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Namibia/Südafrika 2017/18 - Teil 16
Dienstag, 26. Dezember 2017,
Herrschaften und Oukies!
Wo ist die Zeit geblieben? Die Hälfte unserer Reise haben wir hinter uns! Wir sind doch gerade erst angekommen....

Heute Morgen verließen wir den Augrabies National Park schon gegen 9 Uhr, denn wir hatten wieder Grenzformalitäten abzuwickeln - und da weiß man ja nie so genau, was einen erwartet.

Der Check-out war in 5 Minuten erledigt und so fuhren wir die 3 Kilometer zum Park-Gate. Dort empfing uns der diensthabende Officer schon mit einem Weihnachtslied auf den Lippen.

Nachdem wir mit ihm ein bisschen mitgesungen und ihm unser ordnungsgemäß abgestempeltes Permit vorgezeigt hatten, konnte es für uns in Richtung Grenze gehen.

Jedoch fuhren wir nicht über die aphaltierte Nationalstraße, sondern wählten die Pisten, die den offiziell Nationalpark queren. Ein Besuch im Augrabies National Park lohnt nicht nur wegen der schönen Wasserfälle,

auch wenn diese die Hauptattraktion sind, sondern auch wegen der interessante Flora und Fauna und der wunderschönen Landschaft.

Die Strecke hat ein paar deftige Stellen mit Sand, steile Anfahrten und ausgefahrenen Spuren, aber insgesamt fährt sie sich gut, wenn man es nicht gerade mit einem normalen PKW versucht.

In einer Kurve hat es sogar einen 4x4 rausgehauen und mehrfach überschlagen. Wir blieben kurz stehen und vergewisserten uns, dass niemand mehr im Autowrack saß - und fuhren dann weiter.

Im Nationalpark leben in der kargen und heißen Landschaft, trotz der lebensfeindlichen Umgebung mit unregelmäßigen und geringen Niederschlägen, auch diverse Tierarten.

In der fast leblosen, kargen Natur des Schutzgebietes die man auf der Fahrt gut erkunden kann, können nur wenige Tiere überleben.

Darunter einige Antilopenarten wie Springböcke, die durch ihre hohen Sprünge in der Landschaft auffallen. Die seltene Gattung der Spitzmaulnashörner wurde hier ebenso wieder angesiedelt wie einige Giraffen.

Kurz vor dem abgelegenen Grenzübergang Onseepkans fielen uns die interessanten Straßenschilder auf, denn hier zeigten die Wegweiser noch nach Suid-West-Afrika, statt nach Namibia.

Gut, man kann in 27 Jahren nicht erwarten, dass da in der Knüste einer vorbei kommt und die Beschilderung austauscht. Gibt es eigentlich bei uns noch Schilder die in die DDR zeigen?

Der Grenzübergang befindet sich unten im Tal, unmittelbar am Oranje River. Der Oranje oder Orange River ist mit seinen 2.160 Kilometer der längste Fluss im südlichen Afrika.

Er wird in Südafrika auch Garieb genannt und entspringt im Hochland von Lesotho, dann fließt er 1.800 Kilometer durch Südafrika und bildet, hier an seinem Unterlauf, rund 500 Kilometer lang die Grenze zwischen Südafrika und Namibia. Gesehen hatten wir den Oranje bereits 2014, bei unserer Namibia-Südtour.

Beide Länder profitieren von seinem Wasser und an den Ufern entstand eine ausgedehnte Bewässerungslandwirtschaft. Hauptsächlich Wein, Tafeltrauben und Zitrusfrüchte werden angebaut.

Rundum ist Agrarland, dank der künstlichen Bewässerung ist alles grün und wird von verschiedenen Firmen bewirtschaftet. Darüber hinaus das große Nichts: eine unfassbar karge Mondlandschaft.

Der Oranje ist ein friedlicher und ruhiger Strom, doch erst seit kurzem gibt es Anbieter von Schlauchboot- und Kanutouren. Das Flussbett des Oranje ist sandig und das Wasser klar, stellenweise ziehen sich aber große Felsbänke durch das Flußtal und bilden auch mal Stromschnellen.

Bei Oranjemund mündet der Oranje in den Atlantischen Ozean. Die einst von der De-Beers-Gruppe gegründete Minenstadt wird inzwischen kommunal verwaltet und ist erst seit 2017 ohne Permit zu bereisen.

Der winzige Grenzübergang Onseepkans besteht aus einem Container-Büro mit Zaun drumherum, einem Carport für 2 Autos (1 gehört dem Immigration-Officer , das andere dem Police-Officer) und einem Padstall mit Schlachter und mit Tankstelle.

Also, einer Stelle zum Tanken, mit zwei uralt Zapfsäulen - nur damit da keine Mißverständnisse entstehen. Da war aber alles zu, weil es ist eben hochheiliger Feiertag.

Die beiden Officer waren auch total überrascht, dass da am 1. Weihnachtsfeiertag plötzlich 2 deutsche Touristen aus dem Nirgendwo erschienen und die Grenze überqueren wollten.

