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Dieser Baum Steht Zwar Nicht An Rastpltzen Lngs Der Fernstraen, Ist Aber Hufig In Seinem Verbreitungsgebiet


Dieser Baum steht zwar nicht an Rastplätzen längs der Fernstraßen, ist aber häufig in seinem Verbreitungsgebiet im Süden Namibias weit und breit der einzige Baum überhaupt und von der Straße aus leicht zu erkennen.

Mit dem hell glänzenden dicken Stamm, dessen glatte Rinde in eigentümliche Formen und Streifenmuster aufreißt, der charakteristisch zweiteiligen Gabelung der Zweige und den dicken Blattrosetten ist er unverwechselbar.

Der Köcherbaum bevorzugt heiße, steinige Standorte und kommt vom nördlichen Namaqualand Südafrikas bis etwa zum Brandberg in Namibia vor.

In der Regel steht er vereinzelt in der Fläche, ist aber auch auf Berghängen und -kämmen zu sehen.

Der meist einstämmige Baum kann bis acht Meter hoch werden. In der Regel verjüngt sich der Stamm kegelförmig von der breiten Basis bis zu dem Punkt, an dem er anfängt, sich zu verzweigen.

Der Namaname ,,garas" bedeutet zerkratzen und bezieht sich auf das rissige Muster der Rinde auf Stamm und Zweigen, das den besonderen Reiz dieser Bäume ausmacht.

Die grau- bis gelblich grünen, ganzrandigen, sukkulenten Blätter sitzen in Rosetten an den Spitzen der aufstrebenden Zweige.

Von Mai bis Juli schmücken sich die Köcherbäume mit weithin sichtbaren, leuchtend gelben Blütenkerzen, die im Unterschied zu anderen Baum-Aloearten oberhalb der Blattrosetten zu finden sind und aufrecht stehen.

Was aus einiger Entfernung wie ein großer Heuhaufen in den Zweigen eines Köcherbaumes wirkt, ist das große Gemeinschaftsnest der Siedelweber.

In diesen Nestern gibt es zahlreiche Nisthöhlen, jede mit einem eigenen engen Eingangstunnel.

Man hat Nester diese Art beobachtet, die mehr als 100 Jahre alt geworden sind. Die Siedelweber bewegen sich selten weiter als 1,5 km von dem Nest fort und sind ständig mit Ausbesserungsarbeiten beschäftig.

Verschiedene andere Vogelarten wie der Rotstirnbartvogel, der Graukopfsperling, die Rotkopfamadine und die Rosenpapageien brüten auch gern in diesen Nisthöhlen und leben meist einträchtig mit den Baumeistern zusammen.

Selbst der Zwergfalke brütet fast ausschließlich in den Siedelwebernestern - er ist für die Weber keine Bedrohung, weil er sich hauptsächlich von Insekten und kleinen Reptilien ernährt.

Obgleich das große Nest die Bewohner vor den Elementen schützt, werden sie doch manchmal die Beute von Baumschlangen oder Kobras, denen es gelingt, in die Nisthöhlen einzudringen.

Die Blüten des Köcherbaumes sondern viel Nektar ab und werden deshalb von vielen Insekten, Vögeln und Pavianen aufgesucht.

Die europäischen Namen dieses Baumes beziehen sich auf die Tatsache, dass die Jäger- und Sammlervölker Namibias die hohlen Zweige diese Baumes als Köcher für ihre Pfeile verwendet haben.

Die porösen, hohlen Stämme abgestorbener Köcherbäume dienten ihnen zum Kühlhalten von Wasser und Nahrung.

Gerne schmücken auch Lodges und Gästefarmen ihre Unterkünfte mit einem Segment eines solchen Stammes als Weinkühler.

Köcherbäume lassen sich gut aus Samen ziehen und sind als Zierpflanzen sehr beliebt. Mit ihrem bizarr gemusterten Stamm und der charakteristischen Form bilden sie oft den Blickfang in Steingärten.

Wenn sie etwas bewässert und gedüngt werden, wachsen sie schneller als in der freien Natur, sind aber gleichzeitig anfälliger gegen Insektenfraß an ihren Blättern, die dann weicher sind als bei den wild wachsenden Bäumen.

