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Namibia 2023/24 - Tag 21
Namibia 2023/24 - Tag 21
Herrschaften und Oukies!!!
Heute Morgen waren wir wieder einmal mit Hans-Dieter Göthje von Kallisto Tours verabredet.
Bereits 2020, in der "dunklen" Corona Zeit, hatten wir die Gelegenheit mit ihm 2 tolle Touren zu unternehmen.
Hans-Dieter Göthje war der letzte, weiße Bürgermeister von Swakopmund, bevor die Riege der SWAPO Mitglieder dieses Amt übernahmen.

Hans-Dieter ist ein Swakopmunder Urgestein. Er selbst war 21 Jahre im Stadtrat tätig und dann noch weiter im Regionalrat der Erongoregion. Wenn der sich hier nicht auskennt - wer bitteschön dann!
Mit Hans- Dieter ging es heute zum zweiten Mal auf eine historische Stadttour durch Swakopmund - und wer könnte darüber besser berichten, als jemand, der die Gründerväter noch persönlich kannte?

Eben! Einen besseren Zeitzeugen gibt es nicht. Der Großvater, Kurt Trede, kam mit der Woermann Linie ins Land. Er war dort als Schiffsstewart tätig und beschloss eines Tages ebenfalls sein Glück in der deutschesten aller deutschen Städte - in Swakopmund - in Deutsch-Südwest zu machen.
Er eröffnete ein Spielwarengeschäft in der Stadtmitte, in allerbester Lage, Ecke Moltke Straße / Kaiser Wilhelm Straße. Das Haus, bekannt als Kurt-Trede-Ecke, steht heute noch.
Gegründet wurde Swakopmund von den deutschen Schutztruppen, im Jahr 1892. Der einzige brauchbare natürliche Hafen, nämlich Walvis Bay, war schon seit 1878 von den Engländern besetzt.

Man musste also eine andere Lösung finden. Die deutsche Kolonie Südwest-Afrika sollte entwickelt werden. Und dafür mussten viele Waren per Schiff aus der Heimat heran geschifft werden.

Der Hauptmann der Schutztruppe Curt von Francois wurde losgeschickt, um eine geeignete Stelle für einen Hafen zu finden. Und er fand die Mündung des Swakop Flusses. Der hieß eigentlich Tsoakhaub, ein Wort aus der Sprache des Nama Stammes. Das konnte aber niemand aussprechen, also wurde daraus Swakop.

Da alle Waren vom deutschen Reich in die Kolonie Deutsch-Südwestafrika über Swakopmund abgewickelt wurden, entwickelte sich der Ort schnell. 1909 bekam Swakopmund das Stadtrecht. Doch während des ersten Weltkrieges gaben die Deutschen Swakopmund praktisch auf.

Unsere Tour begann natürlich unten an der Mole und der Jetty, wo quasi alles seinen Anfang nahm. Hans-Dieter hatte natürlich zu jedem Punkt historisches Bildmaterial parat, anhand dessen können wir das Damals mit dem heutigen Stand vergleichen.

Erst 1905 wurde ein 325 Meter langer hölzerner Landungssteg fertiggestellt, der später durch eine solidere Konstruktion aus Eisen ersetzt wurde. Swakopmund wurde dadurch zum Tor für Deutsch-Südwestafrika.

Die gesamte Versorgung der Kolonie wurde über den kleinen Ort abgewickelt. 1902 konnte die Schmalspur-Eisenbahn nach Windhoek in Betrieb genommen werden.

Der Bahnhof im wilhelminischen Stil stammt aus dem gleichen Jahr. Er wurde vor einigen Jahren aufwändig restauriert und in ein Vergnügungszentrum mit Spielcasino und Luxushotel umgewandelt.

Ein markantes Gebäude ist das Woermann Haus aus dem Jahre 1905. Es vereinigt Fachwerk- und Jugendstil- beziehungsweise wilhelminische Stilelemente.

Dass es in Swakopmund an nichts fehlt und der Swakopmunder nicht auf dem Trockenen sitzen muss, dafür sorgte die Hamburger Woermann-Reederei mit ihrer importierten Ware aus Deutschland.

Das ehemalige Handelshaus in der Bismarck Straße mit seinem 25 Meter hohen Damara-Turm und seinem von Arkaden gesäumten Innenhof beherbergt heute die städtische Bibliothek und eine Kunstgalerie.
Ein weiteres Wahrzeichen Swakopmunds ist der alte Leuchtturm. Er ist 21 Meter hoch und wurde im Jahre 1910 in Betrieb genommen. Das heimatkundliche Museum gleich daneben entstand erst Anfang der fünfziger Jahre.

Natürlich steht auch das Hohenzollernhaus auf dem Besichtigungsplan. Früher ein zwielichtiges Hotel, um das sich viele wilde Geschichten ranken, mittlerweile zu seriösen Eigentumswohnungen umgebaut.

Uns hat die Tour zu den Gründervätern und Anfänger der Stadtentstehung hervorragend gefallen. Jedoch ist soviel geschichtlicher Hintergrund sicherlich nicht jedermanns Sache.
Viele Besucher wundern sich über die oft überdimensionierte Breite der Straßen, die für unsere Verhältnisse in gar keinem Zusammenhang mit dem herrschenden Straßenverkehr stehen.

Das hat gar nichts mit dem Betrieb in der Ferienzeit zu tun, sondern liegt auch in der Geschichte der Stadtgründung bzw. der Erschließung des Landes.
Denn die angelieferten Waren wurden von Ochsengespannen mit 16 und mehr Tieren gezogen und die fuhren nicht nur gerade aus, sondern mussten auch gelegentlich wenden. Dazu braucht man Platz - viel Platz.

In der Stadt floss der Schnaps in Strömen und Ochsenwagen um Ochsenwagen hielten Einzug, um mit den Handelsgütern wieder ins Inland abzufahren.
Plötzlich herrschte ein solch reger Verkehr, dass sich die Behörden sogar veranlasst sehen, mittels einer Verordnung die Störung der Sonntagsruhe zu unterbinden.

Nach dieser informativen Tour ging es zurück in unsere Wohnung im Stadtteil Kramersdorf, benannt nach der Familie Kramer, deren Haus das Erste war, das hier erbaut wurde.
Für den heutigen Nachmittag hatten wir ursprünglich einen Pelican Point Seal Drive gebucht. Die Tour sollte von Uwe Kessler, dem Eigentümer von Desert Dunes Dust Tours durchgeführt werden.
Leider sagte uns Uwe sehr, sehr kurzfristig ab. - Die zweifelhafte Begründung dieser Absage lautete: ein Kreuzfahrtschiff habe "plötzlich" all seine Fahrzeuge gebucht und nun stehe für uns heute leider keins mehr zur Verfügung. Allerdings könnten wir an einem beliebigen anderen Tag die Tour gerne nachholen. Och, nöö, lass mal!
Wir disponierten kurzfristig um, als meine Mutter mit der Idee um die Ecke kam, sie wolle unbedingt diese komische Welwitschia Pflanze sehen.

Der „Welwitschia Drive“ erstreckt sich südlich der B2 und nördlich der C 28 und ist Teil des Dorob Nationalparks.
Mondlandschaft tauften die deutschen Kolonialherren das unwirkliche Gelände, das sie nahe der namibischen Atlantikküste entdeckten. Graue Erde durchzogen von schroffen Felsen. Kein Wasser, keine Pflanzen, weit und breit nur Staub und Geröll.

Vor ca. 50 Millionen Jahre kam es zu einem tektonischen Großereignis, dem Auseinanderbrechen des westlichen Gondwana-Kontinents und der damit ausgelösten Öffnung des Atlantischen Ozeans.
Durch die damit verbundene Krustenausdünnung entstanden Schwächezonen in der Erdkruste, die von Doleritschmelzen durchdrungen wurden und die heute für die unzähligen Dolerit-Gänge verantwortlich sind, die sich im Gebiet der Mondlandschaft östlich von Swakopmund ausbreiten. Weicheres Gestein hat sich im Zuge der Erosion immer weiter in seine Bestandteile zerlegt, zurück bleibt der harte Fels.

