Vom Long Stone führt ein weiterer Pfad zum Castle Hill, einer Hügelfestung aus der Eisenzeit mit herrlichem Blick über die umliegende Landschaft.

Bis zum Parkplatz zurück sind es gut 2 Kilometer. Eine schöne Runde, die Wanderbegeisterte noch beliebig verlängern können.

Uns reicht es jedoch und wir machen uns wieder auf den Rückweg.
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Angie, Micha und Mister Bunnybear (Hasenbär)
Südengland / Cornwall 2024 - Tag 9
Ladies and Gentlemen!
Nur 15 Fahrminuten von unserer Unterkunft entfernt liegt das Adgestone Vineyard.

Ein 10 Hektar großes, sanft nach Süden abfallendes Weingut, dessen Hänge ursprünglich schon vor rund 2000 Jahren von den Römern mit Reben bepflanzt wurden. Derzeit sind neun Hektar mit Trauben bepflanzt und ein Hektar ungenutzt.

Es handelt sich tatsächlich um das älteste kontinuierlich betriebene Weingut in Großbritannien, gegründet 1968. Produziert werden bis zu 30.000 Flaschen englischer und Country-Weine pro Jahr.

Neben einer guten Auswahl an konventionelleren Weinen wird in Adgestone ein blauer Schaumwein aus Trauben hergestellt, die tatsächlich auch vor Ort angebaut werden.

Something Blue ist eine leicht sprudelnde Cuvée, die nach der Methode Traditionelle hergestellt wird. Es ist der einzige blaue Sparkling Wine, der in Großbritannien hergestellt wird.

Er wird nach der traditionellen Champagnermethode hergestellt und ruht vor der Freigabe zwei Jahre auf der Hefe, um seine Geschmackskomplexität zu steigern. Die natürliche blau-türkisfarbene Farbe des Cuvee ist besonders beliebt bei Hochzeiten, daher auch der Name. In vielerlei Hinsicht ist er wie traditionellere Schaumweine … nur eben in Blau.

Blauer Wein wird im Allgemeinen aus einer Mischung roter und weißer Trauben hergestellt, denen Anthocyane – ein Pigment aus roten Traubenschalen – zusammen mit dem organischen, pflanzlichen Lebensmittelfarbstoff Indigotime zugesetzt werden. Die genaue Methode ist ein streng gehütetes Geheimnis.

Der Schöpfer, der ehemalige Ingenieur Russ Broughton, arbeitete ursprünglich in der Robotik bei Ford, bevor er in die Containerhafenindustrie in Southampton und London Gateway wechselte. Zusammen mit der Unternehmensanwältin Philippa Jane kaufte er Adgestone Vineyard.

Weder Broughton noch Jane hatten zuvor Erfahrung in der Weinindustrie. Während eines Urlaubs entdeckte er eine Anzeige in der Lokalzeitung: “Vineyard For Sale”.

Adgestone Winery war einst ein prestigeträchtiges Weingut und gewann 1970 die Gore Brown Trophy für englischen Wein.

Die ursprünglichen Seyval Blanc Reben aus dem Jahr 1968 sind bis heute erhalten – sie werden liebevoll als „Old Ladies“ bezeichnet und sie sind die ältesten kommerziellen Reben im Vereinigten Königreich.

Seit dem Kauf des Unternehmens im Jahr 2013 hat Broughton über 6.000 Reben gepflanzt, davon 3.000 im ersten Jahr, zusammen mit 600 Pfählen und 20 km Spalier.

Er hat die Produktion von 3.000 Flaschen auf über 25.000 erhöht. Daneben wurde das Geschäft auf die Landwein- und Likörproduktion ausgeweitet.

Für 12 £ gibt es einen Audioguide, der die Besucher durch die Weinberge führt. Für 15 £ lässt sich auch ein 30-minütiger animierter und informativer Wein-Chat (inklusive Verkostung) buchen, der die Entwicklung der englischen Weinindustrie von den Römern bis heute, die verschiedenen angebauten Sorten und auch detailliertes Weinbauwissen, behandelt. Beides im Paket kostet 22 £.

Die Tische waren nur mäßig voll. Zugegebenermaßen kamen wir erst nach dem Mittagsansturm um 14:30 Uhr an. Die Tiere des Hauses (verschiedene exotische Hühnerrassen & Hunde) wuselten zwischen den Tischen herum und hofften darauf, dass zufällig etwas herunter fällt.

