Benjmanin Hessler - Tumblr Posts
Tell me the script was written by a man without telling me the script was written by a man


Sooo... let's talk about sexual harassment, shall we?
[You don't have to read further if you feel like it would harm you in any way. Take care <3]
Da hat sich der gute ... [checks notes] ... Benjamin Hessler wohl sehr lustig gefühlt, als er diese zwei Sätze zu Papier gebracht hat. Gemessen an der Reaktion der Partygäste nehme ich jedenfalls an, dass es sich um einen Scherz handeln sollte.

[Look at them, having the time of their lives, thinking about Boerne and his silly fantasies]
Schauen wir uns Boernes Aussage also mal genauer an. Was sagt er denn da eigentlich?
Mit Veronika hatte er also seinen ersten Orgasmus. Daraus folgend vermutlich auch den ersten Sex (nicht, dass das beides zwangsläufig zusammenhängen würde). Nun gut. Man darf sich natürlich die Frage stellen, wie angemessen das Ausplaudern eines solchen intimen Details vor einer Gruppe von – für Boerne zumindest überwiegend fremden – Menschen ist. Insbesondere dann, wenn wir davon ausgehen, dass darunter nicht nur Freund*innen von Veronika und Friedhelm sind, sondern auch Kolleg*innen. Bis dahin also noch keine Pointe, nur eine merkwürdig private Anekdote zur Untermauerung von Boernes These, dass er Veronika (und Friedhelm) "länger" und "besser" als alle anderen Anwesenden kennen würde. Kommen wir also zum zweiten Teil der Aussage:
Aber sie weiß nichts davon, sie war leider nicht dabei.
Ah, da ist sie – die unerwartete Wendung der Geschichte. Boerne hatte gar keinen Sex mit Veronika, den Orgasmus hatte er ohne ihre Anwesenheit! Haha! Ja, das ist wirklich lustig, weil, das bedeutet ja, dass ... also, das könnte ja heißen ... ja, also er hat sich halt einen auf sie runtergeholt.
Aber worüber soll ich denn jetzt lachen? Dass er damals masturbiert und dabei an Veronika gedacht hat? Dass er es eigentlich gut gefunden hätte, wenn sie auch dabei gewesen wäre? Dass er offensichtlich nie vorher mit ihr darüber gesprochen hat?
Boerne erzählt ihrem Bekanntenkreis ohne ihr Wissen von seinen Sexfantasien mit ihr und ich soll das witzig finden?
Er degradiert sie vor Publikum zum Objekt der Begierde und brüstet sich noch damit. In welchem Universum kommt jemand auf die Idee, so eine Aussage könnte ein angemessener Bestandteil einer freundschaftliche Rede auf einer Abschiedsfeier sein? Und dann wollt ihr mir noch erzählen, dass Thiel und Alberich – die jedes Wort der Rede mitsprechen konnten – diesen Teil nicht kritisiert hätten? Dass Frau Klemm, Feministin der ersten Stunde, das einfach hingenommen hätte?
Nein, Boerne. Du hattest deinen ersten Orgasmus nicht mit Veronika. Du hattest deinen ersten Orgasmus alleine, was du anscheinend bis heute nicht verkraftet hast.
Nennt mich altmodisch, aber ich könnte nicht darüber lachen, wenn ein Kindheitsfreund mir im Kreise meiner Bekannten eröffnen würde, dass er im Gedanken an mich gekommen ist.
Das ist nicht lustig, das ist übergriffig.
Der Vollständigkeit halber hier eine Definition von sexueller Belästigung der Polizei-Beratung:
Als sexuelle Belästigung gelten nicht nur unerwünschte körperliche Berührungen oder sexuelle Übergriffe, sondern auch verbale oder nichtverbale Äußerungen, die einen sexuellen Bezug haben. Dazu zählen anzügliche Bemerkungen oder Witze [...]. (Quelle)
Weiß Boerne Benjamin Hessler, wie fest die sexualisierte Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen* in unserer Gesellschaft verankert ist? Wie viele Frauen* regelmäßig von Nachrichten belästigt werden, in denen fremde Männer ihnen unaufgefordert schreiben, dass sie sich einen auf sie runtergeholt hätten? Wie insbesondere solche Darstellungen diese Übergriffigkeiten als "Scherze" verharmlosen und damit salonfähig machen? Und wenn wir davon ausgehen, dass er was von seiner Arbeit versteht und um diese Probleme weiß – warum schreibt er dann trotzdem solche Szenen?
Da spielen auch freundschaftliche Maßstäbe keine Rolle mehr. Erstens hat Boerne den Satz offensichtlich nicht mit Veronika abgesprochen und kann lediglich von Glück reden, dass sie darüber anscheinend lachen kann; zweitens sind viele andere Gäste anwesend, die nicht nach einer solchen Information gefragt haben und bei denen ein solcher Kommentar Traumata triggern könnte; drittens greift es derart frauenfeindliche Stereotype auf, dass ich diese Szene nicht nur auf einer innerfilmischen, sondern auch auf einer außerfilmischen Ebene kritisieren möchte. Es ist ja nicht nur Benjamin Hessler, der diesen Satz mutmaßlich geschrieben hat. Es ist die Regisseurin Janis Rebecca Ratteni, die das nicht nur übernommen, sondern auch als Scherz inszeniert hat; Jan Josef Liefers, der die Szene gespielt hat; und wahrscheinlich noch Dutzende andere, die genauso oder sehr ähnlich am Produktionsprozess der Folge beteiligt waren.
Wenn diese Frau also über Boernes "Scherz" lacht, können wir uns fragen, was das über sie aussagt. Wir können uns aber auch fragen, was das über unsere Gesellschaft aussagt.

Stay safe, folks.