Hier haben Pflanzenarten überlebt, deren Vielfalt und Einzigartigkeit nur dem aufmerksamen Besucher deutlich werden. Sie haben sich im Laufe der Jahrmillionen an das karge Wüstenklima angepasst, sind Überlebenskünstler geworden in einer feindlich erscheinenden Welt, die doch überall Leben in vielfaltigen Erscheinungsformen hervorbringt.
Wegen der lebensfeindlichen Umweltbedingungen, vornehmlich dem Mangel an Wasser, ist die Vegetation hier sehr verletzlich. Die Pflanzen wachsen extrem langsam. Es kann Jahre dauern, bis wieder günstige Bedingungen herrschen, deshalb ist es wichtig so wenig wie möglich zu zerstören.
Auch Pflanzen, die völlig tot wirken, können nach dem nächsten Regen zu neuem Leben erwachen. Beim Gehen merkt man, dass der Boden an vielen Stellen eine Kruste hat.

Diese besteht zum Teil aus Gips und beherbergt verschiedene Flechtenarten, die als Pionierlebenwesen die ersten Voraussetzungen für das Wachstum komplizierterer Pflanzen bilden.
Wenn ein Auto über solche Flächen fährt, wird diese Kruste zerstört und es werden die Bedingungen für weiteren Pflanzenwuchs erschwert. Auch bleiben Autospuren Jahre lang sichtbar.
Die Welwitschia ist die Nationalpflanze Namibias. Insgesamt soll es in der Umgebung, die als "Welwitschia-Fläche" bekannt ist, rund 50.000 dieser Pflanzen geben.

Die größten Felder liegen jedoch im angolanischen Ionapark. Dort hatte der Botaniker Friederich Welwitsch die Pflanze 1859 das allererste Mal für die Wissenschaft entdeckt. Die Exemplare, die er zur Artenbeschreibung nach London verschickte, lösten große Aufregung aus.
Die Welwitschia ist ein immergrüner Zwergbaum mit nur zwei Blättern, die oft gespalten sind. Es ist eine weite Verwandte der Koniferen. Sie hat allerdings auch Eigenschaften der Blütenpflanzen mit getrennten Geschlechtern.

Bis zu 1500 - 2000 Jahre Lebenszeit wird einzelnen Welwitschias in der Namib wissenschaftlich bescheinigt. Je älter sie wird, desto weiter gefächert zeigen sich ihre Blätter. Zahlreiche Theorien wurden über die Welwitschia entwickelt, doch hat man sie bisher nicht wirklich erforscht.
Eigentlich weist sie nur zwei Blätter auf, die einem in der Erde verwurzelten Stamm entspringen. Diese Blätter werden vermutlich jedoch nur zehn bis 15 Jahre alt, wachsen um den aus dem Sand heraus ragenden Stamm herum und reißen dabei immer weiter aus.

Zum Schutz um die sehr alten Welwitschias wurde oftmals ein Kreis aus Steinen erstellt. Doch leider treten zu viele Besucher in diesen Kreis hinein, um ein nahes Foto aufzunehmen und beachten dabei nicht, dass sie die Pflanze damit zerstören können. Und eine mehr als tausendjährige Pflanze ist nicht zu ersetzen.
Ähnlich verhält es sich mit den vielen unterschiedlichen Flechtenarten der Namib. An das karge Klima angepasst, nutzen unter anderem Bart- und Krusten-Flechten die geringe Feuchtigkeit des Nebels in Küstennähe. So wachsen sie mühselig und bescheiden nur 1 cm in zehn Jahren und dadurch erklärt sich, dass auch nach über 100 Jahren noch die Spuren der kolonialen Ochsenwagen zu erkennen sind.

Die zerklüftete Mondlandschaft erweckt den Eindruck, als befände man sich auf einem anderen Planeten. Trocken, rissig, steinig zieht sie sich wie ein Ungetüm aus uralten Zeiten aus Stein und Fels, als Gebirge zwischen Atlantikküste und Namib-Wüste entlang, mit tiefen Schluchten und kargem Gestein beinahe bis zum Horizont.
Ihr zu Füßen liegt das Swakop-Rivier, der Trockenfluss, der nur in guten Regenjahren mit seinen Fluten den Atlantik bei Swakopmund erreicht.

Gegen 18 Uhr treffen wir wieder in Kramersdorf ein. Wir machen uns schnell frisch und dann geht es für uns in das Old Steamers Restaurant, im Alte Brücke Ressort.

Dort wird jeden Abend, ab 18 Uhr, ein tolles Buffet "All you can eat" angeboten. Der Laden ist extrem beliebt und immer weit im voraus ausgebucht.

Mehrere Jahre habe ich vergeblich versucht dort einen Tisch zu bekommen und dieses Mal hat es tatsächlich geklappt.

Auch heute kommen noch etliche "walk in" Gäste, die entweder abgewiesen werden oder an der Theke bei einem Drink warten dürfen bis etwas frei wird.

Von uns gibt es für dieses Restaurant eine totale Weiterempfehlung!
Lekker Slaap!
Angie, Micha, Mama und der Hasenbär
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Namibia 2023/24 - Tag 14
Herrschaften und Oukies!
Heute kümmern wir uns um die hiesige Hauptattraktion: die Geisterstadt Kolmanskuppe / Kolmanskop.

Zuerst stärken wir uns aber mit einem leckeren Frühstück, dass bei Familie Hälbich im Wohnzimmer serviert wird.
Sicherlich ist soviel Nähe zum Gastgeber nicht jedermanns Sache, aber meine Mutter findet es großartig, zumal sie hier mit jemanden in ihrer Muttersprache quasseln kann.

Der Name Kolmanskuppe stammte ursprünglich von einem einheimischen Transportkutscher namens Johnny Coleman, der hier auf der Hügelkuppe im Jahr 1905 mit seinem Ochsenkarren liegen blieb und fast verdurstete.

Für Gäste, die wie wir in Lüderitz wohnen, empfiehlt sich der Besuch so früh wie möglich. Um 8 Uhr wird geöffnet und die erste Führung beginnt um 9.30 Uhr.
Die zweite Führung beginnt um 11 Uhr, da kommen dann für gewöhnlich die ganzen Externen, die außerhalb, also weiter weg untergebracht sind - oder auch die Spätaufsteher.

Dementsprechend voll wird es dann. Geschlossen wird um 13 Uhr. Bis dahin darf man sich auf dem Gelände aufhalten und überall umschauen.
Wichtig: an Sonntagen sowie Feiertagen gibt es nur 1 Führung am Tag, jeweils um 10 Uhr.

Es gibt Führungen in Deutsch / Englisch / Afrikaans.
Der Treffpunkt für die Führungen ist im alten Casino in der Turnhalle, dort werden die Gruppen dann nach Sprachen sortiert und auf geht es zum rund 45minütigen Rundgang.

Für uns ist es das zweite Mal, nach 2014, dass wir an der geführten deutschsprachigen Tour teilnehmen.

1908, zu Beginn des großen Diamantenrausches in Südwest, gründeten die Eigentümer der ersten Diamantenschürfgesellschaft um August Stauch den Ort Kolmannskuppe und errichteten dort ihr Hauptquartier.

Bereits im September 1908 streckte die deutsche Regierung ihren langen Arm nach den kostbaren Mineralien aus. Bernhard Dernburg, Staatssekretär im Reichskolonialamt, erließ die Sperrverfügung für diese Region. Bis dahin angemeldete private Schürfgebiete durften aber weiter ausgebeutet werden.

Ein breiter Küstenstreifen vom 26. Breitengrad bis zur Oranje-Mündung wurde zum Sperrgebiet erklärt. Hier durfte fortan nur die "Deutsche Koloniale Gesellschaft für Südwestafrika" Diamanten schürfen.

Die Woermann Reederei schipperte staatlich beauftragte Diamantensucher nach Namibia. Und um diese bei der mühseligen Diamanten-Gewinnung in der Gluthitze bei Laune zu halten, reisten auch deren Familien mit nach "Deutsch-Südwest".

