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Namibia 2023/24 - Tag 6
Namibia 2023/24 - Tag 6
Herrschaften und Oukies!!! Schweren Herzens verließen wir heute Morgen kurz nach 9 Uhr die gemütliche Farm Heimat und fuhren ganz entspannt die Nebenroute bis nach Mariental.

Rainer war so freundlich uns noch ein wenig Proviant fürs abendliche Grillen mitzugeben: Boerwors, Lammkoteletts und Kudusteaks. Der Preis dafür ist ja immer so lächerlich gering, da gleichen wir mit einem üppigen Trinkgeld gerne aus.

Es ging über Schotterpisten zunächst bis nach Dordabis mit der alten Farm von August Stauch, dem Finder der ersten Diamanten, und der Ibenstein Weberei.

An Schnittpunkt mit der D 1223 liegt der sogenannte "Mäuseturm", der eigentlich Hindenburgturm heißt, eine Befestigungsanlage aus Kaiser Wilhelms Zeiten.

Er ist das letzte koloniale Bauwerk der Deutschen in Namibia und wurde 1915 als Verteidigungsturm gegen die Rehobother Baster, von denen die Farmer annahmen, dass sie zu den Südafrikanern überlaufen würden, errichtet.

Weiter führt uns die Strecke zu so spannenden Orten wie Uhlenhorst und Jena.

Das letzte Mal waren wir hier im Jahre 2017 unterwegs. Allerdings hat sich in den 6 Jahren eigentlich so gut wie nichts verändert.

In Jena steht, man glaubt es nicht, ein echt deutsches Stadtschild: schön gelb leuchtet einem "Jena" entgegen. Der Eigentümer der gleichnamigen Farm hat das Schild extra aus Deutschland mitgebracht.

Wir wechseln dann auf die C15, die nun im Auobtal entlang verläuft. Die nächste Siedlung, die wir passieren, ist Hoachanas. So armselig die Siedlung heutzutage aussieht, würde man niemals vermuten, dass es sich hierbei einst um die ehemalige Hauptstadt des Königreichs der Nama gehandelt hat.

Die alte Kirche, die bereits 1857 erbaut wurde, also vor der deutschen Kolonialzeit, stammt von der Rheinischen Missionsgesellschaft.

1905 wurden hier die Verwundeten des Gefechtes von Groß Nabas untergebracht.

Von Hoachanas geht es weiter nach Stampriet. Von Stampriet bis Mariental gab es dann wieder eine prima Asphaltstraße. Zugleich merkt man an den Siedlungen aus Blechhütten, dass man sich einem größeren Ort nähert.

In Mariental stürmten wir den gut sortierten Spar und kauften alles, was wir für die nächsten Tage zur Selbstversorgung brauchen.

Leider lungern dort auch etliche zwielichtige junge Männer herum. Deswegen bewachte meine Mutter erfolgreich das Auto, während wir in den Laden sausten.

Der Ortsname Mariental ist tatsächlich deutschen Ursprungs: Hermann Brandt ließ sich als erster weißer Siedler in dieser Region nieder, nachdem er 1890 Farmland von dem Nama Kapitän (Häuptling) Hendrik Witbooi gekauft hatte. Zu Ehren seiner Frau Anna-Maria Mahler benannte er die Farm Mariental.

Die Stadt liegt an der Grenze der Kalahari. Der Stamm der Nama nannte die Stadt "Zaragaeiba", was soviel wie staubig bedeutet. Das gilt ganz besonders für den Sommer, in dem die heißen Winde den Sand in alle Richtungen wehen.

1894 waren ein Unteroffizier und 14 Soldaten auf der Marientalfarm stationiert. Im Jahre darauf wurde eine Polizeistation eingerichtet.

Der Grundstein zur ersten Holländisch-Reformierten Kirche wurde am 11.September 1920 gelegt, und 2 Monate später gab es offiziell einen Ort namens Mariental.

Die letzten rund 30 Kilometer zur Lapa Lange Lodge waren dann wieder Schotterpiste.

Gegen 16 Uhr trudelten wir in der Lapa Lange Lodge ein.

Für uns ist es hier der zweite Besuch.

Anfang des Jahres hatte ich bereits einen der 4 Familienbungalows, unten am Wasserloch, gebucht.

Das hatten wir uns schon 2014 ganz fest vorgenommen: kommen wir hier noch einmal hin, gibt es einen der großen Bungalows am Wasserloch, damit wir von der Terrasse die Tiere vis-à-vis haben.

In der Lapa Lange Lodge waren wir dieses Mal eigentlich als Selbstversorger eingebucht...

... damit wir möglichst wenig die Terrasse verlassen müssen und möglichst keine Tierbeobachtung verpassen.

Allerdings bestand die resolute Dame an der Rezeption darauf, dass wir B&B - also mit Frühstück - gebucht hätten.

Wir wollten uns jetzt nicht herum streiten und nahmen dann eben das Frühstück mit dazu.

Wie wir von unseren Freunden Claus & Conny (dem Bayernschorsch), die Anfang des Jahres hier waren, bereits wussten ...

... scheint man den Mangel an Gästen durch zusätzliche Leistungen ausgleichen zu wollen.

Unser Familienbungalow war der Letzte in der Reihe, ganz nah an der Abgrenzung zum Wildbereich.

Von der Terrasse bietet sich ein toller Blick auf die Tiere, die ans Wasser kommen.

Micha warf auch gleich den Grill an und Mama & ich wickelten die gekauften Kartoffeln und den Gemsquash in Folie.

Während des Essens, das natürlich auf unserer Terrasse statt fand, sahen wir immer wieder eine Fuchsmanguste hin und her flitzen.
Lekker Slaap!
Angie, Micha, Mama und der Hasenbär
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Namibia 2023/24 - Tag 21
Herrschaften und Oukies!!!
Heute Morgen waren wir wieder einmal mit Hans-Dieter Göthje von Kallisto Tours verabredet.
Bereits 2020, in der "dunklen" Corona Zeit, hatten wir die Gelegenheit mit ihm 2 tolle Touren zu unternehmen.
Hans-Dieter Göthje war der letzte, weiße Bürgermeister von Swakopmund, bevor die Riege der SWAPO Mitglieder dieses Amt übernahmen.

Hans-Dieter ist ein Swakopmunder Urgestein. Er selbst war 21 Jahre im Stadtrat tätig und dann noch weiter im Regionalrat der Erongoregion. Wenn der sich hier nicht auskennt - wer bitteschön dann!
Mit Hans- Dieter ging es heute zum zweiten Mal auf eine historische Stadttour durch Swakopmund - und wer könnte darüber besser berichten, als jemand, der die Gründerväter noch persönlich kannte?