Da kam doch gleich der Angestelle vom Padstall, der ja heute frei hatte, und wünschte uns einen schönen Keerstdag auf Afrikaans.

Ich möchte nur noch mal kurz in Erinnerung bringen, dass sowohl in Südafrika als auch in Namibia die biometrische Einreise gilt:

Als der südafrikanische Officer mich mit meinem Stock angewackelt kommen sah, brauchte ich gar nicht in die Container-Grenzstation, sondern bekam draußen im Schatten einen Stuhl angeboten, während der Monsieur le Chauffeur zusammen mit dem Officer die Formalitäten abwickelte und unterschrieben haben. Natürlich auch für mich mit! Das nenne ich mal Kundenservice!

Der Polizeibeamte erkundigte sich nach unserem Kamera-Equipment, insbesondere sind hier Drohnen von Interesse. Die dürfen nämlich nur noch mit entsprechender Genehmigung eingeführt werden. Da wir keine hatten, durften wir jetzt die Brücke über den Oranje nach Namibia befahren.

In Namibia steht dann ein niegelnagelneues Riesengebäude. Der Vorsteher des Grenzposten saß mit seinem Stuhl auf der schattigen Veranda und telefonierte sehr wichtig. Er konnte beweisen, dass er Multitasking beherrscht, denn er winkte uns während des Telefonates heran, bedeutete uns in das Gebäude zu gehen und wünschte uns dabei auch noch "Merry Christmas". Und alles ohne das Gespräch auch nur eine Sekunde zu unterbrechen!

Während wir am Schalter standen und darauf warteten, dass der Typ uns irgendwann mal abfertig, kam dann ein Lady-Officer mit Hund. Die inspizierte äußerst gründlich unsere Pässe...

... wollte alles ganz genau wissen und stempelte dann sehr gewissenhaft die Einreisevisa in den jeweiligen Pass. Zuvor mussten wir aber noch das genaue Ausreisedatum angeben. Ob der Hund jetzt auch im Staatsdienst steht, konnten wir nicht heraus finden.

Zum Schluss kam noch ein junger Army-Officer in schneidigem Camouflage und inspizierte das Auto und kontrollierte den Führerschein vom Monsieur le Chauffeur. Damit waren wir wieder offiziell in Namibia eingereist.

Kurz hinter der Grenze bogen wir links in Richtung Sandfontein ab. Hier unten in der Gegend befinden sich mehrere hundert Gräber der deutschen Schutztruppen.

In dieser gottverlassenen Gegend war vor rund 100 Jahren mächtig was los. Erst die Nama und dann der 1. Weltkrieg: alles für Kaiser und Reich.

In der Ortschaft Warmbad besuchten wir den großen Friedhof "German War Cementary" mit 58 Gräbern der Schutztruppen und 11 Gräbern der südafrikanischen Union.

Alles wird von der deutschen Kriegsgräberfürsorge in Schuß gehalten.

Interessant sind auch die Gräber drum herum: denn hier sind die Nama Chiefs, die Häuptlinge des Nama-Stammes, begraben.

Auf einen Besuch des bekannt verwahrlosten Thermalbades, nach dem die Ortschaft benannt wurde, haben wir verzichtet.

Die meisten Gebäude des Ortes stammen noch von achtzehnhundert-und-knips. Für die paar Männekes, die dort ansässig sind, gibt es insgesamt 3 Kirchen.

Weiter ging es, die letzten 50 Kilometer des heutigen Tages, nach Karasburg. Dort betankten wir an der einzigen, heute geöffneten Tankstelle, noch einmal den Hilux.

Offenbar ist diese Tankstelle der "Place to be" am 1. Weihnachtsfeiertag. Jede Menge Volk, in etwa 1 gutes Dutzend Kerle und 1 Mädel, lungerte dort herum. Bis auf den Tankwart waren alle voll wie die Haubitzen. Da hatte der Monsieur le Chauffeur sofort jede Menge neuer Freunde - einer wollte gleich bei uns einsteigen und mit uns mit nach Germany.

Jedenfalls sind wir hier unsere Rand ohne Mandela prima los geworden. Keine Diskussion, ob der da jetzt drauf sein muß/sollte/darf oder sonst was. Beim nächsten Mal wissen wir Bescheid: in Südafrika zahlt man mit Mandela-Rand und in Namibia mit Ohne-Mandela-Rand (und natürlich N$).

Von dem Getümmel an der Tankstelle waren es nur noch ein paar hundert Meter bis zu unserer heutigen Unterkunft, den Sunset Chalets.

Da haben sich die Eigentümer (irgend eine Baufirma) richtig was einfallen lassen: 8 verschieden große Container, schick & modern eingerichtet, mit Veranda davor, Windfang, Sichtschutz und Parkplatz für das Auto.

Zu jeder Wohneinheit gehört selbstverständlich ein Braai (Grill). Das ganze hoch umzäunt und mit Strom gesichert. Top!

Dafür beschallt uns jetzt die heimische, feiernde Bevölkerung....
Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und lekker Slaap!
Angie und der Monsieur le Chauffeur & der Hasenbär