Sie brauchen gut drainierten Boden, sonst verfaulen die Wurzeln leicht, wenn sie zu viel Wasser bekommen.

Köcherbäume gehören zu den bedrohten Arten, weil sie sehr oft illegal von Sukkulentensammlern zum Verkauf ausgegraben werden.

Wie die meisten mehrjährigen Pflanzen in ariden Gebieten, wachsen Köcherbäume langsam.

Laut einem Bericht in der Zeitschrift "Veld and Flora" hat man im Namaqualand in Südafrika beobachtet, dass ihr Jugendstadium 50 Jahre, das Erwachsenenalter etwa 150 Jahre und der Lebensabend wiederum 50 Jahre dauert, sie also etwa 250 Jahre alt werden können.

Baumsämlinge in ariden Gebieten benötigen eine Serie günstiger klimatischer Verhältnisse, um sich vor Beginn der nächsten Dürreperiode etablieren zu können.

Während einer Dürre können keine neuen Sämlinge heranwachsen. Deshalb findet man oft ganze Baumgruppen, deren Individuen mehr oder weniger gleichaltrig sind.

Köcherbaumsämlinge werden auch leicht von Ziegen, Schafen und Rindern zertrampelt.

Namen: E. quiver tree; A. kokerboom; N/D. //garas. Der botanische Name Aloe kommt über das Griechische aus dem Arabischen und Hebräischen und bezieht sich auf den bitteren Geschmack des Saftes, der fast allen Aloearten eigen ist. Der Artname dichotoma beschreibt die jeweils zweiteilige Gabelung der Zweige dieses Baumes.
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Das Virus hat viele Namen. Zuletzt hieß er Schweinegrippe, 1978 Russische Grippe und 1918 Spanische Grippe. Von Wissenschaftlern nüchtern als Influenza-Virus Subtyp A/H1N1 bezeichnet, bringt er jedesmal den Tod.

Am schlimmsten wütet er in den letzten Monaten des Ersten Weltkrieges, mit massiver Schützenhilfe durch die Militärs. Selbst in den entlegenen Ort Aus findet er seinen Weg. Im Internierungs-Lager lichtet er die Reihen, bei Bewachern wie Gefangenen.

Langsam zieht die Dampflok die Waggons durch die Weite Südwestafrikas. In den Abteilen ist es stickig, trotz weit geöffneter Fenster; der schache Fahrtwind bringt kaum Kühlung.

Der Zug ist voll besetzt, hauptsächlich wegen der vielen Soldaten, die von Südafrika aus zu ihrem Standort im besetzten Südwestafrika reisen. Die Fahrt verläuft ohne nennenswertes Ereignis, sieht man davon ab, dass man länger auf Imbiss und Getränke warten muss als sonst.

Ein Zug-Kellner liegt mit Fieber und Schüttelfrost darnieder, wie man hört, und bittet dauernd um Wasser. Als der Zug in Windhoek ankommt, wird der schwer kranke Mann sofort ins Hospital gebracht. Zwei Tage später, am 9. Oktober 1918, ist er tot.

Der Zug-Kellner J. Bester aus Südafrika ist das erste von 2.600 Todesopfern, die die spanische Grippe innerhalb von fünf verheerenden Wochen in Südwestafrika fordert.

Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen, denn viele Einheimische fliehen aus den Orten und gehen im Veld zugrunde.

Weltweit sterben Millionen - die Schätzungen schwanken zwischen 25 und 50 Mio. Damit fordert der Virus in wenigen Monaten weit mehr Tote als der Weltkrieg, dem im Zeitraum von vier Jahren etwa 16,5 Mio. Menschen zum Opfer fallen.

Ausgangspunkt der Pandemie ist wohl Haskell County im US-Bundesstaat Kansas. Im Januar 1918 stellt ein Arzt dort die ersten Fälle fest. Nachdem drei Männer aus der Gegend zur Armee eingezogen werden, bricht die Grippe in einem Ausbildungslager aus.

Die Armeeführung weigert sich, Truppentransporte zu stoppen oder durch Quarantäne zu verzögern - die Verbündeten in Europa brauchen dringend frische Truppen.