Vom zwölf Kilometer entfernten Hafen in der Lüderitzbucht schleppten Ochsenwagen alles in die Diamantenstadt, was damals ein Leben in den heimischen vier Wänden lebenswert machte:

Badewannen, Armaturen, Kühlaggregate, Linoleumfußböden, Sportgeräte, Grammophonplatten, Toilettenbecken mit Wasserspülung, sogar ein Röntgengerät (das erste in Afrika!) für das örtliche Krankenhaus und vieles mehr.

Auch eine Straßenbahn für den Transport von Waren und Personen innerhalb des Ortes war hier zu finden, damit man nicht immer beschwerlich durch den allgegenwärtigen Sand stapfen musste.

Man pflanzte Bäume in die Wüste, baute ein Schwimmbad, eine Limonadenfabrik, eine Volksschule, gründete den Kegelklub "Gut Holz" und ließ die Straßen mit elektrischen Laternen beleuchten.

Der Morgen für die 300 Deutschen mit ihren 40 Kindern, die im südwest-afrikanischen Nirgendwo lebten, begann mit frischen Brötchen. Der Tag klang mit dem besten französischen Champagner aus.

Nur Wasser, das blieb stets knapp. Denn es musste zunächst mit dem Tankschiff vom Kap geliefert werden, wurde anschließend auf Ochsenwagen verladen und in die Wüste gekarrt.

Später baute man an der Küste eine Meerwasserentsalzungsanlage, die von einem eigens errichteten Elektrizitätswerk bei Bogenfels betrieben wurde, seinerzeit der leistungsstärkste Stromproduzent auf der südlichen Halbkugel.

Die Bedingungen für die hoch bezahlten Arbeiter in der Diamantenstadt waren für damalige Verhältnisse und für die isolierte Lage ziemlich paradiesisch.

Es gab für jeden mindestens 14 Tage bezahlten Urlaub im Jahr - je nach Dienstzeit vor Ort sogar noch mehr - den man auch ansparen konnte, um dann nach einigen Jahren nach Deutschland zu reisen.

Pro Tag bekam jeder Bewohner der Siedlung 20 Liter Trinkwasser, einen ½ Liter Milch und 2 Brötchen kostenlos. Dazu erhielt jede Familie täglich einen halben Block Eis aus einer eigenen Fabrik zwecks Kühlung der Lebensmittel.

Allmählich ersetzten die Rohdiamanten im täglichen Handel das Bargeld, es wurde nicht mehr mit Rand, Mark oder Pfund bezahlt, sondern in Karat.

Und zum wichtigsten Begleiter wurde die Taschenhandwaage. Mehr als eine Tonne der Edelsteine wurde allein bis 1914 im Sperrgebiet gefördert. 1909 waren es monatlich 70.000 Karat – 20 % der Weltproduktion.

Doch mit dem Ersten Weltkrieg verlor das Deutsche Reich die Kolonie und damit auch die Schürfrechte. Die Nachfolger-Gesellschaften (DeBeers) beurteilten Kolmanskuppe bereits 1931 als zu 95 % ausgebeutet.

Die Kleinstadt diente nur noch als Frachtdepot entlang der Schmalspurbahn. Mit der neuen Brücke über den Oranje wurde der Umweg über die Wüstenstadt überflüssig. 1954 entließ das Hospital seinen letzten Patienten. Zwei Jahre später zogen die letzten, noch verbliebenen 7 Familien, fort.

So schnell, wie die Siedlung aus der Retorte entstanden war, so schnell ging sie auch wieder verloren, und die Wüste machte sich daran, dass verlorene Terrain zurück zu erobern. Über Jahrzehnte verfiel der Ort. Das Vorhandene wurde geplündert, und in die Häuser kroch unaufhaltsam der Sand.
August Stauch, der Mann, der am Anfang dieser Entwicklung stand, war zu dieser Zeit längst tot. Als reicher Mann war er bereits 1924 aus dem Diamantengeschäft ausgestiegen, verlor aber schon wenig später in der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre fast sein gesamtes Vermögen. Sein Leben beendete er 1947 verarmt in dem kleinen thüringischen Ort, Ettenhausen bei Suhl, aus dem er einst aufgebrochen war. Jedoch leben seine Nachfahren immer noch in Namibia.

1988 entschloss sich dann der Namdeb-Vorläufer Consolidated Diamond Mines, der Wüste die Stirn zu bieten. Zur Rettung der Jugendstil-Oase reparierten Restauratoren einige Gebäude und kauften Originalmöbel aus Privatbesitz zurück.

Um kurz vor 11 Uhr ist die launige, doch informative Führung beendet und die Besucher haben nun die Gelegenheit sich auf eigene Faust noch umzuschauen.

Die meisten Besucher verlassen Kolmannskuppe direkt nach der Führung wieder, da sie noch ein straffes Programm vor der Brust haben.
Ich finde das immer ein bisschen schade, da man das Gesehene erst einmal in sich aufnehmen und verarbeiten muss, anstatt nur eine To-Do-Liste abzuarbeiten.
Micha knipst noch die wenige, hier vorhandene Vegetation. Wenn man sich richtig umschaut entdeckt man erstaunlich vielfältiges, wüstenangepasstes Wachstum.

Plötzlich sieht er, wie sich jemand versucht unauffällig davonzuschleichen! Was für eine fantastische Entdeckung.

Wir genießen noch eine kleine Weile die langsam einkehrende Ruhe, schauen uns noch ein wenig in den alten Gebäuden und machen uns dann langsam wieder auf den Weg zurück zu unserem Auto.
Die Rückfahrt nach Lüderitz verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Und gegen 13 Uhr kommen wir wieder wohlbehalten im Gästehaus "Zur Waterkant" an.
Lekker Slaap!
Angie, Micha, Mama und der Hasenbär
Namibia 2023/24 - Tag 12
FROHE WEIHNACHTEN!!!
MERRY CHRISTMAS!!!
Herrschaften und Oukies!!!
Gegen 9.15 Uhr morgens machten wir uns heute wieder auf die Räder. Miss Mogli, die feline Krankenschwester, hatte heute keinen Dienst. Den Posten übernahm dann der Hasenbär.

Auf der ersten Etappe gab es nicht besonders viel zu sehen, da diese exakt die gleiche Strecke von vorgestern, nur eben rückwärts, war.

An der Naute Kristall Kellerei, von der wir seit Jahren unsere Spirituousen beziehen, fuhren wir leider nur vorbei. Eigentlich wollten wir hier auch einen kleinen Stopp einlegen, als wir aber den Reiseveranstalter TARUK dort parken sahen, nahmen wir davon Abstand.

Unterhalb des Naute Damms, ging es wieder über die Low Bridge des Löwen Fluss. Heute blockierte kein Pferd die Durchfahrt, dafür war es jetzt ein Radfahrer, der sich dort erfrischte.

Bald sind wir zurück auf der B 4. Dort biegen wir nach Westen, in Richtung Lüderitz, ab. Endlich einmal keine Schotterpiste, sondern Asphalt - und das für die ganze restliche Strecke.

Mittagspause gab es in der kleinen Ortschaft, mit dem wenig verheißungsvollen Namen: Aus - wie aus, Schluss und vorbei.

Der kleine Ort Aus spielte einst eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Eisenbahnlinie zwischen Lüderitz und Keetmanshoop, da er über ein kostbaren Gut verfügte: Wasser.

Nachdem die Bahnlinie im Jahre 1906 fertiggestellt war, entwickelte sich Aus zu einem regen Verkehrspunkt. In der Umgebung des Ortes wurde Land an Händler, ehemalige Schutztruppler und andere Interessenten verkauft, die Farmbetriebe aufbauten.
Es öffneten Cafés, Geschäfte und ein Postamt ihre Tore im Dorf, dessen Zentrum das ebenfalls 1906 errichtete Bahnhofshotel bildete.