Eben! Einen besseren Zeitzeugen gibt es nicht. Der Großvater, Kurt Trede, kam mit der Woermann Linie ins Land. Er war dort als Schiffsstewart tätig und beschloss eines Tages ebenfalls sein Glück in der deutschesten aller deutschen Städte - in Swakopmund - in Deutsch-Südwest zu machen.
Er eröffnete ein Spielwarengeschäft in der Stadtmitte, in allerbester Lage, Ecke Moltke Straße / Kaiser Wilhelm Straße. Das Haus, bekannt als Kurt-Trede-Ecke, steht heute noch.
Gegründet wurde Swakopmund von den deutschen Schutztruppen, im Jahr 1892. Der einzige brauchbare natürliche Hafen, nämlich Walvis Bay, war schon seit 1878 von den Engländern besetzt.

Man musste also eine andere Lösung finden. Die deutsche Kolonie Südwest-Afrika sollte entwickelt werden. Und dafür mussten viele Waren per Schiff aus der Heimat heran geschifft werden.

Der Hauptmann der Schutztruppe Curt von Francois wurde losgeschickt, um eine geeignete Stelle für einen Hafen zu finden. Und er fand die Mündung des Swakop Flusses. Der hieß eigentlich Tsoakhaub, ein Wort aus der Sprache des Nama Stammes. Das konnte aber niemand aussprechen, also wurde daraus Swakop.

Da alle Waren vom deutschen Reich in die Kolonie Deutsch-Südwestafrika über Swakopmund abgewickelt wurden, entwickelte sich der Ort schnell. 1909 bekam Swakopmund das Stadtrecht. Doch während des ersten Weltkrieges gaben die Deutschen Swakopmund praktisch auf.

Unsere Tour begann natürlich unten an der Mole und der Jetty, wo quasi alles seinen Anfang nahm. Hans-Dieter hatte natürlich zu jedem Punkt historisches Bildmaterial parat, anhand dessen können wir das Damals mit dem heutigen Stand vergleichen.

Erst 1905 wurde ein 325 Meter langer hölzerner Landungssteg fertiggestellt, der später durch eine solidere Konstruktion aus Eisen ersetzt wurde. Swakopmund wurde dadurch zum Tor für Deutsch-Südwestafrika.

Die gesamte Versorgung der Kolonie wurde über den kleinen Ort abgewickelt. 1902 konnte die Schmalspur-Eisenbahn nach Windhoek in Betrieb genommen werden.

Der Bahnhof im wilhelminischen Stil stammt aus dem gleichen Jahr. Er wurde vor einigen Jahren aufwändig restauriert und in ein Vergnügungszentrum mit Spielcasino und Luxushotel umgewandelt.

Ein markantes Gebäude ist das Woermann Haus aus dem Jahre 1905. Es vereinigt Fachwerk- und Jugendstil- beziehungsweise wilhelminische Stilelemente.

Dass es in Swakopmund an nichts fehlt und der Swakopmunder nicht auf dem Trockenen sitzen muss, dafür sorgte die Hamburger Woermann-Reederei mit ihrer importierten Ware aus Deutschland.

Das ehemalige Handelshaus in der Bismarck Straße mit seinem 25 Meter hohen Damara-Turm und seinem von Arkaden gesäumten Innenhof beherbergt heute die städtische Bibliothek und eine Kunstgalerie.
Ein weiteres Wahrzeichen Swakopmunds ist der alte Leuchtturm. Er ist 21 Meter hoch und wurde im Jahre 1910 in Betrieb genommen. Das heimatkundliche Museum gleich daneben entstand erst Anfang der fünfziger Jahre.

Natürlich steht auch das Hohenzollernhaus auf dem Besichtigungsplan. Früher ein zwielichtiges Hotel, um das sich viele wilde Geschichten ranken, mittlerweile zu seriösen Eigentumswohnungen umgebaut.

Uns hat die Tour zu den Gründervätern und Anfänger der Stadtentstehung hervorragend gefallen. Jedoch ist soviel geschichtlicher Hintergrund sicherlich nicht jedermanns Sache.
Viele Besucher wundern sich über die oft überdimensionierte Breite der Straßen, die für unsere Verhältnisse in gar keinem Zusammenhang mit dem herrschenden Straßenverkehr stehen.

Das hat gar nichts mit dem Betrieb in der Ferienzeit zu tun, sondern liegt auch in der Geschichte der Stadtgründung bzw. der Erschließung des Landes.
Denn die angelieferten Waren wurden von Ochsengespannen mit 16 und mehr Tieren gezogen und die fuhren nicht nur gerade aus, sondern mussten auch gelegentlich wenden. Dazu braucht man Platz - viel Platz.

In der Stadt floss der Schnaps in Strömen und Ochsenwagen um Ochsenwagen hielten Einzug, um mit den Handelsgütern wieder ins Inland abzufahren.
Plötzlich herrschte ein solch reger Verkehr, dass sich die Behörden sogar veranlasst sehen, mittels einer Verordnung die Störung der Sonntagsruhe zu unterbinden.

Nach dieser informativen Tour ging es zurück in unsere Wohnung im Stadtteil Kramersdorf, benannt nach der Familie Kramer, deren Haus das Erste war, das hier erbaut wurde.
Für den heutigen Nachmittag hatten wir ursprünglich einen Pelican Point Seal Drive gebucht. Die Tour sollte von Uwe Kessler, dem Eigentümer von Desert Dunes Dust Tours durchgeführt werden.
Leider sagte uns Uwe sehr, sehr kurzfristig ab. - Die zweifelhafte Begründung dieser Absage lautete: ein Kreuzfahrtschiff habe "plötzlich" all seine Fahrzeuge gebucht und nun stehe für uns heute leider keins mehr zur Verfügung. Allerdings könnten wir an einem beliebigen anderen Tag die Tour gerne nachholen. Och, nöö, lass mal!
Wir disponierten kurzfristig um, als meine Mutter mit der Idee um die Ecke kam, sie wolle unbedingt diese komische Welwitschia Pflanze sehen.

Der „Welwitschia Drive“ erstreckt sich südlich der B2 und nördlich der C 28 und ist Teil des Dorob Nationalparks.
Mondlandschaft tauften die deutschen Kolonialherren das unwirkliche Gelände, das sie nahe der namibischen Atlantikküste entdeckten. Graue Erde durchzogen von schroffen Felsen. Kein Wasser, keine Pflanzen, weit und breit nur Staub und Geröll.

