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Südafrika 2022/23 - Tag 21 Teil 1
Herrschaften und Oukies!
Weil wir an der Panorama Route sind, genießen wir heute Morgen beim Frühstück erst einmal das fabelhafte Panorama über der Schlucht ...

Leider hat sich an der Wettersituation null-komma-nix geändert. Deswegen fallen all die Aussichtpunkte an der Ostseite wieder weg - wegen Wetter.

Wir packen nach dem Frühstück unsere Fresstasche ins Auto, das Kameragerödel dazu - und los geht es auf der Panorama Route. Wir wollen heute den Südteil befahren und zwar mit dem Uhrzeigersinn.

Zunächst geht es die 2 Kilometer nach Graskop. Der kleine Ort liegt oberhalb des Kowyn's Passes und wurde bereits 1880 gegründet, wie so viele Dörfer in dieser Region als Goldgräber Siedlung.

Wir biegen ab in Richtung Sabie - ein malerischer kleiner Ort am Sabie River. Wie viele andere Orte in diesem Gebiet entstand Sabie etwa um 1880, nach den ersten Goldfunden, und da man hier zunächst nicht all zu viel Gold fand, diente Sabie selbst als Holzlieferant für die Goldgräberstädte.

Die Kleinstadt liegt inmitten von vier Millionen Quadratkilometer Eukalyptus- und Pinienwald. Der Ursprung der heute riesigen Baumplantagen entstand aufgrund eines sehr weitsichtigen Siedlers.

Bereits 1876 begann, Joseph Brook Shires, mit den ersten Pflanzungen in diesem relativ feuchten warmen Gebiet. Während des Goldrausches wurden die einheimischen Wälder zahlreich abgeholzt und Shires begann schnell wachsende Bäume zu pflanzen, um diese kommerziell zu nutzen. Heute bilden die starken Baumstämme das Rückgrat der südafrikanischen Bergbauminen.

1895 fand man schließlich doch noch eine ergiebige Goldader und so förderte die Glynns Lydenburg Gold Mining Company zwischen 1897-1950 Gold, immerhin im Wert von 1,2 Millionen Goldunzen.

Aus dem ehemaligen Goldminen Camp ist das Zentrum der Holzindustrie entstanden und heute ist die Region das mit großen Abstand größte Forstgebiet in Südafrika. Inzwischen liefert man aus der Region etwa 50 Prozent des Holzbedarfes in Südafrikas.

Das pittoreske Dorf liegt auf 1059 Metern Höhe am Fuße des Mount Anderson (2285) inmitten von Wäldern und befindet sich damit bereits im Highveld. Das bedeutet, dass es kühler und leider auch öfter mal nebelig ist.

Der warme indischen Ozean, mit seiner hohen Verdunstung, führt zu einer starken Wolkenbildung und wenn Ostwind weht, werden die schweren Wolken gegen den großen Höhenunterschied zwischen den Low- und Highveld gedrückt. Damit die Wolken den Höhenunterschied überwinden können, müssen sie sich erleichtern und so entstehen hier die häufigen Niederschläge.

Der Name Sabie leitet sich vom Shangaanwort uluSaba - Fluss der Angst - ab, welchen der Fluss vermutlich durch seine häufigen, plötzlichen Überschwemmungen erhielt.

Der Marktplatz von Sabie ist nach wie vor das Zentrum der Kleinstadt und auch Anlaufstelle für Touristen. Auch am Marktplatz befindet sich die kleine anglikanische Kirche St. Peters, die von Sir Herbert Baker entworfen wurde, der auch das Verwaltungs- und Regierungsgebäude in Pretoria designte.

Wir fahren weiter über den Long-Tom-Pass. Der Long-Tom Pass ist ein Teil der R37 zwischen Lydenburg und Sabie und bietet einen spektakulären Blick vom Hochplateau des Highveldes in die weite Landschaft des Lowveldes, wenn nicht gerade der Nebel buchstäblich den Blick vernebelt.

Auf einer Länge von 46km windet sich der Long Tom Pass, entlang an den Hängen des Mauchsberges ( benannt nach dem deutschen Geologen Karl Mauch), durch die nördlichen Drakensberge.

Das Pass hat seinen Namen von den berühmten “Long-Tom-Kanonen” aus dem Anglo-Buren-Krieg, 1899 bis 1902, erhalten. Vier der 155mm Long-Tom Kanonen wurden von der Buren Republik in Frankreich bestellt und zwei davon wurden unter General Louis Botha an den Pass befördert, um die angreifenden Engländer abzuwehren.

Die Buren waren in der Schlacht von Bergendal zurückgeschlagen worden, woraufhin sich General Botha nach Lydenburg zurückzog. Nachdem er die Briten südlich von Lydenburg aufgehalten hatte, zog er mit zwei der Long Toms die fast nicht befahrbaren Hänge nach Osten hinauf in Richtung des heutigen Long Tom Pass.

Die Burentruppen erreichten schließlich Devil's Knuckles, einen rasiermesserscharfen Kamm, an dem der Weg entlang führte. Auf diesem Kamm steht heute eine Nachbildung einer der Long-Tom-Kanonen zur Erinnerung.