Als am 14. April 1908 der erste Diamant bei Grasplatz, an der Eisenbahnlinie nach Lüderitz, gefunden wurde, setzte in den küstennahen Gebieten um die Lüderitzbucht das Diamantenfieber ein.
Es wirkte sich auch auf Aus vorteilhaft aus. Die Farmer in der Umgebung belieferten Kolmannskuppe und andere Siedlungen im Diamantengebiet mit Fleisch und Milchprodukten. Die 1907 in Deutsch-Südwestafrika eingeführten Karakulschafe wurden ein wichtiges Handelsgut.

Im Jahr 1911 öffnete in Aus eine deutsche Schule ihre Tore. In Kubub gab es inzwischen eine Pferdezucht, die Arbeitstiere für die Minen sowie Rennpferde für Lüderitz züchtete.
1913, zum 25-jährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Wilhelm II., floriert Aus und kann es sich leisten, dieses Ereignis bei garantiertem deutsch-südwester „Kaiserwetter“ gebührend zu feiern.

An Kaisers 25. Regierungsjubiläum hätte sich hier kaum jemand träumen lassen, dass das gute Leben zwei Jahre später vorbei sein sollte.
Auch im 1. Weltkrieg spielte die Ansiedlung, die 1446 Meter über dem Meeresspiegel liegt, eine bedeutende Rolle im Kampf zwischen der deutschen Schutztruppe und der südafrikanische Armee. Es gab hier sogar eine Ersatz-Funkstelle, nachdem die Küstenfunkstelle in Lüderitz verloren war.

Heute ist Aus - mehr denn je - Durchgangsstation zum Tanken oder kurzer Rast im alt-ehrwürdigen Bahnhof Hotel. Die Tankstelle wurde im vergangenen Jahr endlich, ihrer Wichtigkeit entsprechend, ausgebaut.

Vorbei die Zeiten in denen sich alles um die 2 freistehenden Zapfsäulen knubbelte. Es gibt ein richtig modernes Gebäude. Allerdings muss man zum Bezahlen immer noch ins alte Büro und auch die Toiletten sind immer noch direkt nebenan. Gut Ding will eben Weile haben!

Wir amüsieren uns über 2 junge Ladies, die mit einem wenig fahrtüchtigen Auto - allgemein als Schrottkarre bekannt - dort steht. Die Kiste hat oben auf dem Dach 2 Reservereifen, die noch viel weniger fahrtüchtig sind.

Das Bahnhof Hotel bietet die typische Deutsch inspirierte Südwester-Küche und hausgemachte Kuchen zu moderaten Preisen. Man spricht Deutsch, Englisch und Afrikaans.

Gelegentlich trifft man schon hier auf die wilden Namib-Pferde, die sich, in Dürrejahren auf der Suche nach Futter, von der etwa 20 Km Wasserstelle von Garub entfernt, hier ohne Scheu bewegen.

Doch man sieht der Landschaft die ergiebigen jüngsten Regenfälle an. Noch nie haben wir diese Landschaft derart, von einem grünen Flaum bedeckt, gesehen.
Fährt man dann auf der B 4, von Aus in Richtung Lüderitz , staunt man über die hervorragende Teerstraße, die durch die Wüste zu der Ortschaft am Atlantik führt.

Bis dorthin ist es aber noch ein weites Stück und endlos scheint sich die Savanne vor dem Berg "Dicker Willem" vor uns auszubreiten.
Schon bald zeigen die Straßenschilder "Vorsicht Pferde" an und meinen nicht etwa Reitpferde, sondern die Wildpferde von Garub, die hier anzutreffen sind.

Wir biegen etwas 20 Kilometer hinter Aus nach Rechts ab und folgen der Piste bis zu der Wasserstelle im Nirgendwo, an der die wilden Pferde der Namib zu finden sind.
Flimmernde Hitze, sengende Sonne. Wohin das Auge schaut, türmen sich Sand, Geröll und Felsen. Kaum ein Strauch, kaum ein Baum, der Schatten spendet.

Rau, lebensfeindlich und abweisend wirkt die Landschaft am Rande der Namib. Mehr als 50 Millimeter Niederschlag pro Jahr sind hier selten und die gab es hier tatsächlich in den letzten Monaten.
Die Herkunft der Pferde konnte bisher nicht einwandfrei geklärt werden, doch stammen sie ursprünglich, so weit ist man sich einig, nicht aus diesem Landstrich am Ostrand der Namibwüste. Dafür haben sie sich jedoch im Laufe von rund 100 Jahren an die kargen Lebensbedingungen sehr gut angepasst.

Verschiedenen Untersuchungen zufolge stammen die Pferde möglicherweise von den deutschen Schutztruppen, vielleicht aber auch von der südafrikanischen Armee, die unweit von Aus bzw. Garub stationiert waren.
Demnach hatten sich die Deutschen im Ersten Weltkrieg vor den anrückenden südafrikanischen Soldaten an der Wasserstelle von Aus verschanzt. Der kaiserlichen Schutztruppe standen 10 000 Südafrikaner mit 6000 Pferden bei Garub gegenüber.

Die Deutschen Soldaten bestiegen bei Garub den Zug, der sie aus dem Kriegsgebiet fortschaffte. Ihre treuen, vierbeinigen Weggefährten konnten sie dabei, aus Platzgründen, nicht mitnehmen. So wurde abgesattelt, das kostbare Sattelzeug verladen und die Pferde sich selbst überlassen.
Offenbar wurden die Pferde in den 1920er Jahren zum ersten Mal gesichtet, so dass die Vermutung, sie seien den Wirren des 1. Weltkrieges entkommen, recht einleuchtend klingt.

Der Hobby-Historiker Walter Rusch stieß auf ein weiteres Puzzlestück, das das Bild vervollständigt: in Fotoalben von Emil Kreplin, 1909 bis 1914 Bürgermeister von Lüderitz, fand er Aufnahmen einer Pferdezucht auf Kubub südlich von Aus.
Dort ließ Kreplin Arbeitstiere für den Bergbau züchten - und Rennpferde für das aufblühende Lüderitz. Auf Fotos der Kreplin-Zucht erkennt man zudem Pferde mit Merkmalen, die sich auch 100 Jahre später noch bei den wilden Pferden finden.

Biologisch und historisch fundiert, lassen sich damit mehrere Theorien zusammenführen. Der Kern der Herde dürfte aus Pferden der Südafrikaner, der Schutztruppe und der Kreplin-Zucht bestehen.
Unter dem Schutz des Diamanten-Sperrgebietes II haben sich die verwilderten Pferde fast 100 Jahre lang isoliert entwickeln können, so dass man heute von einer eigenen Pferderasse, den "Namibs", sprechen kann.

Garant für ihr Überleben ist diese Wasserstelle. Die Tränke war einst eine Pumpstation für die Dampflokomotiven der nahe gelegenen Eisenbahnlinie Aus-Lüderitz, die noch in deutschen Kolonialtagen errichtet worden war.
Heute ist das namibische Umweltministerium dafür verantwortlich, dass das aus 120 Metern Tiefe gepumpte Wasser den Tieren zur Verfügung steht.

Wir verlassen die Pferde wieder, fahren zurück auf die B 4 und folgen dieser immer nach Westen.
Jetzt sind es nur noch 20 Kilometer bis nach Lüderitz, dann haben wir unsere heutige Etappe geschafft. Die Landschaft zeigt sich jetzt nahezu völlig vegetationslos und lebensfeindlich.

Der Himmel am Horizont sieht seltsam aus. Erst als uns der zunehmend stärker werdende Wind den Sand aus der Wüste ums Auto knallt, begreifen wir dass wir Lüderitz von dem berüchtigten Süd-Wester-Sturm heimgesucht wird.
Sand und nichts als Sand bestimmt die letzten Kilometer. 12 Kilometer vor Lüderitz passieren wir die alte Diamantenstadt Kolmannskuppe. Sie ist in dem Sandsturm kaum zu auszumachen.

Wir hoffen, dass der peitschende Sand uns weder den Lack vom Auto schmirgelt, noch die Scheiben oder Scheinwerfer zerkratzt. An unsere GoPro Kamera vorne an der Windschutzscheibe haben wir dabei gar nicht gedacht - da ist das Objektiv jetzt hin.
Hinter der nächsten Kurve sollte man schon die Kirchturmspitze der Felsenkirche von Lüderitz am Horizont erkennen. Heute sieht man nur gelben Sand in der Luft.