Vor ca. 50 Millionen Jahre kam es zu einem tektonischen Großereignis, dem Auseinanderbrechen des westlichen Gondwana-Kontinents und der damit ausgelösten Öffnung des Atlantischen Ozeans.
Durch die damit verbundene Krustenausdünnung entstanden Schwächezonen in der Erdkruste, die von Doleritschmelzen durchdrungen wurden und die heute für die unzähligen Dolerit-Gänge verantwortlich sind, die sich im Gebiet der Mondlandschaft östlich von Swakopmund ausbreiten. Weicheres Gestein hat sich im Zuge der Erosion immer weiter in seine Bestandteile zerlegt, zurück bleibt der harte Fels.

Hier haben Pflanzenarten überlebt, deren Vielfalt und Einzigartigkeit nur dem aufmerksamen Besucher deutlich werden. Sie haben sich im Laufe der Jahrmillionen an das karge Wüstenklima angepasst, sind Überlebenskünstler geworden in einer feindlich erscheinenden Welt, die doch überall Leben in vielfaltigen Erscheinungsformen hervorbringt.
Wegen der lebensfeindlichen Umweltbedingungen, vornehmlich dem Mangel an Wasser, ist die Vegetation hier sehr verletzlich. Die Pflanzen wachsen extrem langsam. Es kann Jahre dauern, bis wieder günstige Bedingungen herrschen, deshalb ist es wichtig so wenig wie möglich zu zerstören.
Auch Pflanzen, die völlig tot wirken, können nach dem nächsten Regen zu neuem Leben erwachen. Beim Gehen merkt man, dass der Boden an vielen Stellen eine Kruste hat.

Diese besteht zum Teil aus Gips und beherbergt verschiedene Flechtenarten, die als Pionierlebenwesen die ersten Voraussetzungen für das Wachstum komplizierterer Pflanzen bilden.
Wenn ein Auto über solche Flächen fährt, wird diese Kruste zerstört und es werden die Bedingungen für weiteren Pflanzenwuchs erschwert. Auch bleiben Autospuren Jahre lang sichtbar.
Die Welwitschia ist die Nationalpflanze Namibias. Insgesamt soll es in der Umgebung, die als "Welwitschia-Fläche" bekannt ist, rund 50.000 dieser Pflanzen geben.

Die größten Felder liegen jedoch im angolanischen Ionapark. Dort hatte der Botaniker Friederich Welwitsch die Pflanze 1859 das allererste Mal für die Wissenschaft entdeckt. Die Exemplare, die er zur Artenbeschreibung nach London verschickte, lösten große Aufregung aus.
Die Welwitschia ist ein immergrüner Zwergbaum mit nur zwei Blättern, die oft gespalten sind. Es ist eine weite Verwandte der Koniferen. Sie hat allerdings auch Eigenschaften der Blütenpflanzen mit getrennten Geschlechtern.

Bis zu 1500 - 2000 Jahre Lebenszeit wird einzelnen Welwitschias in der Namib wissenschaftlich bescheinigt. Je älter sie wird, desto weiter gefächert zeigen sich ihre Blätter. Zahlreiche Theorien wurden über die Welwitschia entwickelt, doch hat man sie bisher nicht wirklich erforscht.
Eigentlich weist sie nur zwei Blätter auf, die einem in der Erde verwurzelten Stamm entspringen. Diese Blätter werden vermutlich jedoch nur zehn bis 15 Jahre alt, wachsen um den aus dem Sand heraus ragenden Stamm herum und reißen dabei immer weiter aus.

Zum Schutz um die sehr alten Welwitschias wurde oftmals ein Kreis aus Steinen erstellt. Doch leider treten zu viele Besucher in diesen Kreis hinein, um ein nahes Foto aufzunehmen und beachten dabei nicht, dass sie die Pflanze damit zerstören können. Und eine mehr als tausendjährige Pflanze ist nicht zu ersetzen.
Ähnlich verhält es sich mit den vielen unterschiedlichen Flechtenarten der Namib. An das karge Klima angepasst, nutzen unter anderem Bart- und Krusten-Flechten die geringe Feuchtigkeit des Nebels in Küstennähe. So wachsen sie mühselig und bescheiden nur 1 cm in zehn Jahren und dadurch erklärt sich, dass auch nach über 100 Jahren noch die Spuren der kolonialen Ochsenwagen zu erkennen sind.

Die zerklüftete Mondlandschaft erweckt den Eindruck, als befände man sich auf einem anderen Planeten. Trocken, rissig, steinig zieht sie sich wie ein Ungetüm aus uralten Zeiten aus Stein und Fels, als Gebirge zwischen Atlantikküste und Namib-Wüste entlang, mit tiefen Schluchten und kargem Gestein beinahe bis zum Horizont.
Ihr zu Füßen liegt das Swakop-Rivier, der Trockenfluss, der nur in guten Regenjahren mit seinen Fluten den Atlantik bei Swakopmund erreicht.

Gegen 18 Uhr treffen wir wieder in Kramersdorf ein. Wir machen uns schnell frisch und dann geht es für uns in das Old Steamers Restaurant, im Alte Brücke Ressort.

Dort wird jeden Abend, ab 18 Uhr, ein tolles Buffet "All you can eat" angeboten. Der Laden ist extrem beliebt und immer weit im voraus ausgebucht.

Mehrere Jahre habe ich vergeblich versucht dort einen Tisch zu bekommen und dieses Mal hat es tatsächlich geklappt.

Auch heute kommen noch etliche "walk in" Gäste, die entweder abgewiesen werden oder an der Theke bei einem Drink warten dürfen bis etwas frei wird.

Von uns gibt es für dieses Restaurant eine totale Weiterempfehlung!
Lekker Slaap!
Angie, Micha, Mama und der Hasenbär
Namibia 2023/24 - Tag 24
Herrschaften und Oukies!
Heute Morgen hieß es wieder Koffer packen. Wieder einmal haben wir uns bei Trudi und Karl sehr wohl gefühlt. Es wurde zum Abschied gedrückt und geherzt. Man weiß immer nie, ob es nicht das letzte Mal war.

Karl hat noch einmal die Katzen durchgezählt, ob nicht eine der Beiden "zufällig" in unserem Auto gelandet ist.

So machten wir uns kurz vor 10 auf den Weg in Richtung Osten - ins Inland. Hitradio Namibia konnten wir auch mal wieder mit unserer Karre empfangen: die besten Hits der 80er, 90er und von heute.
Nach rund 120 km biegen wir von der asphaltierten B 2, dem Trans Kalahari Highway, nach links ab auf die D 1918 und gleich wieder rechts ab, auf die D 1930. Die Spitzkoppe lag zu unserer Linken.