So überquert der Virus bequem den Atlantik und findet in den Kasernen und Schützengräben ideale Bedingungen für seine weitere Verbreitung. Die Grippe geht im Kriegsgeschehen unter oder fällt der Zensur zum Opfer.

Nur im neutralen Spanien, wo in Städten bis zu einem Drittel der Bewohner erkranken, wird über die Pandemie berichtet - daher der Name “spanische Grippe”. Nicht immer ist Nomen Omen.

Mit britischen Truppen-Schiffen gelangt der Virus nach Kapstadt. Die Südafrikaner, durch Berichte aus Europa alarmiert, stellen die Männer (insgesamt 3.900) mehrere Tage lang unter Quarantäne.

Doch merkwürdiger Weise erkrankt niemand. So lässt man die Soldaten weiter reisen zu ihren Standorten - in Südafrika, Mosambik, Rhodesien (dem heutigen Simbabwe bzw. Sambia), Bechuanaland (Botswana) und Südwestafrika.

Kurz darauf bricht fast zeitgleich überall die Grippe aus. Besonders schwer betroffen sind Orte, wo sich viele Menschen auf engem Raum aufhalten, also Städte und Townships; hinzu kommen Arbeiter-Unterkünfte der Bergwerke, Kasernen und Gefangenen-Lager.

Im Internierungslager in Aus werden die ersten Grippe-Fälle am 11. Oktober 1918 festgestellt. Von den Bewachern springt der Virus rasch auf die Gefangenen über.

Am 14. stirbt der erste Kranke, innerhalb von 24 Stunden steigt die Zahl der Erkrankten von 44 auf 208, einen Monat später, am 16. November, wird das letzte Opfer registriert.

Insgesamt fordert die Krankheit 105 Tote - 50 Soldaten und 55 Internierte. Die Sterberate der Bewacher (600 Mann) ist mit 8,3 Prozent sogar doppelt so hoch wie die der Gefangenen (4,1 Prozent der 1.438 Mann). Weltweit liegt die Todesquote bei 3 Prozent; als 'normal' bei schwerer Grippe gilt ein Wert von 0,1 Prozent.

Besonders tragisch ist der Tod von Mary Ann 'Breeza' Nelson, der Gattin des Garnisons-Adjutanten Major Edward Irving Nelson. Im Nothospital versorgt die ausgebildete Krankenschwester die Grippe-Patienten Tag und Nacht, auch noch, als sie selbst erkrankt ist.

Während des Dienstes bricht sie schließlich tot zusammen. Um ihren selbstlosen Einsatz zu würdigen, erhält Breeza - obwohl Zivilperson - ein Begräbnis mit militärischen Ehren. Ihr Grabstein trägt die Inschrift: "She gave her life while she wanted to help others".

Ende November ist der Spuk fast ebenso plötzlich vorbei wie er gekommen ist. Die Behörden Südwestafrikas ziehen Bilanz: Unter den offiziell registrierten 2.600 Toten sind 312 Europäischstämmige, 43 Baster und 2.245 Afrikanischstämmige.

Auf Friedhöfen im ganzen Land stößt man auch heute noch auf Gräber der Monate Oktober und November 1918.

Sehr ungewöhnlich ist, dass vor allem junge, kräftige Menschen sterben, denn üblicherweise trifft es eher Kleinkinder und Alte.

Mediziner erklären dies Jahrzehnte später damit, dass der Virus offenbar eine Überreaktion des Immunsystems hervorruft, so dass die Abwehrkräfte das gesunde Gewebe der Atemwege mit zerstören.

Fast ein Paradox: Je stärker das Immunsystem, desto wahrscheinlicher der Tod...

Fährt man von Aus in Richtung Lüderitz auf der B 4, staunt man über die hervorragende Teerstraße, die durch die Wüste zu der Ortschaft am Atlantik führt.

Bis dorthin ist es noch ein weites Stück und endlos scheint sich die Savanne vor dem Berg "Dicker Willem" auszubreiten. Flimmernde Hitze, sengende Sonne. Wohin das Auge schaut, türmen sich Sand, Geröll und Felsen.

Kaum ein Strauch, kaum ein Baum, der Schatten spendet. Rau, lebensfeindlich und abweisend wirkt die Landschaft am Rande der Namib. Mehr als 50 Millimeter Niederschlag pro Jahr sind hier selten.