Um halb fünf erreichen wir Lüderitz. Das Thermometer ist von weit über 35°C auf angenehme 24°C hier in Lüderitz gefallen.
Heute sind wir froh, dass wir das Tagesziel, die Pension der Familie Hälbich, erreicht haben. Die Unterkunft trägt den typisch "afrikanischen" Namen Zur Waterkant. Was auch sonst? Schließlich sind wir hier doch an der Waterkant!

Für den heutigen Abend haben wir eine Tischreservierung in der Diaz Oyster Bar.
Der Diaz Coffee Shop, ursprünglich in der Bismarck Straße gelegen, und die alte Oyster Bar, die ehemals im Hafen beheimatet war und schon lange geschlossen ist, haben sich an neuer Wirkungsstätte zusammengetan.

Es gibt frische Austern aus der Lüderitz Bucht zu Spottpreisen. Ich bestelle gleich 12 Stück und lasse sie mir mit Käse & Schinken überbacken.
Lekker Slaap!
Angie, Micha, Mama und der Hasenbär
Namibia 2023/24 - Tag 5
Herrschaften und Oukies!
So ein Leben als Gastgeber in Namibia ist kein Spaß! Soviel steht schon einmal fest.

Und da glaubt man, man hat schon fast alles erlebt, plötzlich wird man wieder einmal eines besseren belehrt.

Wie üblich sah der Tagesplan das Frühstück für 8 Uhr für alle gemeinsam vor. Da fehlte bereits die campende 4-köpfige Familie aus Österreich, die sonst eigentlich immer an allen Mahlzeiten mit teilnahmen.

Reiner und Marcel mussten sich um die defekte Pumpe bei den Kühen kümmern und sehen, dass sie die wieder ans Laufen kriegen.

Deswegen fuhr Marianne mit den Gästen und dem alten, blauen Chevy raus zur Zaunkontrolle.

Ebenfalls wieder nicht dabei: die Österreicher, die sonst überall mit dabei waren und sich gestern extra noch einen Hut aus dem kleinen Souvenir-Shop ausgesucht hatten.

Natürlich dachten wir uns erst einmal weiter nichts dabei und alle zogen los, jeder in eine andere Richtung.

Zum Abschluss der Farmtour fuhren wir noch an den Unterkünften der Angestellten vorbei.

Insgesamt wohnen auf der Farm 5 Damara und 1 Owambo gemeinsam mit ihren Familien.

Zurück an der Farm angekommen trauten wir alle unseren Augen nicht: die Österreicher hatten sich doch tatsächlich klammheimlich vom Acker gemacht!

Der aus dem Farmshop stammende Hut, der nunmehr natürlich "leichte" Gebrauchsspuren hatte, lag vor dem Laden - bezahlt war er selbstredend auch nicht.

Da fehlen einem doch die Worte! Und was haben die Eltern für ein christliches Getue an den Tag gelegt: keine Mahlzeit durfte ohne Gebet eingenommen werden, die Kinder hatten altbiblische Namen usw.

Nach der Tour hatten wir noch eine gute Stunde "Freizeit", die wir zum Nickerchen nutzten. Dann mussten wir schon wieder um 12.30 Uhr zum Mittagessen antreten.

Den Nachmittag hatten wir heute "frei", da Reinhard und Marianne zu einem Geburtstag auf eine Nachbarfarm mussten.

Und wie das hier bei den Nachbarfarmen so ist, liegen die mehrere Kilometer weit weg.

Die Zeit nutzten wir nicht nur zum Ausruhen, sondern vielmehr zum Packen, denn für morgen steht der erste Unterkunftswechsel an.

Am späten Nachmittag trafen sich dann alle oben auf dem Reservoire des Naturpools zum obligatorischen Sundowner.

Mit dem üblichen Gin-Tonic in der Hand sahen wir zu, wie sich die Sonne allmählich verabschiedete.

Der Himmel leuchtete in fantastischen Farben.

Danach ging es wieder für alle zusammen runter, auf die Veranda.

Tochter Mareike hatte heute einen Potjie gezaubert. Stunden lang köchelten die Beinscheiben des Kudus im Feuer. Was war das lecker!

Nach dem Abendessen baute Mareike noch den Beamer auf und zeigte eine kleine Präsentation über das Kinderheim von Dordabis, für das die ganzen Sachspenden gedacht sind, die wir mitgeschleppt hatten.
Nochmals vielen Dank an die unermüdlichen Spender, die es uns immer wieder ermöglichen diese Dinge hier her mitzubringen.
Jetzt verpacken wir wieder die letzten Dinge und dann geht es ins Bett! Morgen fahren wir weiter.
Lekker Slaap!
Angie, Micha, Mama und der Hasenbär
Namibia 2023/24 - Tag 27
Herrschaften und Oukies!
Die nächsten 2 Tage verbringen wir auf der Okutala Lodge, unterhalb des Etosha National Parks.

Etwa 22 Kilometer vom Etosha National Park entfernt liegt Okutala auf einem 24.000 ha großen Farmland. Angeblich handelt es sich um eines der größten privaten Wildreservat an der südlichen Grenze des Etosha Nationalparks in Namibias Norden.

Ursprünglich handelte es sich um die Ombengu Farm. Im Mai 1998 wurde die Farm zu einem privaten Jagdgebiet umgewandelt. Zur gleichen Zeit wurde begonnen alle inneren Zäune, die früher der Weidewirtschaft dienten, zu entfernen. Fortan nannte sie sich Naua Naua Lodge (wir können uns auch noch an diese Ausschilderung erinnern).

Im Jahr 2013 wurde Naua Naua von Harnas übernommen und ebenfalls zu einem "Waisenhaus für wilde Tiere" aufgebaut. Auf Okutala Etosha, wie die Tierrettungsstation nun hieß, lebten bereits Giraffen, Zebras, einige Elefanten und verschiedene Antilopenarten.

Regelmäßig fanden auf dem Areal weitere Tiere ein neues Zuhause, ganz nach dem Vorbild der original Harnas Farm. Einige wurden zugekauft, wie 5 der Rhinos, aus Südafrika.

Der Volontär Tourismus, mit zahlungskräftigen Freiwilligen aus aller Welt, hatte sich zu einem einträglichen Geschäftsmodell entwickelt. So konnten neue Standorte aufgebaut werden, unter anderem eben auch Okutala.

In den Jahren 2013-15 porträtierte die ARD im Rahmen der Dokuserie „Das Waisenhaus für wilde Tiere“ auch die Tierrettungsstation der Okutala Etosha Farm.

Aus dieser Zeit stammt auch noch die "Memory Lane" die die Volontäre, für die ehemals hier beheimateten und verstorbenen Tiere, anlegten.

Auch die rustikale Felsen-Toilette und die etwas unterhalb davon angebrachte Außendusche, für das ultimative Bushfeeling für die Volontäre, sind noch vorhanden.

Die Geschäfte liefen gut, bis Corona kam und die Volontäre ausblieben. So brachen die Einnahmen weg und man gab den Standort Okutala auf.

Ein reicher Big Game Hunter pachtete für kurze Zeit das Anwesen und schoss den Großteil des Bestandes an Wild - mit Ausnahme der Nashörner & Elefanten, für die man spezielle Genehmigungen benötigt - weg.

Übrig geblieben aus der Harnas Zeit ist die, ebenfalls aus der TV Serie bekannte, Tierärztin Dr. Simone Herzog, die versucht den Laden (bzw. die Tiere) so gut es geht zusammenzuhalten.

Ein neuer Inhaber übernahm Okutala Anfang 2023. Dieser will nun aus den "Leftovers" eine privates Game Reserve, nach dem Vorbild Erindi, aufbauen.

Dazu mussten die Raubtiere, in den alten, zurück gelassenen Harnas Gehegen, weichen. Laut Tierärztin Simone konnten sie alle in anderen Einrichtungen untergebracht werden.