Die Hühner waren ausgesprochen zahm und ließen sich streicheln. Sehr amüsierten wir uns darüber, als sie sich über die Wasserschalen der Hunde hermachten.

Als ob sie kein Wasser oben in ihrem Gehege hätten - aber woanders schmeckt es eben immer viel besser. Das war bei uns, als wir Kinder waren, auch nicht anders.

Der Service war zügig. Überaus flott wurde unsere große, gemischte kalte Platte, natürlich begleitet von einem Glas “Something Blue”, serviert.

Ganz günstig ist dieser Spaß natürlich nicht. 27 £ für die kalte Platte für zwei Personen und ein Glas “Something Blue” kostet schlappe 9,50 £ - für die ganze Flasche werden respektable 46 £ (im Shop 41,95 £) aufgerufen.

Adgestones charakteristische Geschmacksnote, der die Essensplatten begleitet, ist das auf Chili basierende „Arson Fire“, und der Nameszug erscheint auch auf der Rückseite der T-Shirts des Personals: mit Flammen, die aus ihrem Hintern aufsteigen. Englischer Humor eben!

Die Audiotour, das Gartenlokal und mit dem angenehme Sitzbereich im Freien machen das Adgestone zu einem interessanten und angenehmen Weingut.

Natürlich nehmen wir hier auch dieses Mal eine Kiste des Verkaufsschlagers “Something Blue” aus dem Shop mit.

Wer hat schon englischen Schaumwein zu Hause - und noch dazu blauen Schaumwein? Ich kenne Keinen!
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Angie, Micha und Mister Bunnybear (Hasenbär)
Südengland 2023 - Tag 10
Ladies and Gentlemen!
Heute fahren wir nach Yarmouth und schauen uns dort schon einmal den Fähranleger an, über den wir die Isle of Wight wieder verlassen werden.

Der Ort ist äußerst überschaubar und direkt neben dem Fähranleger liegt die alte Festung Yarmouth Castle.

1545 überfiel eine französische Flotte den Solent vor der Isle of Wight. Heinrich VIII. beschloss aus Angst vor zukünftigen Überfällen, die Verteidigung entlang des Kanals zwischen Hampshire und der Insel zu verstärken.

Er baute Hurst Castle auf dem Festland, um die westliche Zufahrt zum Solent zu bewachen, und Yarmouth Castle auf der Insel. Die Festung wurde innerhalb kürzester Zeit erbaut.

Es wurde im September 1547 fertiggestellt und war das letzte Fort, das von Heinrich VIII. als Teil seines Küstenverteidigungssystems gebaut wurde, zu dem auch die Schlösser Deal und Walmer auf dem Festland gehörten.

Yarmouth unterschied sich sehr von anderen „henricianischen“ Forts; es war die erste Burg, die den neuen „Pfeilspitzen“-Artillerie-Bastion-Stil annahm - ein kurz zuvor in Italien erfundenes Bastionsdesign.

Es handelt sich um ein einfaches Quadrat, das abgewinkelt ist, um auf der Nord- und Westseite nach außen in den Solent zu ragen. Eine dicke Ringmauer schützte einen offenen Innenhof. Die Landseite wurde durch eine einzelne Bastion in der südöstlichen Ecke geschützt.

Die Spitze der Pfeilspitze ist auf beiden Seiten durch Kanonenöffnungen geschützt. Die Pfeilspitzenbastion wurde aus einfachem Mauerwerk gebaut, aber das Design wurde später in anderen Burgen angepasst, um stärkere, mit Erde bedeckte Steine zu verwenden.

Ein weiteres ungewöhnliches Merkmal in Yarmouth ist, dass es keinen zentralen Turm wie in Henrys (Heinrichs) anderen großen Burgen gibt.

Doch Yarmouth Castle wurde nicht nur gebaut, um sich gegen einen Seeangriff zu verteidigen. Der größte Teil seiner Feuerkraft konzentrierte sich auf die Solent- und Yar-Mündung, um sich vor einer Landung zu schützen. Aber wenn Eindringlinge woanders landeten und von der Landseite aus angriffen, brauchte die Burg zusätzliche Verteidigung.