Nach weiteren 10 Kilometern biegen wir erneut ab, dieses Mal auf die D 1927. Diese Gravelpad führt uns direkt in das Erongo Gebirge.
Schnell werden die Umrisse des Hohenstein-Massivs, mit über 2300 Metern der höchste Berg im Erongogebirge, am Horizont größer.

Die mächtige Südwestflanke des Erongogebirges flimmert im mittäglichen Sonnenlicht. Bei diesem interessanten Berg handelt es sich um den meist fotografierten in Namibia.

Das Erongo-Gebirge ist eine Bergformation vulkanischen Ursprungs. Ein alter erodierter und schon lange völlig inaktiver Vulkankegel bildet die Basis dieses von der Grundform her runden Gebirges.

Dieser 40 Quadratkilometer große Vulkankraterstumpf bietet viele unterschiedliche Granitlandschaften. Quasi hinter jeder Biegung fällt der Blick auf eine andere atemberaubende, bizarre Felsformation oder riesige Granitkugeln, die mal glatt geschliffen oder mal wie eine Zwiebelschale abblätternd in der Landschaft liegen. Stellenweise könnte man gar meinen, als seien sie künstlich geformt worden.

Es ist etwa 150 Millionen Jahre her, dass dieser Vulkan zum letzten Mal Feuer spuckte. Doch noch heute ist aus dem Weltall die große Ringstruktur mit elf verschiedenen Kraterbecken und einzelnen großen Längstälern in seinem Inneren zu sehen.

Es handelt sich um eine bisweilen stark zerklüftete Landschaft, die durch mehr oder weniger große Trockenflüsse entwässert wird. Die Trockenflüsse aus dem Erongo vereinen sich im nördlichen Vorland mit dem großen Omaruru und im Süden mit dem Khan-Revier.

Dieses System – das Gebirge mit einem Savannenvorland durch das sich große Trockenflüsse mit einem vielschichtigen Galeriewald an den Ufern, ziehen, bildet einen an Wildtieren reichen Lebensraum.

Ebenfalls bekannt ist das Erongo-Gebirge für den Abbau von diversen Mineralien und Halbedelsteinen.
Es geht rechts ab zur Ai-Aiba Lodge. Kurz vor dem Tor, das die Grenze zwischen dem kommerziellen und privaten Farmland bildet, machten wir einen kurzen Stopp. Hier befand sich vor einigen Jahren "Cristina´s Bergcafé".

Als wir dort vorfuhren sahen wir, dass das "Cafe" repariert wurde. Vor einigen Jahren hatten männliche Familienmitglieder im Suff, alles was sich bewegen ließ, kurz und klein geschlagen. Die Siedlung, in der Christina wohnte, ist inzwischen ebenfalls angewachsen - wie das immer so ist.
Eine junge Frau (um nicht zu sagen Mädchen) kommt mit 3 kleinen Kindern im Schlepptau zu uns herunter. Ich erkenne Memory, Christinas junge Tochter. Sie hat jetzt selbst 2 Kinder, der dritte ist von ihrem Bruder, erklärt sie uns, als wir uns nach dem letzten Stand der Dinge erkundigen.

Gerne hätten wir ihr etwas abgekauft (als ob wir keine volle Kühlbox hätten). Sie könne uns nur Kaffee kochen, sonst hätte sie nichts anzubieten. Wir verzichten dankend (aus hygienischen Gründen) und schieben die Hitze als Argument vor. Statt dessen schenken wir ihr 2 Flaschen eines hiesigen Energiedrinks und eine Tüte Chips - Geld gibt es keins.
Wir verabschieden uns, richten Christina unsere Grüße aus und machen uns wieder auf den Weg.

Nun passierten wir das Omaruru Gate. Nach ein paar Kilometern bogen wir ein zur Ai-Aiba Lodge - und zu den Buschmännern geht es nochmal rechts ab auf eine Sandpiste. Dieser bis zum Ende folgen - "Parkplatz" unter einem Baum.
Das Gelände gehört jedoch nicht zur Ai-Aiba "The Rock Painting Lodge", sondern zur Nachbarfarm Omandumba.

Das erste Museum dieser Art wurde im Jahr 2004 von Werner Pfeifer und der deutsch-namibischen Organisation „Living Culture Foundation Namibia“ (LCFN) in Zusammenarbeit mit den Buschmännern von Grashoek gegründet und hat bis heute mehrere Living Museum verschiedener Volksgruppen hervor gebracht.
Die Intention war nicht nur eine neue Touristenattraktion zu erschließen, sondern vielmehr sollte es eine Geschichtsschule für Mitglieder des eigenen Stammes und anderer Namibier sein, sowie ein Ausbildungsort für Stammesmitglieder um mit diesen erlernten traditionellen Fähigkeiten später auch den Unterhalt verdienen zu können.

Die Grashütten, sämtliche Kleidung und Ausrüstungsgegenstände, alles wird von den Dorfbewohnern in Eigenregie hergestellt. Die Materialien besorgen sie sich direkt aus der Natur ringsum.
Die Anleitung dazu kommt ebenfalls aus den eigenen Reihen: die Älteren beherrschen noch die seit Jahrtausenden überlieferten Gebräuche.

Es gibt dann einen Schnellhefter im "Office" (Holzbretter unter einem Baum!), in dem ist in verschiedenen Sprachen erläutert was man da machen und sich anschauen kann. Hier empfängt auch der Guide die Besucher.
Wir entschieden uns nur die normale Village Tour zu 95 N$: Feuer machen, Bogen schnitzen, Seil herstellen, Schmuck basteln und 2 kleine Tänze demonstrieren. Und zum Schluss natürlich Souvenir kaufen, ist ja klar.

Im Museum zeigen die San den Besuchern, wie sie in alten Zeiten, lange vor dem europäischen Einfluss, gelebt haben. Sie legen besonders großen Wert auf Authentizität, wenn sie Bogenjagd, Fährten lesen, Fallen stellen, Spiele, Gesang und Tanz, Werkzeug- und Schmuckherstellung zeigen oder auf einer Buschwanderung Pflanzen für Nahrung oder Medizin erklären und nutzen.
Ein gut englisch sprechender Führer aus den eigenen Reihen begleitet die Gäste durch alle Aktivitäten.

Die Höhlen im Erongo wurden schon vor tausenden von Jahren von den Buschmännern genutzt. Davon zeugen die vielen Felsmalereien an den Felswänden. Die ältesten dieser Zeichnungen werden auf etwa 5.400 Jahre datiert.
Wahrscheinlich hängen die Zeichnungen mit rituellen Handlungen zusammen. Sie zeigen einfach zu deutende Motive: Tiere aus der Umgebung der San (Buschmänner) oder Menschen mit Pfeil und Bogen. Farbliche Verfremdungen deuten auf religiöse Zusammenhänge hin.