Ob das tatsächlich so ist, können wir natürlich nicht überprüfen. Da müssen wir Simone beim Wort nehmen und sie macht uns durchaus den Eindruck, dass ihr das Wohl der Tiere über alles geht und ihre Lebensaufgabe ist. Ansonsten hätte sie sich, wie die ganze Harnas Bagage, aus dem Projekt zurück gezogen.

Die elf Familienzimmer an der Hauptlodge verfügen über ein großzügiges Badezimmer und eine Terrasse mit einem fabelhaften Ausblick auf das große Wasserloch.

Sie stammen sozusagen noch aus der Gründerzeit der Lodge. Demnach sind Einrichtung und Zustand "old fashion", allerdings sehr sauber.

Ein Pool sorgt für willkommene Abkühlung und im schön angelegten Garten begegnet man mitunter dem herum stolzierenden Giraffenbullen. Er schaut täglich überall nach dem Rechten.

Die neu gebauten Chalets liegen oben auf dem Hügel. Es sind 10 Zimmer, die einen eigenen Pool und eine eigene Boma haben.

Der Blick von dort oben ist ähnlich spektakulär, wie vom Sundowner Point, allerdings haben sie keinen Blick auf das tolle Wasserloch.

Leider war es uns nicht möglich, diese Zimmer zu besichtigen, da sich dort russische Diplomaten aus Windhoek, zusammen mit ihren Familien, zum orthodoxen Weihnachtsfest eingemietet hatten.
Es handele sich um "very difficult people", erklärte uns Greg, einer der Angestellten. Und so wunderte es uns auch nicht weiter, dass sich jeder darum riss uns zu bedienen, anstatt sich mit den Russen abgeben zu müssen. Teilweise waren mit uns 3 Männekes ebenfalls 3 Angestellte extrem beschäftigt.

Die Mahlzeiten werden entweder auf der Terrasse, unter dem Sternenhimmel, serviert oder, bei schlechtem Wetter, oben im neuen Hauptgebäude.

Es werden eine Vielzahl an Aktivitäten für die ganze Familie angeboten. Auf dem Farmgelände selbst gibt es eine ganze Reihe an Möglichkeiten: Fütterung der Rhinos & Giraffen, Pirschfahrten zu verschiedenen Tageszeiten, Wanderungen und ein Beobachtungsbunker am Wasserloch, der gerade für Fotografen besondere Perspektiven bietet.

Außerdem gibt es, falls gewünscht, geführte Touren in den Etosha Nationalpark.
Jetzt, zur Regenzeit ist es zwar sehr heiß, doch alles sprießt und wächst- die Natur beginnt grün zu werden und da und dort blüht es bereits.

Nur das Frühstück wird als Buffet angeboten. Alle anderen Mahlzeiten gibt es als gesetztes Menü.

Das Abendessen gibt es als 3-Gang Menü, wobei beim Hauptgang zwischen einem Fleischgericht oder Fisch gewählt werden kann.

Vorspeise und Desert sind für alle identisch.

Vegetarier, Veganer, Frutarier und was es sonst noch so alles gibt, um die eigene Persönlichkeit zu unterstreichen, sind hier nicht unbedingt an der richtigen Adresse.

Abigail leistet uns beim Abendessen gerne Gesellschaft. Pausenlos schwätzt sie und versucht uns zu animieren.

Der Hasenbär muss kurzzeitig als Ablenkungsmanöver herhalten. Dann spielt sie wieder mit Schnürsenkeln oder zerrt an meiner Tunika oder versucht meiner Mutter in den Zeh zu beißen, da sie Sandalen trägt.
Lekker Slaap!
Angie, Micha, Mama und der Hasenbär
Namibia 2023/24 - Tag 15
Herrschaften und Oukies!!!
Mit den Inhabern der Pension "Zur Waterkant", erstklassigen Lüderitzbuchter Urgesteinen und Nachfahren der ersten Siedler des Landes, liegt es natürlich auf der Hand, bei den Hälbichs gleich auch eine historische Stadtführung zu buchen.

Leider lässt es der Gesundheitszustand von Herrn Hälbich nicht mehr zu diese Touren oder die täglichen Touren von Kolmannskuppe selbst zu führen.
Aber mit Marion Schelkle, ehemalige Inhaberin von Lüderitz Safaris & Tours, war ein mehr als adäquater Ersatz für uns gefunden worden.

Sie ist ebenfalls ein Lüderitzbuchter Urgestein, Enkelin einer der ersten Siedler aus dem Jahre 1898. Sie weiß, wo welche Gardinen gewebt wurden, wo die Teppiche, kennt die Geschichte der Möbel in der Stadt – einfach alles!
Ihren Laden in der Bismarck Straße musste sie inzwischen aufgeben. Nicht etwa aus Altersgründen, 75 Jahre ist noch lange kein Grund sich in den Ruhestand zurückzuziehen, sondern Corona war auch hier dafür verantwortlich.

Ihre Geschäfte führt sie dennoch weiter, jetzt eben von zu Hause aus. Und so kommt sie mit ihrem alten VW Bulli angezuckelt, lädt uns vor der Waterkant ein und los geht die wilde Fahrt durch das "sprudelnde Leben" von Lüderitz.
Von einigen wird Lüderitzbucht noch immer "die südlichste Stadt Deutschlands" genannt. Obwohl diese Zeit lange vorbei ist, erinnert doch noch einiges an das einstige Deutsch-Südwest-Afrika.

Mit der Ankunft des Bremer Tabakhändlers und Unternehmersohns Adolf Lüderitz, auf dem Segelschiff Tilly am 10. April 1883, begann die moderne Geschichte der Lüderitzbucht.

Seine Vision bestand darin, diesen Landstrich für deutsche Auswanderer attraktiv zu machen, Bodenschätze zu erkunden und eine Handelsniederlassung zu gründen. Durch den jungen Kaufmann Heinrich Vogelsang ließ er das als unfruchtbar angesehene Land vom Orlam-Kapitän Joseph Frederiks II. erwerben.

Da Lüderitz befürchtete, die ebenfalls an dem Gebiet interessierten Engländer würden die gesamte Küste des Landes besetzen, bat er die deutsche Regierung um Schutz seiner Besitztümer.
Adolf Lüderitz selbst blieb zwei Jahre später, 1886, auf Forschungsfahrt am Oranje verschollen. Ihm zu Ehren erhielt der Ort den Namen "Lüderitz".

Was bescheiden begann, wurde eine der größten Sensationen der jungen Kolonie, denn wenige Jahre später, 1908 fand der deutsche Bahnmeister August Stauch den ersten Diamanten bei Grasplatz, dem dann tausende Glücksritter folgen sollten.
Diamantenorte wie Kolmannskuppe, Stauchslager, Ida- und Charlottental schossen wie Pilze aus dem Boden und Lüderitz, die Gründerstadt Deutsch-Südwestafrikas, wurde beinahe über Nacht der Umschlagplatz für die kostbaren Steine.

Geschäftsleute, Händler und Glücksritter überschwemmten den Ort. Trinkwasser wurde per Tankschiff oder Eisenbahn dorthin gebracht.
Man errichtete eine Meerwasser-Entsalzungsanlage, die mit einem eigens hierfür gebauten Elektrizitätswerk betrieben wurde. Hotels, Restaurants, Vereine und Sportclubs wurden gegründet, und für einige Jahre war Lüderitz der "Nabel der Welt" von Deutsch-Südwestafrika.
Doch mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges und der Machtübernahme durch Südafrika wurde quasi über Nacht für die deutschen Bewohner alles anders.

Viele von ihnen wurden in Internierungslager gebracht, verließen das Land, verloren alles, was sie aufgebaut hatten, oder starben verarmt und glücklos - darunter auch der Diamanten-König August Stauch und der Lüderitzbuchter ruhmreiche Bürgermeister Emil Kreplin.
Das besondere Flair von Lüderitz besteht in Gebäuden aus der deutschen Kolonialzeit, von denen der Großteil bis heute sehr gut erhalten und gepflegt ist. 191 dieser Häuser gibt es tatsächlich noch.