Um dieser möglichen Bedrohung zu begegnen, umgab ein Wassergraben den Süden und Osten, der vom Meer gespeist wurde, und die pfeilköpfige Bastion bot flankierendes Feuer entlang des Wassergrabens.

In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde Yarmouth Castle stark verändert. Die nördliche Hälfte des Hofes wurde mit Erde aufgefüllt, um eine Geschützbatterie zu errichten.

Dadurch wurde der ursprüngliche Innenhof verkleinert, der jetzt kaum mehr als eine schmale Gasse zwischen der Batterie und dem landseitigen Eingang zu sein scheint.

Auf dem verbleibenden Platz befinden sich Reihen von Wohngebäuden, die im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert hinzugefügt wurden.

Es gibt Lagerräume, Garnisonsunterkünfte und das Haus eines Meisterschützen. Die Küche für das Haus des Meisterschützen ist in die Pfeilspitzenbastion eingebaut!

Die Burg wurde um 1670 umgebaut, als im Südflügel ein neuer Eingang eingefügt wurde und das ursprüngliche Osttor außer Gebrauch kam.

Der Wassergraben wurde zugeschüttet und sein östlicher Teil in einen Garten für ein elegantes neues Haus verwandelt, das heutige George Hotel, das von Sir Robert Holmes, dem Gouverneur der Insel von 1668-1692, erbaut wurde.

Holmes war ein umstrittener Charakter, der das Gouverneursamt nach einer Marinekarriere erwarb, in der er mehr als einmal getadelt wurde, weil er niederländische Schiffe und Städte ohne Autorität angegriffen hatte.

Während seiner langen Amtszeit als Gouverneur der Isle of Wight wurde Holmes beschuldigt, Lohnforderungen für seine Männer gefälscht und die Ladung von Schiffswracks illegal beschlagnahmt zu haben.

Die Burg war bis 1885 bewohnt, wurde dann aber nicht mehr genutzt und wird heute von der Denkmalpflege der English Heritage verwaltet.

Besucher betreten eine schmale Gasse hinter dem modernen Fährterminal. Zwischen einem indischen Restaurant und einem Fish & Chips Lokal geht es durch die Eingangspassage aus dem 17. Jahrhundert und in die Überreste des ursprünglichen Innenhofs.

Zur Linken befindet sich ein kleines Magazin, in dem Fässer mit Schießpulver gelagert wurden. Dieser Bereich war ursprünglich als Unterkunft gedacht, wurde aber 1632 zu seiner heutigen Nutzung umgebaut.

Im Boden befinden sich Schleusenkanäle, die es dem Meerwasser ermöglichten, sich mit dem Wassergraben zu verbinden. Rechts vom Eingang befindet sich das Haus des Kanoniermeisters mit einem eigenen kleinen Salon und einer Halle.

Ein Durchgang führt von der Halle zum kleinen Küchenbereich, der in die landseitige Bastion eingebaut ist. Dies ist eine ziemlich skurrile Kammer mit einem Kamin und Kochgelegenheiten, wie man es auch bei einer “Küche” erwarten würden.

Nur gibt es hier zusätzlich noch Waffen, die sorgfältig ausgerichtet waren, um strategisch platzierte Salven abzufeuern, um den Landgraben zu verteidigen. Wie die Anwohner mit der Gefahr umgingen, dass Funken aus dem Küchenbrand Schießpulver entzünden konnten, ist nicht überliefert!

Zurück im Innenhof kann man eine Treppe zur Batterie hinaufsteigen, die etwa die Hälfte des Geländes einnimmt. Hier sind mehrere große Kanonen montiert, die alle in den Solent zeigen.

Die beste Stelle, um wirklich einen Eindruck von der Burganlage zu bekommen, befindet sich überhaupt nicht innerhalb der Burg, sondern am Pier von Yarmouth, der sich direkt neben der Burg weit in den Solent hinein erstreckt.

Wenn man auf den Pier hinausgehen, sich umdreht und zurück blickt, kann man sehr gut sehen, wie die Burg in den Kanal hineinragt und wie die Verteidigung angeordnet ist.

Für uns geht es jetzt wieder zurück nach Shanklin, denn wir müssen noch packen und unseren ganzen Kram irgendwie wieder in das Auto bekommen.
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Angie, Micha und Mr. Bunnybear (Hasenbär)