Ein "Museumsshop", in dem die dort hergestellten Dinge erworben werden können, darf natürlich nicht fehlen. Der "Shop" besteht aus einer Reihe von Baumstämmen, auf denen das Handwerk präsentiert wird.
Jedes Stück ist mit einem kleinen, hölzernen Schildchen versehen, auf diesem stehen Preis und der Name des Künstlers. Der Dorfvorsteher rechnet so mit seiner Gemeinde ab. Nach 3 Monaten werden die Familien ausgetauscht, damit alle reihum die Möglichkeit haben an dem Projekt teilzunehmen.

Wir verabschieden uns wieder von den Buschleuten und machen uns auf, die restlichen 30 Kilometer bis zur Otjohotozu Gästefarm, zu fahren.

Nach einer guten halben Stunde taucht die Unterkunft vor uns auf.

Lekker Slaap!
Angie, Micha, Mama und der Hasenbär
Namibia 2023/24 - Tag 9
Herrschaften und Oukies!
Näh, wat hamma widda Stress hier in Afrika:

gestern Abend um 19 Uhr gab´s Abendessen mit einem Oryx Stroganoff, dazu Süßkartoffel Püree und grüne Bohnen.

Was es als Vorspeise gab, weiß ich schon nicht mehr genau und als Nachtisch gab´s irgendeine Eiscreme mit Melone.

Am Wasserloch gaben sich die üblichen Verdächtigen ihr abendliches Stelldichein.

Micha hatte seine Kamera aufgebaut und konnte so zwischendurch immer mal wieder abdrücken, wenn es interessant wurde.

Nach dem Abendessen ging es sofort zurück in den Bungalow, noch einmal schnell abgeduscht und dann pronto ins Bett, denn der Wecker klingelte heute Morgen bereits um 5.30 Uhr! Wir sind hier ja schließlich nicht zum Spaß!

Zuerst knappes Frühstück mit heißem Kaffee und einem Toast mit Käse. Dann noch einmal aufs Klo und schon ging es rauf auf den Pirschwagen.

Die heutige Tour am Morgen führte uns zu den hier beheimateten berühmten Kalahari Löwen. So lautete jedenfalls der Plan und dafür ist diese Unterkunft auch weithin bekannt.

Auf einem 25.000 Hektar großen Gelände lebten im Jahr 2017 insgesamt 23 Löwen. Das war das Jahr als wir das erste Mal hier waren.

Heute morgen staunten wir nicht schlecht, als uns unser Guide mitteilte, dass hier nur noch gerade einmal sage und schreibe 4 Löwen leben und unsere Tour gerade einmal 3 bis 4 Stunden dauern würde (2017 waren wir fast 7 Stunden unterwegs).

Alle anderen Tiere wurden inzwischen von der Regierung zwangsumgesiedelt und zwar auf Grundlage dieses neuen bescheuerten Gesetzes, dass die Haltung von Raubtieren von Privatleuten verbietet.

Hier wurde wieder einmal deutlich übers Ziel hinaus geschossen. Diese Tiere hier waren bereits (gerettete) Problemtiere - sprich sind auffällig geworden als sie Nutztiere rissen - und wären sonst schon lange abgeschossen worden.

Genauso bescheuert ist es die Geparden, die als Handaufzuchten auf Farmen leben, plötzlich zu beschlagnahmen und in die "Freiheit" zu entlassen, weil es ja Wildtiere sind. Leider haben diese es nie gelernt sich selbst zu ernähren und sind dazu auch noch so an die Menschen gewöhnt, dass sie immer wieder deren Nähe suchen werden und am Ende werden sie dann dafür getötet.

Alle hier gehaltenen Löwen ernähren sich allerdings völlig autark. Sie werden zwar mittels Funkhalsbändern überwacht, jedoch nicht zugefüttert.

Es ging mit dem Pirschwagen über Stock & Stein….äh, nein… es muss heißen, über Dornbusch & Sanddünen. Rote Sanddünen. Toll anzusehen!

Unser Guide versuchte sein Möglichstes das Tracking der 4 verbliebenen Löwen so interessant wie nur möglich zu gestalten.

Aber was will er groß machen, wenn alle 4 Löwen zusammen unter einem Busch liegen und sich nach Katzenart einfach nicht bewegen.

Da konnte er nur mit uns um den dämlichen Busch drumherum rangieren und versuchen uns die Tiere möglichst aus jedem Blickwinkel zu präsentieren.

Wie der geneigte Leser leicht den Bildern entnehmen kann, ist auch nur noch ein einzelner Mähnenlöwe verblieben.

Gerade die männlichen Löwen der Kalahari sind doch weltberühmt für ihre besonders prächtigen und schwarzen Mähnen.

Früher war diese Lodge einmal eine Jagdfarm. Vor ungefähr 10 Jahren stelle man den Betrieb um und machte ein Nature Reserve daraus.

Diese Unterkunft war einer der wenigen Orte in Namibia, wo man die frei lebenden und perfekt an die Umgebung angepassten Löwen per Tracking aufspüren konnte.

Was mit den verbliebenen Löwen geschehen soll, konnte (oder wollte) uns unser Guide nicht sagen.

Kurz vor Ende der Tour, von der wir zugegebener Maßen schon ziemlich enttäuscht waren, kam dann doch noch eine unerwartete Sichtung:

Erdmännchen! Alle waren sofort schockverliebt in die wuseligen kleinen Racker:

Niemand hätte damit gerechnet zu so später Stunde am Morgen noch Erdmännchen an ihrem Bau zu finden.

Aber wir konnten sie nur ganz kurz beobachten, denn dann machten sie sich schnell auf den Weg in die roten Dünen der Kalahari.

Um 10.30 Uhr waren wir schon wieder zurück an der Lodge. Das war ja wirklich eine kurze Tour und alle Gäste sind sich einig, wenn die Löwen hier nicht mehr verbleiben dürfen, muss sich die Lodge neu aufstellen.

Wie schön ist diese Unterkunft gelegen! Da gibt es gar nix. 4 Doppelbungalows im Trockenrevier verteilt und noch einmal 8 Campsites.

Möglicherweise wäre eine Umstellung auf Erdmännchen Touren ja die Rettung?