Die meisten Gebäude wurden in den Jahren des Diamantenbooms zwischen 1908 und 1914 errichtet. Damit sind sie erstklassiger Jugendstil. Knapp die Hälfte davon befindet sich noch in gutem Zustand.
Der spätere wirtschaftliche Niedergang von Lüderitz hatte hinsichtlich des architektonischen Aussehens immerhin etwas Gutes: Es wurden kaum neue, unpassende Häuser zwischen die alten gesetzt. Somit präsentiert sich der alte Stadtkern auch über 100 Jahre später in nahezu intaktem Zustand.
Vergeblich sucht man auch nach Selbstbeweihräucherungen á la "Sam Nujoma Drive" oder Diktatorenhuldigungen wie "Robert Mugabe Avenue" oder "Fidel Castro Street".

1904 wurde der prächtige Bahnhof an der Bismarckstraße durch die deutsche Kolonialmacht gebaut, damit sollte die Anbindung der Hafenstadt an das Inland verbessert werden. Die Züge wurden gebraucht, um Waffen zur Bekämpfung der Herero- und Nama-Aufstände zu transportieren.
Später wurden die Routen wichtig für den Diamantenhandel in Kolmannskuppe. 1996 wurde die Strecke komplett still gelegt, der Verfall der Gleise machte den Zugverkehr unmöglich.

Im Woermann-Haus in Lüderitz warteten früher Passagiere der gleichnamigen Reederei auf die Ankunft der Schiffe; die Bahnlinie Lüderitz – Aus endete praktischerweise hier.
Das Woermann Haus, erbaut 1906, ist ein in der Grundanlage schlichter Bau, der aus dem Fels gewachsen zu sein scheint. Bei der Errichtung mussten Felsen weggesprengt werden. Die Brocken, die dabei entstanden sind, bilden die Mauersteine bis zum ersten Stock. Es beeindruckt weiterhin auf der Nordseite mit zwei Erkern und drei Balkonen im ersten Stock.

Die Hamburger Woermann-Linie war auf den Liniendienst entlang der afrikanischen Westküste ausgerichtet, während die DOAL vor allem die Ostküste Afrikas befuhr.
Beide Gesellschaften gehörten Adolph Woermann, der somit zu Beginn des 20. Jahrhunderts der eigentliche Herr über die deutsche Afrika-Schifffahrt war (ab 1909 Woermann & Brock).

Am 13. Januar 1905 traf nach dreiwöchiger Seereise der deutsche Reichspostdampfer "Prinzregent" der Woermann-Linie vor Swakopmund ein.

Einer der Soldaten war der Schmiedemeister Albert Plietz. Nach seiner Militärzeit ließ er sich in Lüderitz nieder und gründete dort 1909 am Ende der Bismarckstrasse seine Firma.
In den historischen Werkstätten dieses Betriebes wurde für Arbeiten für "Hufbeschlagsschmiede, Wagenbauerei und Schlosserei" von Albert Plietz geworben.

Als der Diamantenrausch bei Kolmannskuppe ausbrach, wurde die Lüderitzbuchter Niederlassung "Krabbenhöft & Lampe", in dem am Ende der Bismarckstrasse 1909 errichteten Gebäude, als Hauptgeschäftsstelle eingerichtet.
Das "Kreplinhaus" (Baujahr 1909) schaut würdig auf die staubige Bergstraße hinab.

Ein winziges Stückchen weiter, quasi gegenüber an der Ecke, steht das leuchtend-blaue „Haus Grünewald“ aus dem Jahre 1910. Beide Häuser werden Emil Kreplin zugeordnet, dem ersten und sehr angesehenen Bürgermeister von Lüderitzbucht (1909 bis 1914).

Kreplin kam, wie so viele andere, als Soldat mit den deutschen Schutztruppen nach Deutsch-Südwest. Nach Beendigung seiner militärischen Laufbahn stand er im Dienst der Eisenbahn. Durch die Diamantenfunde bei Grasplatz erfuhr auch sein Leben eine ungeahnte Wendung. Innerhalb kürzester Zeit hatte auch er es zu einem beträchtlichem Vermögen gebracht.
Das Haus Eberlanz nimmt sich bescheiden neben dem dominanten Haus Grünewald in der Bergstrasse aus.

Friedrich (Fritz) Eberlanz wurde 1879 im deutschen Witten/Ruhr geboren und erlernte dort den Beruf des Dekorateurs. Wenige Wochen vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges, im Jahre 1914, kam er mit dem Schiff nach Lüderitz. Er erhoffte sich in der deutschen Kolonie bessere berufliche Perspektiven.

Sein Geschäft eröffnete er in der Bergstraße, in dem ursprünglich von Oberleutnant Edmund Troost 1909 erbauten Haus, das bis heute jedoch nur unter dem Namen „Eberlanz Haus“ bekannt ist.
Eberlanz war ein begeisterter Amateursammler und Hobby-Botaniker. Mit der Zeit konnte er sich ein umfangreiches Wissen aneignen und tauschte sich mit führenden Fachleuten aus. Eberlanz stellte die gesammelten Funde und Entdeckungen zunächst in seinen privaten Räumen aus.

1926 gründete er zusammen mit Praeses Wandres, Dr. Holst und Dieter Petzold den Vorläufer des Museums, die Vereinigung für Landes- und Völkerkunde, in Lüderitzbucht.
Friedrich Eberlanz wurde 1966, kurz nach seinem Tod, zum Ehrenbürger der Stadt Lüderitz ernannt.
1979 erklärte man das „Eberlanz Haus“ zum Nationalen Denkmal.

Als gelungen empfinden wir die frische Renovierrung des ehemals explodierten Elektrizitätswerks in der Diazsstraße. Die Struktur der riesigen Halle besteht aus Stahlträgern, die damals in Deutschland vorgefertigt und 1911 in Lüderitzbucht zusammengebaut wurden. Zur Blütezeit der Diamantenfelder war hier das modernste E-Werk der südlichen Halbkugel untergebracht.
Mit Turbinen wurde in diesen Hallen Strom für Lüderitzbucht, Kolmannskuppe und die südlichen Diamantfelder erzeugt und mit Kondensatoren Süßwasser für den Stadtbedarf produziert.
Die historische Felsenkirche erhebt sich hoch über der Bucht, auf dem Felsen des Diamantberges, mit Blick über die Stadt. 100 Jahre alt wurde sie im Jahre 2012.

Bereits 1909 hatte die Gründungsversammlung stattgefunden und unter der tatkräftigen Führung von Pastor Metzner ging man zunächst an die Errichtung eines standesgemäßen Pfarrhauses, das schon 1910 fertig gestellt wurde.
Am 19. November 1911 folgte die Grundsteinlegung für die Felsenkirche. Baumeister war Albert Bause. Der Baumeister, der mit seinen drei Brüdern nach Südwestafrika eingewandert war, hatte schon das Pfarrhaus gebaut und entwarf nun auch den Bauplan für die Felsenkirche. Dieser folgt dem neugotischen Stil, wie er gerade zu Beginn des 20. Jahrhunderts bevorzugt wurde.

Als Bauplatz für die Kirche hatte man die nackte Kuppe des Diamantberges ausersehen. Von dort oben blickte man auf die ehemals Angra Pequena genannte Bucht, die dann den Namen von Adolf Lüderitz annahm, der mit ihrem Erwerb die deutsche Kolonialgeschichte Südwestafrikas eingeleitet hatte.
Erst drei Jahre zuvor waren die ersten Diamanten in der Wüste, nicht weit von der Lüderitzbucht entfernt, entdeckt worden und sie versprachen eine glänzende wirtschaftliche Zukunft. Hoffnungsvoll beteiligte sich die deutsche Kolonialgesellschaft am Aufbau von Lüderitz und stellte das Grundstück für die Kirche kostenlos zur Verfügung.
Nach nur neun Monaten Bauzeit war das Werk vollbracht, und die Felsenkirche wurde zum Wahrzeichen der Stadt. Am 4. August 1912 fand die Einweihung statt. 1978 wurde sie zum „nationalen Denkmal“ erklärt.