"Vorsicht Pferde" zeigen die Straßenschilder an und meinen nicht etwa Reitpferde, sondern die Wildpferde von Garub, die hier anzutreffen sind.

Ihre Herkunft konnte bisher nicht einwandfrei geklärt werden, doch stammen sie ursprünglich, so weit ist man sich einig, nicht aus diesem Landstrich am Ostrand der Namibwüste. Dafür haben sie sich jedoch im Laufe von rund 100 Jahren an die kargen Lebensbedingungen sehr gut angepasst.

Verschiedenen Untersuchungen zufolge stammen die Pferde möglicherweise von den deutschen Schutztruppen vielleicht aber auch von der südafrikanischen Armee, die unweit von Aus bzw. Garub stationiert waren.

Demnach hatten sich die Deutschen im Ersten Weltkrieg vor den anrückenden südafrikanischen Soldaten an der Wasserstelle von Aus verschanzt. Der kaiserlichen Schutztruppe standen 10 000 Südafrikaner mit 6000 Pferden bei Garub gegenüber.

Manch einer verweist auf einen Frachter mit Pferden und anderen Nutztieren, der Ende des 19. Jahrhunderts etwa 25 km südlich der Oranjemündung gestrandet ist - also rund 200 km von Garub entfernt.

Andere führen die Pferdezucht Duwisib von Hans-Heinrich von Wolff ins Feld - rund 250 km nordöstlich von Garub. Allerdings lag die Farm auch während Abwesenheit und Tod von Wolffs im Ersten Weltkrieg in den Händen eines Farmverwalters. Und den Büchern zufolge sind bis Ende der Dreißiger Jahre keine Pferde verloren gegangen.

Gegen beide Theorien spricht zudem, dass Pferde nicht über weite Strecken wandern, sondern in der Regel in dem Gebiet bleiben, das sie kennen.

Offenbar wurden sie in den 1920er Jahren zum ersten Mal gesichtet, so dass die Vermutung, sie seien den Wirren des 1. Weltkrieges entkommen, recht einleuchtend klingt.

Der Hobby-Historiker Walter Rusch stieß auf ein weiteres Puzzlestück, das das Bild vervollständigt: in Fotoalben von Emil Kreplin, 1909 bis 1914 Bürgermeister von Lüderitz, fand er Aufnahmen einer Pferdezucht auf Kubub südlich von Aus.

Dort ließ Kreplin Arbeitstiere für den Bergbau züchten - und Rennpferde für das aufblühende Lüderitz. Zuchthengste von Kubub und Duwisib weisen sehr starke Ähnlichkeiten auf.

Auf Fotos der Kreplin-Zucht erkennt man zudem Pferde mit Merkmalen, die sich auch 100 Jahre später noch bei den Wilden Pferden finden. Im Wesentlichen handelt es sich um Charakteristika von Kap-Boerperd, Hackney und Trakehner.

Biologisch und historisch fundiert, lassen sich damit mehrere Theorien zusammenführen. Der Kern der Herde dürfte aus Pferden der Südafrikaner, der Schutztruppe und der Kreplin-Zucht bestehen (mit Verbindung zu Duwisib).

In den Wirren des Krieges sammelten sich die versprengten oder zurückgelassenen Tiere in den Bergen um Aus, wo sich viele natürliche Wasserstellen finden. Zäune gab es damals noch nicht.

Unter dem Schutz des Diamanten-Sperrgebietes II haben sich die verwilderten Pferde fast 100 Jahre lang isoliert entwickeln können, so dass man heute von einer eigenen Pferderasse, den "Namibs", sprechen kann.

Man schätzte ihre Anzahl derzeit auf rund 250 Tiere. Allein bei unserem Besuch konnten wir etwa 150 Pferde zählen, dazu noch Oryx-Antilopen und Strausse. In den letzten, schrecklichen Dürrejahren dezimierte sich ihre Population dramatisch, doch durch aktive Hilfe konnte diese wieder stabilisiert werden.