Gleich marschieren wir wieder zum Dinner und hoffen dass es auch heute ein winziges Zeitfenster mit Wlan und Handyempfang gibt.
Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und “Lekker Slap”!
Angie, Micha, Mama & der Hasenbär
Namibia 2023/24 - Tag 18
Herrschaften und Oukies!
Nach dem Frühstück, bei dem wie heute die einzigen Gäste waren, verließen wir die At Kronenhof Lodge.

Nachdem gefühlt 20 Farmtore zu öffnen und wieder zu schließen waren, fuhren wir erst einmal das kurze Stückchen bis nach Betta.

Das ist auch so ein verlorenes Wüstenkaff, in dem es aber alles gibt was man so braucht, einschließlich Unterkunft.

Das Betta Camp liegt 10 km nördlich von der Kronenhof Lodge entfernt. Eine Pause zum Auftanken im Camp Betta, an der C 27, ist auf dieser Strecke zu empfehlen.

Das Areal des kleinen, günstigen Campingplatzes ist liebevoll gestaltet und pieksauber. Zusätzlich gibt es 6 rustikale Chalets aus Naturstein.

Gepflegt und unterhalten wird das Camp Betta von Nama-Frauen. Die bereiten auf Wunsch ausgezeichneten Kaffee zu und versorgen den Reisenden mit frisch zubereiteten Sandwiches und anderen Mahlzeiten.

Die wichtigste Einrichtung ist jedoch die 24/7 Tankstelle mit angeschlossenem Tyre-Repair.

In dem kleinen, angeschlossenen Farmladen gibt es alles für den täglichen Bedarf an Lebensmitteln zu kaufen - vom selbstgebackenen Brot über selbstgemachte Marmeladen bis zum Straußenei.

Wir decken uns mit Marmelade und Sirup aus dem Saft der Kaktusfeige ein, denn diese Produkte gibt es bei uns nicht zu kaufen. Der junge Mann an der Kasse staunte nicht schlecht, als ich ihm die ganze Theke mit Säften und Marmelade vollstellte.

Darüber hinaus gibt es für den Reisenden noch etwas Bekleidung, Sonnencreme, Straßenkarten usw. usw. Die Auswahl an Artikeln in dem kleinen Laden ist erstaunlich vielfältig.

Wir folgen der D 826 auf den nächsten 21 km, östlich, bis zum Schloss Duwisib. Ein deutsches Schloss in Namibia? Eine Fata Morgana?
Am Rande der Wüste Namib steht tatsächlich ein Schloss im Stile romantischer Rheinburgen – mit Zinnen und Brunnen im Innenhof.

An diesem Ort wirkt das grundsolide Bauwerk doch etwas skurril. 1908 hat Baron Hans-Heinrich von Wolff, der mit der Schutztruppe nach Namibia gekommen war, dieses Anwesen bauen lassen.
Der Berliner Architekt Wilhelm Sander, dem u.a. Windhoek seine drei Burgen verdankt, wurde mit dem Entwurf des hochherrschaftlichen Hauses auf Duwisib beauftragt.

Und so wuchs aus massivem roten Sandstein fernab aller Wege ein kleines Prachtexemplar wilhelminischer Neo-Romantik mit Stilelementen der Gotik und Renaissance. Der Grundriss ist ein einfaches Rechteck.
Handwerker aus verschiedenen europäischen Ländern wurden angeheuert. Fast alles wurde importiert, selbst der rote Sandstein, und aus dem 600 km entfernten Lüderitz auf kaum vorhandenen, holprigen Pfaden herbeigeschafft.

Die gesamte prunkvolle Inneneinrichtung für insgesamt 22 Zimmer, kostbare Möbel und Teppiche, Gemälde und andere Kunstgegenstände wurde in ganz Europa zusammen getragen. 1909 war Duwisib bereits bezugsfertig.
Besagter Hans-Heinrich von Wolf, 1873 in Dresden geboren, diente in der Königlich-Sächsischen Artillerie in Königsbruck. Nach Ausbruch des Herero-Aufstandes 1904 meldete er sich zur Kaiserlichen Schutztruppe und kam im Dezember des selben Jahres ins Land.

Gut ein Jahr später war von Wolf zurück in Deutschland und heiratete im April 1907 die millionenschwere Jayta Humphries, Stieftochter des in Dresden amtierenden amerikanischen Konsuls. Bald darauf reiste das junge Paar mit großen Plänen gemeinsam in die Kolonie.
In Deutsch-Südwestafrika wollte sich von Wolf als Großgrundbesitzer etablieren und Pferde züchten. Im August 1907 beantragte er beim Bezirksamt Maltahöhe den Kauf von sieben Farmen, insgesamt 140.000 Hektar Land. Der Antrag wurde allerdings nur teilweise genehmigt: von Wolf musste sich mit 55.000 Hektar begnügen.

Lange konnte er sich jedoch nicht an seinem Besitz erfreuen. 1914 trat das Ehepaar eine Reise nach Großbritannien an, um einen Vollbluthengst zu kaufen. Unterwegs brach der Weltkrieg aus, und über abenteuerliche Umwege mit Zwischenstation in Südamerika gelangte der kaiserliche Hauptmann in einen neutralen Hafen.
Zurück in Deutschland, meldete er sich sofort zum Dienst und fiel zwei Wochen später, im September 1916, in der Schlacht an der Somme. Seine Frau Jayta kehrte nie wieder nach Duwisib zurück.

Duwisib wurde nach der deutschen Kolonialzeit an eine schwedische Familie verkauft, die den Besitz ihrerseits an die Duwisib-Farmgesellschaft veräußerte.

Bis Ende der 70er Jahre, als die damalige Abteilung Naturschutz (NWR) das Anwesen übernahm, wohnte dort der Farmverwalter. Die Inneneinrichtung war größtenteils eingelagert worden.
1991 wurde Duwisib renoviert und konnte als Museum besichtigt werden. Ein Teil der Möbel, Gemälde und von Wolfs Waffensammlung wurden ausgestellt.

In dem vom NWR verwalteten Gebäude fanden Gäste seit Ende 2014 für wenige Jahre Unterkunft. Leider, wie immer bei den staatlichen Einrichtungen, vergammelten die gemachten Investitionen wieder innerhalb kürzester Zeit (s. Bild vom Carport ohne Dach).

Seit geraumer Zeit ist Schloss Duwisib nun bereits für Besucher mehr geschlossen als geöffnet. Doch heute hatten wir wirklich Glück und der staatliche Gate Keeper war tatsächlich anwesend und wir konnten das Anwesen besichtigen.