Der Nebel war so dicht, dass ich das Schild gar nicht richtig wahrgenommen habe und nur aus dem Augenwinkel im letzten Moment noch die Kanone sah - was zu einem schnellen Wendemanöver führte.

Das Wetter war so bescheiden, dass selbst von den üblichen Souvenirverkäufern weit und breit keiner zu sehen war. Die Verkaufsbuden hinter der Kanone sind alle verwaist.

Der Pass war Teil des “Hawepad” oder “Harbour Road”, zu gut Deutsch der Hafenstrasse, die Lydenburg mit dem Hafen Delagoa Bay verband.

Diese Route war im 19th Jahrhundert ein sehr wichtiger Handelsweg für die Versorgung der Goldfelder des Highveldes.

Man kann sich leicht vorstellen, welche Strapazen die Buren auf sich nehmen mussten, um mit ihren Ochsenwagen über den steilen Pass zu gelangen. Das war sicherlich kein Spaß!

Die Strecke wurde 1870 gebaut und ist mit 2150m Südafrikas höchste Passstraße. Die Strecke bietet tolle Ausblicke, bis zu 1000 Meter geht der Blick in die Tiefe ....

Ähhh ... ich meinte: könnte Ausblicke haben. Der gar nicht so seltene Nebel hat sich wieder breit gemacht und wir sehen auch dieses Mal rein gar nichts.

Schade eigentlich. Schilder mit der Aufschrift „The Staircase" weisen auf ein besonders steiles Stück hin. Mag alles sein, aber im Nebel wirkt das halt nicht.

Hinter der Passhöhe verliert die Straße auf nur 8 km 1100 Höhenmeter und kurz danach haben wir Lydenburg erreicht.

Die kleine Provinzstadt wurde 1849 von Voortrekkern gegründet und war später kurzzeitig Hauptstadt der selbstständigen "Republik Lydensburg". Der Name bedeutet "Leidensburg" oder "Ort des Leidens" und erinnert an das Leiden welches die Buren zuvor erlitten hatten.

Als 1873 am Pilgrim's Greek Gold gefunden wurde, strömten die Goldgräber in die Gegend und suchten in allen Gewässern nach dem begehrten Mineral. Heute sind die Flüsse und Bäche in der Umgebung bei Anglern, wegen des Forellenreichtums, beliebt.

Am Ortrand von Lydenburg liegt das Gustav Klingbiel Nature Reserve. Das Reservat ist 2200 Hektar groß und der Klipgatspruit schneidet das bergige Gebiet in ein tiefes Tal.

Am Eingang zum Reservat gibt es ein Museum mit einer sehr interessanten Ausstellung über die Geschichte der Stadt und die Geschichte der archäologischen Stätten der Steinzeit.

Das 1972 gegründete Lydenburg Museum konzentriert sich auf die kulturelle, historische, archäologische und ethnografische (Pedi) Geschichte der Region und ist vor allem für seine Nachbildungen der Lydenburg-Köpfe bekannt.

Das Hauptausstellungsstück des Museums sind die 7 kunstvoll geschnitzten Keramikköpfe, die aus der frühen Eisenzeit um 490 n. Chr. stammen. Diese Köpfe wurden 1957 auf einem Bauernhof von dem damals 10-jährigen Ludwig von Bezing gefunden, der auf dem Bauernhof seines Vaters spielte.

Der kleine Ludwig entwickelte später ein großes Interesse an Archäologie und kehrte in seinen Erwachsenenjahren auf die Farm zurück, um weitere Ausgrabungen durchzuführen und entdeckte dort die restlichen Stücke. Dazu fand man außerdem Tongefäße, Kupferarmbänder, Perlen aus Eisen sowie Knochenreste aus der datierten Zeit.

Die echten Köpfe werden im Nationalmuseum in Kapstadt aufbewahrt, aber exzellente Repliken werden im Lydenburg Museum ausgestellt.

Zu den weiteren Besonderheiten gehören mehrere Pedi-, Ndebele- und Afrikaaner-Kulturgegenstände, die berühmten Long Tom Cannons, die im Anglo-Buren-Krieg verwendet wurden, Exponate aus frühem Goldabbau und Militärgeschichte.

Ein Pulvermagazin und Schützengräben aus dem 2. Burenkrieg gibt es ebenfalls zu besichtigen. Im Museum gibt es auch noch eine Brennerei, in der Besucher den hochprozentigen Fussel, Mampoer, der Buren probieren können.

Das Museum befand sich früher im Herzen der Stadt, wurde aber 1990 an seinen heutigen Standort im Naturschutzgebiet Gustav Klingbiel verlegt. Aufgrund des aktuellen Standorts können Besucher jetzt einen kombinierten Museumsbesuch plus Wildbeobachtungen verbringen - natürlich nur, wenn das Wetter mitspielt.

Das Museum beteiligt sich an Bildungsprogrammen für Schulen und bietet verschiedene Exkursionen in und um die Stadt an. Öffnungszeiten: Mo-Fr 8:30 bis 16:00 sowie Sa und So 8:00 bis 17:00 Uhr.