Es gab einen Streit darüber, ob man diese ehemalig domestizierten Pferde, die nun frei leben, schützen und mit Wasser versorgen soll oder ob sie gar endemische Wüstenpflanzen gefährden. Doch wurde anhand einer Studie festgestellt, dass sie keinerlei Gefahr für die Natur darstellen.

Garant für ihr Überleben ist die Wasserstelle von Garub, rund 20 Kilometer von dem Örtchen Aus entfernt. Die Tränke war einst eine Pumpstation für die Dampflokomotiven der nahe gelegenen Eisenbahnlinie Aus-Lüderitz, die noch in deutschen Kolonialtagen errichtet worden war.

Heute ist das namibische Umweltministerium dafür verantwortlich, dass das aus 120 Metern Tiefe gepumpte Wasser den Tieren zur Verfügung steht.

Touristen können die Pferde am Unterstand an der Tränke bei Garub beobachten. Der Besuch ist kostenlos!

Kalk wurde schon vor 2000 Jahren bei den Römern gebrannt. Für die Farmer im südlichen Afrika war das Kalkbrennen im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eine wichtige und notwendige Arbeit .

Der gebrannte Kalk wurde unter anderem als Düngemittel und als Verputz für die Häuser und Gebäude verwand. Sogar Medizin wurde daraus hergestellt. Aber auch Färbereien, Papierhersteller oder Gerbereien waren Abnehmer.

Mühselig musste früher das Rohmaterial herbeigeschafft und im Brennraum sorgfältig aufgeschichtet werden. Danach wurde der kuppelförmig freigelassene Hohlraum mit Holzscheiten bestückt und das Feuer entzündet.

Während des Brennvorganges herrschte eine Hitze von mehr als 1000 Grad. Ein Brand dauerte zwischen 3 und 5 Tagen.

Die Regulierung der Luftzufuhr und das Nachlegen von Brennholz musste mit größter Sorgfalt rund um die Uhr erfolgen. Danach, wenn die Hitze nach weiteren Tagen abgenommen hatte, waren die Steine schneeweiss geworden.

Nach dem Erkalten der Steine wurden diese zum "Ablöschen" in große hölzerne Wannen geworfen und mit Wasser übergossen.


Fährt man von Aus in Richtung Lüderitz auf der B 4, staunt man über die hervorragende Teerstraße, die durch die Wüste zu der Ortschaft am Atlantik führt.

Bis dorthin ist es noch ein weites Stück und endlos scheint sich die Savanne vor dem Berg "Dicker Willem" auszubreiten.

Flimmernde Hitze, sengende Sonne. Wohin das Auge schaut, türmen sich Sand, Geröll und Felsen.

Kaum ein Strauch, kaum ein Baum, der Schatten spendet. Rau, lebensfeindlich und abweisend wirkt die Landschaft am Rande der Namib. Mehr als 50 Millimeter Niederschlag pro Jahr sind hier selten.

"Vorsicht Pferde" zeigen die Straßenschilder an und meinen nicht etwa Reitpferde, sondern die Wildpferde von Garub, die hier anzutreffen sind.

Ihre Herkunft konnte bisher nicht einwandfrei geklärt werden, doch stammen sie ursprünglich, so weit ist man sich einig, nicht aus diesem Landstrich am Ostrand der Namibwüste.

Dafür haben sie sich jedoch im Laufe von rund 100 Jahren an die kargen Lebensbedingungen sehr gut angepasst.

Verschiedenen Untersuchungen zufolge stammen die Pferde möglicherweise von den deutschen Schutztruppen vielleicht aber auch von der südafrikanischen Armee, die unweit von Aus bzw. Garub stationiert waren.

Demnach hatten sich die Deutschen im Ersten Weltkrieg vor den anrückenden südafrikanischen Soldaten an der Wasserstelle von Aus verschanzt.

Der kaiserlichen Schutztruppe standen 10 000 Südafrikaner mit 6000 Pferden bei Garub gegenüber.

Manch einer verweist auf einen Frachter mit Pferden und anderen Nutztieren, der Ende des 19. Jahrhunderts etwa 25 km südlich der Oranjemündung gestrandet ist - also rund 200 km von Garub entfernt.

Andere führen die Pferdezucht Duwisib von Hans-Heinrich von Wolff ins Feld - rund 250 km nordöstlich von Garub.