Bei der Ausstattung wurden keine Kosten und Mühen gescheut – die Stadt Lüderitz konnte damals aus den Vollen schöpfen. Beeindruckend sind die bemalten Glasfenster von der Hofglasmalerei W. Franke in Naumburg an der Saale aus dem Jahre 1910, darunter ein dreiteiliges "Lutherfenster".
Als edler Spender gibt sich auf dem Fenster Johann Albrecht, Herzog von Mecklenburg, zu erkennen, der 1895 zum Präsidenten der Deutschen Kolonialgesellschaft gewählt worden war und zu den einflussreichsten deutschen Kolonialpolitikern zählte.
Der Abteilung Lüderitzbucht des Frauenbundes der deutschen Kolonialgesellschaft verdankt die Kirche das Fenster mit der Darstellung von der Begegnung Jesu mit den Schwestern Maria und Martha. Wählten die Damen des Frauenbundes ein Frauenthema, so entschlossen sich die Männer des Lüderitzer Bürgervereins zur Stiftung des Fensters mit der Szene vom Barmherzigen Samariter.
Kaiserin Auguste Victoria zeigte ihre Verbundenheit mit der jungen und aufstrebenden Gemeinde in Lüderitzbucht und stiftete die wertvolle Altarbibel mit einer handschriftlichen Widmung. Ihr Gemahl, Kaiser Wilhelm II., tat es ihr gleich und steuerte das zentrale Altarfenster bei. Unter einer Darstellung prunkt das kaiserliche Wappen mit der Stiftungsinschrift „Gestiftet von Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. 1912“.

Altar, Kanzel und Taufbecken sind mit üppigen Schnitzereien verziert. Sie stammen von dem Künstler Friedrich Ditzel aus dem deutschen Kaltennordheim, der Heimatstadt des damaligen Pfarrers in Lüderitz, Alexander Metzner.
Zur Ausstattung gehören außerdem das silbernes Taufgeschirr des Ehepaar Franz Schusters und die drei Glocken wurden bei der Hofglockengießerei Franz Schilling im thüringischen Apolda gegossen.
Im Oktober 2012 wurde das 100 Jahre alte Kupferdach der Felsenkirche erneuert und Dachdeckermeister Dietmar Pistorius entdeckte eine Pergamentrolle, die vor 100 Jahren in die oberste Ecke der sich verjüngenden Kirchturmspitze geschoben worden war. Zum Vorschein kam eine "Lüderitzbuchter Zeitung" vom 25. November 1911 mit einem Bericht über die Grundsteinlegung der Felsenkirche.
Inmitten der Zeitungsseiten befand sich ein Brief des Klempnermeisters Wilhelm Meckel, von Hand geschrieben und unterzeichnet am 12. Juni 1912. Mit diesem gefundenen Dokument wurde klar, dass der damals hier tätige Handwerker aus Deutschland stammte und die dortigen Traditionen auch in seiner neuen Heimat, Deutsch-Südwest, fortsetzte.

Fast auf gleicher Höhe mit der Felsenkirche steht das Goerke Haus. Es entstand 1909 nach Plänen von Otto Ertl, in der Zeit als der Diamantenrausch die Gegend um Lüderitz beherrschte.
1904 landete Leutnant Hans Goerke als Mitglied der deutschen Schutztruppe in Swakopmund. Durch eine schwere Verletzung musste er bereits 1905 nach Deutschland zurückkehren und lernte dort seine zukünftige Frau, Luise Hornig, kennen. 1908 kehrte er, wieder genesen, nach Deutsch-Südwest-Afrika zurück, noch nicht ahnend, dass August Stauch bei Grasplatz Diamanten gefunden hatte.
Hans Goerke witterte seine Chance, beendete seine Dienstzeit bei den Schutztruppen und stieg mit in das Diamantengeschäft ein. Innerhalb kürzester Zeit wurde er zu einem reichen Mann, der es sich leisten konnte den Regierungsbaumeister Otto Ertl mit dem Entwurf des hochherrschaftlichen Hauses zu beauftragen.

Innerhalb eines Jahres wurde die repräsentative Prachtvilla fertiggestellt. Eine unglaubliche Leistung, wenn man bedenkt, dass alles, vom Baumaterial, über Kleidung und Maschinen, sogar selbst die Lebensmittel, per Schiff aus Deutschland eingeführt werden mussten.
Mit seinen Erkern, Verzierungen, der Sonnenuhr auf der Nordseite, den Mansarden, holzgeschnitzten Balkons und dem Natursteinfundament ist es immer noch ein anschaulicher Beweis für die damalige Handwerkskunst.
70.000 Goldmark soll der Bau verschlungen haben – eine unglaubliche Summe für damalige Zeiten!
Nach der Fertigstellung des Hauses fuhr Goerke zurück nach Deutschland, um seine Verlobte Luise Hornig zu ehelichen. Sie lassen sich in Berlin trauen und machen sich, gleich nach der Hochzeit, auf nach Südwest. Jedoch konnte sich die frisch vermählte Luise Goerke, trotz allem erdenklichen Luxus, mit den Gegebenheiten in der fernen Kolonie nicht anfreunden und wurde schon bald von Heimweh geplagt.
Auch wenn man sich alle Mühe gab mit Tanzveranstaltungen, Kostümfesten, Pferderennen und Liederabenden das Leben in Lüderitzbucht interessant zu gestalten, gegen Berlin kam das einfach nicht an. Bereits 1912 verließ Hans Goerke auf Drängen seiner Frau Deutsch-Südwest und das Ehepaar zog wieder nach Deutschland. Sie kamen nie zurück.
In das Goerke Haus zog später der Bezirksrichter. Heute ist es im Besitz von Namdeb, der namibischen Diamantgesellschaft, die das Haus für die lächerliche Summe von 30.580 N$ aufkaufte, restaurierte und originalgetreu möblierte. Leider kümmert man sich mehr schlecht als recht um das schöne Haus.

Wer die Nacht im Zelt auf der Camp Site verbringen will, für den gibt es direkt in Lüderitz nur eine einzige Möglichkeit: den Campingplatz auf der Haifisch-Insel (Shark-Island), wenige Gehminuten vom Hafen und dem Stadtzentrum entfernt. Das Gelände ist großzügig angelegt und schön gelegen, mit Blick auf den Atlantik. Allerdings fehlt den meisten Parzellen ausreichender Windschutz - und der Wind bläst in der Lüderitzbucht das ganze Jahr.
Inmitten der Campsites findet man den Adolf Lüderitz Gedenkstein, zu Ehren seines Abgesandten, Heinrich Vogelsang, gibt es ebenfalls eine Gedenkplakette und im Halbkreis ehrt man die gefallenen Soldaten der deutschen Schutztruppen.

Dazu kommen die umgesetzten Gebeine des alten Nautilus-Friedhofs, sowie die erst 2007 errichtete Gedenkstätte des Nama-Kapitäns Cornelius Fredericks und seiner Stammesmitglieder, die hier den Tod fanden.
Vor der deutschen Kolonialzeit war die Haifischinsel ein eigenständiges Eiland, das die Schutztruppe etwas später durch einen aufgeschütteten Schotterdamm mit dem Festland verbunden und damit eine kleine Gebietsrevision vorgenommen haben. So wurde die damals "britische" Insel, die wie alle anderen Südwestafrika vorgelagerten Inseln zum britischen Empire gehörte, dem deutschen Schutzgebiet einverleibt.
Die Insel diente dann während der Herero-, und Nama-Aufstände unter Oberst Deimling, Kommandeur der Schutztruppen in Deutsch-Südwestafrika, als Gefangenenlager, das viele Verluste zu verzeichnen hatte.
Diese umfangreiche Tour ist für geschichtlich Interessierte ungemein interessant und lehrreich, insbesondere, da sie sozusagen noch von einer Zeitzeugin durchgeführt wird. Nirgendwo sonst würde man so viele Hintergrundinformationen zu den Gebäuden und deren ehemaligen oder auch aktuellen Bewohnern serviert bekommen. Der Preis für diese mehrstündige Stadttour ist mit knapp 20 Euro pro Person geradezu lächerlich gering.
Lekker Slaap!
Angie, Micha, Mama und der Hasenbär