Anschließend fuhren bis zum Ende der D 826 und dort bogen wir auf die D 831 ab, welche später auf die D 850 mündet. Nach insgesamt 155 Kilometern erreichten wir das Weingut Neuras.
Wir waren neugierig auf das Weingut, denn hier waren wir bislang noch nie. Das von Naankuse betriebene Anwesen ist sehr gepflegt. Ein junger Angestellter hieß uns willkommen.

Wahre Widerstandskraft beweist die großartige Flora und Fauna, die auch hier bei dem Neuras Estate beobachtet werden kann. In der einheimischen Koikoi Sprache bedeutet Neuras "Ort des verlassenen Wassers".
Neuras ist ein kleines Weinbaugebiet und besitzt auf dem Gelände 5 natürliche Quellen. Es werden Führungen und Weinverkostungen mit Käseplatte angeboten.

Hier werden die bekannten Neuras-Weine in einem der trockensten Weinberge der Welt produziert. In der einzigartigen, namibischen Weinkellerei werden ca. 3.000 Weinflaschen pro Jahr abgefüllt mit zwei Weinarten: den angesehenen Neuras Shiraz und den Namib Red, ein Rotwein aus Shiraz und Merlot. Die nur zirka 3000 pro Jahr abgefüllten Flaschen werden fast ausschliesslich im Weingut selbst verkauft.
Die Geschichte von Neuras beginnt tatsächlich schon 1896. Damals kaufte der deutsche Gartenbauer Ernst Hermann auf dem Gebiet des heutigen Weinguts 14.400 Hektar Land von der Regierung und bekam wegen der angeblich armseligen Qualität des Bodens einen ordentlichen Preisnachlass für sein mutiges Vorhaben, dort eine Farm aufzubauen.

Doch Herman hatte das Potential des Areals erkannt, baute Obst - darunter die ersten Tafeltrauben -, Gemüse und Getreide an und richtete einen Rastplatz für die deutschen Kolonialtruppen ein.
Allerdings wird Namibia aufgrund seines Klimas wohl nie zu den großen Weinbaugebieten Afrikas zählen, doch ändert dies nichts an der Tatsache, dass die Weine, die hierzulande gekeltert werden, mit genauso viel Liebe hergestellt werden, wie irgendwo anders auf der Welt.
Es gibt auch ein paar Chalets, und man sieht, dass alles rustikal aber dennoch geschmackvoll angelegt wurde.

Anschließend setzten wir uns in den Garten und ließen uns von dem Kellner das Wine Tasting mit Käseplatte erklären. Für den Fahrer gab es ein kleines "Water Tasting" von hauseigenem Quellwasser und dazu einen Sosatie mit Kartoffelchips.

Man kann gemütlich auf der schönen Terrasse sitzen und auch die Angestellten waren sehr aufmerksam. Leider trafen die drei kredenzten Rotweine so gar nicht unseren Geschmack. Für mich wären die Geschmacksnoten irgendwo zwischen Schmunzelbrause und Getriebeöl anzusiedeln.
Gern wären wir noch geblieben, doch es nutzt nix, wir müssen uns loseisen. Unsere nächste Unterkunft, das Desert Camp, wartet auf uns.

Durch den Namib Rand Nature Reserve Park fuhren wir mit etlichen Foto Stopps weiter bis nach Sesriem. Heute war es eine Strecke von insgesamt 225 Kilometern, die aber, bedingt durch die Stopps und Pausen, dennoch fast 7 Stunden dauerten.

Am Abend warf Micha den Grill vor unserem Chalet an und wir braaiten das bereits per Email vorbestellte Grillpaket, das Schlag 18.15 Uhr ins Haus bzw. die Terrasse geliefert wurde.

Super Service! Abgerechnet wird bei der Abreise an der Rezeption bei Schlüsselabgabe.

Später am Abend sahen wir irgend etwas in Richtung Wasserloch schleichen.

Die grünlichtige (schont die Augen der Tiere) Taschenlampe brachte Aufklärung: eine Herde Oryxantilopen nutze den Schutz der Dunkelheit.
Lekker Slaap!
Angie, Micha, Mama und der Hasenbär
Namibia 2023 / 24 - Tag 17
Herrschaften und Oukies!!!
Endlich einmal keinen Stress am frühen Morgen. Wir waren komplett perplex, dass wir heute die Ruhe weg haben konnten.

Natürlich dauert es bei dem geteilten Badezimmer in einem Familienzimmer etwas länger bis sich alle fertig gemacht haben.

Dennoch waren wir um 8.30 Uhr startklar und so konnten wir heute in aller Ruhe das Frühstück genießen.

Es gibt ein Frühstückbuffet mit allem, was das hungrige Touristenherz begehrt. Und die Aussicht dazu ist einfach nur umwerfend.

Wir fühlen uns wie im Himmel und die Gastgeber sind wirklich der Hammer. So eine Fürsorge und Herzlichkeit, die die burische Familie ihren Gästen entgegenbringt ist, findet sich heutzutage nur noch sehr selten.

Die Lodge wurde erst im Jahre 2021 teil-eröffnet. Der ursprüngliche Baubeginn war bereits 2019, aber, wie überall auf der Welt, machte ihnen Corona einen Strich durch die Rechnung.

Wir erkunden die Lodge bzw. das wirklich sehr, sehr große Hauptgebäude. was auf den ersten Blick leicht überdimensioniert daher kommt, entpuppt sich auf den zweiten Blick als super gut durchdacht.
Von der großen Eingangshalle wird man erst einmal erschlagen, bis man feststellt, dass hier links und rechts vor der Rezeption Waschbecken installiert wurden, damit sich der Reisende erst einmal frisch machen kann.

Dazu gibt es einen Wasserspender, an dem man kostenlos, sofort nach Anreise, seinen gröbsten Durst löschen kann.
Zentral stehen zwei große Ruhebänke aus Leder und an der Wand befinden sich zu beiden Seiten der Eingangstür jeweils 12 Ladestationen für Handys & Laptops.

Die Rezeption ist das zentrale Herzstück des Hauptgebäudes. Angeschlossen ist ein Farmshop in dem man alles notwendige bekommt: von der Zahnpasta bis zum Souvenir über gefrorenes Fleisch oder gekühltes Bier.
Rechts neben der Rezeption geht es in das Restaurant, wobei bei schönem Wetter natürlich draußen auf der Terrasse serviert wird.

Links neben der Rezeption geht es in einen sehr gemütlichen Loungebereich, in denen man kühlere Abende, gegebenenfalls auch am Kamin, verbringen kann.

Dahinter schließt sich der Bereich für Pool und Entspannung an. Extrem lobenswert ist hervorzuheben, dass man weitestgehend versucht hat alles möglichst integrativ zu gestalten.