Allerdings lag die Farm auch während Abwesenheit und Tod von Wolffs im Ersten Weltkrieg in den Händen eines Farmverwalters.

Und den Büchern zufolge sind bis Ende der Dreißiger Jahre keine Pferde verloren gegangen.

Gegen beide Theorien spricht zudem, dass Pferde nicht über weite Strecken wandern, sondern in der Regel in dem Gebiet bleiben, das sie kennen.

Offenbar wurden sie in den 1920er Jahren zum ersten Mal gesichtet, so dass die Vermutung, sie seien den Wirren des 1. Weltkrieges entkommen, recht einleuchtend klingt.

Der Hobby-Historiker Walter Rusch stieß auf ein weiteres Puzzlestück, das das Bild vervollständigt: in Fotoalben von Emil Kreplin, 1909 bis 1914 Bürgermeister von Lüderitz, fand er Aufnahmen einer Pferdezucht auf Kubub südlich von Aus.

Dort ließ Kreplin Arbeitstiere für den Bergbau züchten - und Rennpferde für das aufblühende Lüderitz. Zuchthengste von Kubub und Duwisib weisen sehr starke Ähnlichkeiten auf.

Auf Fotos der Kreplin-Zucht erkennt man zudem Pferde mit Merkmalen, die sich auch 100 Jahre später noch bei den Wilden Pferden finden. Im Wesentlichen handelt es sich um Charakteristika von Kap-Boerperd, Hackney und Trakehner.

Biologisch und historisch fundiert, lassen sich damit mehrere Theorien zusammenführen. Der Kern der Herde dürfte aus Pferden der Südafrikaner, der Schutztruppe und der Kreplin-Zucht bestehen (mit Verbindung zu Duwisib).

In den Wirren des Krieges sammelten sich die versprengten oder zurückgelassenen Tiere in den Bergen um Aus, wo sich viele natürliche Wasserstellen finden.

Zäune gab es damals noch nicht. Unter dem Schutz des Diamanten-Sperrgebietes II haben sich die verwilderten Pferde fast 100 Jahre lang isoliert entwickeln können, so dass man heute von einer eigenen Pferderasse, den "Namibs", sprechen kann.

In den letzten Dürrejahren dezimierte sich ihre Population drastisch, doch durch aktive Hilfe konnte diese wieder stabilisiert werden.

Es gab einen Streit darüber, ob man diese ehemalig domestizierten Pferde, die nun frei leben, schützen und mit Wasser versorgen soll oder ob sie gar endemische Wüstenpflanzen gefährden.

Doch wurde anhand einer Studie festgestellt, dass sie keinerlei Gefahr für die Natur darstellen.

Garant für ihr Überleben ist die Wasserstelle von Garub, rund 20 Kilometer von dem Örtchen Aus entfernt. Die Tränke war einst eine Pumpstation für die Dampflokomotiven der nahe gelegenen Eisenbahnlinie Aus-Lüderitz, die noch in deutschen Kolonialtagen errichtet worden war.

Heute ist das namibische Umweltministerium dafür verantwortlich, dass das aus 120 Metern Tiefe gepumpte Wasser den Tieren zur Verfügung steht. Touristen können die Pferde am Unterstand an der Tränke bei Garub beobachten. Der Besuch ist kostenlos!


Wie weit die Hafenstadt im Süden Namibias ab vom Schuss ist, wird bereits bei der Anreise klar.

Mit dem Auto geht es stundenlang durch die Wüste, über die asphaltierte B 4, die stellenweise vom feinen Sand verschluckt wird.

Alle heiligen Zeiten kommt einem ein Fahrzeug entgegen.

Von einigen wird Lüderitzbucht noch immer "die südlichste Stadt Deutschlands" genannt.

Obwohl diese Zeit lange vorbei ist, erinnert noch einiges an das einstige Deutsch-Südwest-Afrika.

Bereits im Jahre 1487 errichtete der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Diaz ein Steinkreuz auf der südlich gelegenen Halbinsel, die er "Angra Pequeña" nannte, "Kleine Bucht".