Überall sind Rampen vorhanden, ob an dem imposanten Hauptgebäude oder an den Chalets. Zudem sind die Toiletten, Waschräume und Badezimmer ebenfalls ausreichend großzügig konzipiert.
Für den späten Nachmittag buchten wir, zusammen mit einem südafrikanischen Paar aus Springbok, den Sundowner Drive.

Treffen für uns Teilnehmer war um 4.30 Uhr an der Rezeption. Dort fielen uns bereits zwei junge Paare auf, die gerade als Camper eincheckten. Doch dazu später mehr.
Selbstverständlich waren wir Gamedrive-tauglich angezogen mit großen Hut, Sonnenbrille und auch einer Jacke für die kühleren Stunden am Abend.
Der Eigentümer (dessen Namen ich sträflicher Weise vergessen habe) fuhr uns persönlich über das Gelände der Lodge. Wir erfahren, dass insgesamt rund 15.000 Hektar zur Farm gehören.

Dieses Gelände wurde dann etwa zu 50:50 aufgeteilt, in Game Lodge und Viehwirtschaft. Karakulschafe bringen halt nicht mehr viel ein und der Export von Rindfleisch nach Südafrika brach drastisch ein.
Durch das elendige Loadshedding und die ständigen Stromausfälle kann man die Kühlketten für Lebensmittel dort kaum noch gewährleisten.
So hat man nun Wildtiere angesiedelt bzw. eingekauft und dann angesiedelt. Dem geübten Afrika Reisenden fällt dabei natürlich auf, dass die Weißschwanzgnus oder Bonteboks hier gar nicht hingehören, aber das schmälert das Erlebnis kein bisschen.
Wir erfahren auch einige geschichtliche Details, beispielsweise, dass über das Farmgelände ursprünglich die Verbindungsstrecke von Lüderitz zum Schloss Duwisib führte.

Der größte Berg auf dem Gelände diente den deutschen Schutztruppen dabei als "Signal Hill" und oben war ein Heliograph installiert, der mittels Morsezeichen Nachrichten weiter gab.

In einiger Entfernung sehen wir eine Gruppe Bergzebras, die uns gegenüber allerdings sehr misstrauisch sind und die Fluchtdistanz entsprechend groß halten.

Deutlich entspannter sind dagegen die Giraffen, die sich zwischen den Akazien in der Nähe eines Trockenreviers aufhalten.

Leider zu weit weg, um ein vernünftiges Foto zu schießen, bewegt sich die Herde der Bonteboks.
Dafür erkennen wir die Bergzebras recht gut. Sie laufen immer ein Stück und bleiben dann stehen, um uns zu beobachten.

Wir scheuchen ein Pärchen Löffelhunde auf, die umgehend das Weite suchen.
Wir sehen in den Bäumen riesige Webervogelnester.

Auf dem Weg liegen sehr viele Tsamma Melonen. Die Tsamma ist eine wilde Verwandte der kultivierten Wassermelone. Sie ist absolut ungiftig, aber für uns ungenießbar bitter. Die indigenen Stämme der Nama und San sind es allerdings gewohnt die Tsamas zu essen und so Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

In Vorbereitung des Feldzugs der Schutztruppe gegen die Nama (1908) wurden die Schutztruppensoldaten und deren Kamele darauf trainiert Tsama Melonen zu essen. Um diese für die Soldaten geschmacklich etwas attraktiver zu machen wurde Brausepulver Orange von Dr. Oetker darübergestreut.

Die Sonne verschwand schnell hinter den Bergen und die Dämmerung kam schnell auf dieser Seite des Berges.

Aber, einmal um die Ecke herum und noch ein paar mehr Kurven, dann ging es schon schaukelnd den Berg hinauf.

Die Strecke war rau, aber es ging zügig voran. Oben angekommen empfängt uns ein gemauerter Sundowner Platz.

Während wir so an unserem Gin-Tonic herum nuckeln und der Sonne beim Verschwinden hinter dem Berg zuschauen, entdecken wir plötzlich mehre Lichter von Fahrzeugen, die sich auf dem Farmgelände bewegen.

Wir scherzen zuerst: "Ach, guck, da kommen noch Gäste". Aber, nein, weit gefehlt! Die Gruppe junger Leute von vorhin, die sich auf der Gemeinschaftscampsite einmieteten, nahmen offensichtlich an, sich auf dem Gelände nach eigenem Gutdünkel bewegen zu können und fuhren munter in der Dämmerung umher.

Wer nun glaubt, das sei der Gipfel der Unverfrorenheit, der wird später noch eines Besseren belehrt.
Nachdem die Sonne ganz hinter den Bergen verschwunden war und die "Blaue Stunde" anbrach, fuhren wir zurück zur Lodge, wo ein opulentes Mal auf uns wartete.

In Namibia dreht sich alles ums Fleisch: Wild und Rind stehen an erster Stelle und übertreffen wahrscheinlich jedes Biosiegel Europas um ein vielfaches.
Das zarte Antilopenfleisch von Springbock, Oryx, Kudu oder Eland sind ein absoluter Genuss, immer perfekt gebraten oder gegrillt, und mit ideal abgestimmten Gewürzen hält man sich hier nicht zurück.

Gestern Abend gab es ein phantastisches Steak von der Oryxantilope.

Heute gab es Lammkeule in Sauce. Selbst Micha, der bekanntlich kein großer Fan von Lammfleisch ist, haute rein, wie der Max in die berühmten Cremeschnitten.
Im wahrsten Sinne des Wortes "Papp"satt (kommt tatsächlich vom hiesigen Nationalgericht Papp) schleppten wir uns zu unserem Bungalow.
Meine Mutter machte sich bettfertig, wir packten unseren Kram schon einmal weitest gehend zusammen und setzten uns noch ein wenig auf unsere Terrasse um den Vollmond zu bewundern.

Gegen 23 Uhr fuhr plötzlich ein Fahrzeug vor das Hauptgebäude vor. Wir glaubten an späte Gäste und machten schnell das Licht aus, da die Eigentümer schon auf ihrer Farm weilten, und wir nicht in die Verlegenheit kommen wollten, irgendwie noch angesprochen zu werden.
Am nächsten Morgen stellte sich aber heraus, dass den jungen Herrschaften wohl das Bier auf der Campsite ausgegangen war und sie noch gerne etwas Nachschub besorgen wollten ...
Wir verstehen jeden Gästebetrieb, der den Campingbetrieb einstellt, weil er auf solche Flitzpiepen einfach keine Lust mehr hat.
Lekker Slaap!
Angie, Micha, Mama und der Hasenbär