Mitte des 18. Jahrhunderts begaben sich holländische Seefahrer und Wissenschaftler von Kapstadt aus zu See und zu Land in die unwirtlichen Gebiete der südwestafrikanischen Küste, um nach kostbaren Mineralien zu suchen, sie blieben jedoch ohne großen Erfolg.

Als Kapstadt 1815 in britischen Besitz überging, machten sich englische Expeditionen erneut auf die Suche in der Namib und erwarben Schürfrechte von den Bethanier Hottentotten (Nama).

Nach mehreren gescheiterten Forschungsreisen entdeckten die englischen Pioniere den ersten Reichtum der wilden Küste, der aus zahllosen Fischarten und Seevögeln, Walen, Robben und Guano bestand.

Sie legten erste kleine Siedlungen an, um Guano abzubauen.

Mit der Ankunft des Bremer Tabakhändlers und Unternehmersohns Adolf Lüderitz, auf dem Segelschiff Tilly am 10. April 1883, begann die moderne Geschichte Angra Pequeñas.

Seine Vision bestand darin, diesen Landstrich für deutsche Auswanderer attraktiv zu machen, Bodenschätze zu erkunden und eine Handelsniederlassung zu gründen.

Durch den jungen Kaufmann Heinrich Vogelsang ließ er das als unfruchtbar angesehene Land vom Orlam-Kapitän Joseph Frederiks II. erwerben.

Man einigte sich auf 20 Meilen Land im Tausch gegen 500 Pfund und 60 Gewehre.

Da Lüderitz befürchtete, die ebenfalls an dem Gebiet interessierten Engländer würden die gesamte Küste des Landes besetzen, bat er die deutsche Regierung um Schutz seiner Besitztümer.

Nach langem Zögern und erst nach der Abdankung Bismarcks schickte der Kaiser die deutschen Kriegsschiffe S.M.S. Leipzig, die S.M.S. Elisabeth und dazu das Kanonenboot S.M.S. Wolf.

Am 7. August 1884 fand die erste offizielle deutsche Flaggenhissung statt.

Adolf Lüderitz selbst blieb zwei Jahre später, 1886 auf Forschungsfahrt am Oranje verschollen. Ihm zu Ehren erhielt der Ort den Namen "Lüderitz".

Was bescheiden begann, wurde eine der größten Sensationen der jungen Kolonie, denn wenige Jahre später, 1908 fand der deutsche Bahnmeister August Stauch den ersten Diamanten bei Grasplatz,....

..... dem dann tausende Glücksritter folgen sollten.

Diamantenorte wie Kolmannskuppe, Stauchslager, Ida- und Charlottental schossen wie Pilze aus dem Boden und Lüderitz, die Gründerstadt Deutsch-Südwestafrikas, wurde beinahe über Nacht der große Umschlagplatz für die kostbaren Steine.

Geschäftsleute, Händler und Glücksritter überschwemmten den Ort. Trinkwasser wurde per Tankschiff oder Eisenbahn dorthin gebracht.

Man errichtete eine Meerwasser-Entsalzungsanlage, die mit einem eigens hierfür gebauten Elektrizitätswerk betrieben wurde.

Hotels, Restaurants, Vereine und Sportclubs wurden gegründet, und für einige Jahre war Lüderitz der "Nabel der Welt" von Deutsch-Südwestafrika.

Doch mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges und der Machtübernahme durch Südafrika wurde über Nacht für die deutschen Bewohner alles anders.

Viele von ihnen wurden in Internierungslager gebracht, verließen das Land, verloren alles, was sie aufgebaut hatten, starben verarmt und glücklos - darunter auch der Diamanten-König August Stauch und der Lüderitzbuchter ruhmreiche Bürgermeister Emil Kreplin.

Heute ist Lüderitz mit rund 15.000 Einwohnern in der Region fast schon eine Großstadt. Kleiner als Swakopmund, dafür ursprünglicher - und darum auch interessanter.

Das besondere Flair von Lüderitz besteht in Gebäuden aus der deutschen Kolonialzeit, von denen der Großteil bis heute sehr gut erhalten und gepflegt ist.

Vergeblich sucht man nach Selbstbeweihräucherungen á la "Sam Nujoma Drive" oder Diktatorenhuldigungen wie "Robert Mugabe Avenue" oder "Fidel Castro Street".
