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Logi1974 - Hasenbär Auf Reisen
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Namibia 2018/19 - Teil 27
Herrschaften und Oukies!
Meine Güte, was war das eine Nacht! Es hat gestürmt und gewittert, es war schwül - und überhaupt. Dafür war es heute Morgen wunderbar kühl....
Um halb 9 genossen wie wieder Gabis ausgezeichnetes Frühstück. Wobei ich immer noch magentechnisch nicht so ganz auf der Höhe bin. So habe ich es bei einem 1/2 Brötchen und einem gekochten Ei belassen und dazu Tee.
Hanna hat natürlich wieder die ganze Angelegenheit überwacht. Einer muss ja schließlich die Übersicht behalten (wenn auch schielend!).
Langsam machten wir uns fertig und wir zogen los zu unserer vorerst letzten Tour. Wahrscheinlich wird das für die nächsten Jahre sowieso die allerletzte gewesen sein, da wir nicht mehr bereit sind, die ausufernde Preispolitik in Namibia mitzutragen. Es stimmt einfach für uns nicht mehr!
Fährt man von Windhoek auf der B1 Richtung Rehoboth, so trifft man nach wenigen Kilometern, am Fuße der Auas Berge gelegen, auf eines der umstrittensten Bauwerke Namibias.
Heroes' Acre, das "Feld der Helden" oder "Heldenacker", ist eine monströse Helden-Gedenkstätte, von einem staatlichen Bauunternehmen aus dem kommunistischen Nordkorea errichtet und im Jahre 2002 von Ex-Präsident Sam Nujoma feierlich eingeweiht.
Zentrum der Anlage ist ein 15 Meter hoher Marmor Obelisk mit einer waffenstarrenden, acht Meter hohen Soldatenstatue aus Bronze davor, die den "unbekannten Soldaten" darstellen soll, jedoch sehr stark an Sam Nujoma himself erinnert.
Eigentliches Kernstück der Anlage sind die Grabmale für 174 namibische Helden, deren Namen und Bilder in schwarzen Marmor graviert wurden. Etliche Grabmale sind noch frei, um auch für zukünftige Helden noch Platz zu bieten.
Die Gedenkstätte ist als symmetrisches Polygon in einem 730 Hektar großen Gelände ausgelegt und beinhaltet außer dem gepflasterten Paradeplatz auch eine Tribüne für 5000 Zuschauer. Am Fuße der Treppe, die zum Obelisken hinaufführt, brennt ein "Ewiges Feuer" - jedenfalls soll es dort brennen. Davon war bei unserem Besuch jedoch nichts zu sehen.
Heroes' Acre soll – so Sam Nujoma in seiner Einweihungsrede mit großem Stolz – Patriotismus und Nationalismus fördern und die Namibier aller Ethnien stets an die Söhne und Töchter des Landes erinnern, die im Befreiungskampf heldenhaft ihr Leben ließen. Däh! Da staunste aber...
Viele Namibier – nicht nur aus der weißen Bevölkerung – finden das pompöse, 60 Millionen N$ teure Monument jedoch eher naiv, deplaziert und lächerlich. Es ist schwer zu übersehen, dass sich die regierende SWAPO Partei hier wohl selbst ein Denkmal setzen wollte. Auch viele Besucher sind eher peinlich berührt.
Dennoch ist die Heroes' Acre Heldengedenkstätte – die deutschsprachigen Namibier nennen sie "Heldenacker" – gerade wegen ihrer grandiosen Absurdität – sehenswert, offenbart sie doch eigentlich den eklatanten Mangel an afrikanischem Selbstbewußtsein.
Und da die Afrikaner sowas selbst gar nicht hinbekommen, wurden von den deutschen Entwicklungsgeldern die Nord-Koreaner, erfahren in Heldenabbildungen jeglicher Art, mit dem Bau beauftragt.
Allerdings wurde dabei vergessen ein Nachfolgeauftrag, der die Instandhaltung der riesen Anlage beinhaltet, abzuschließen. So verrottet die Anlage erwartungsgemäß leise vor sich hin. Die meisten Lampen sind kaputt oder schlichtweg ohne Lampenschirm (die sind ja nicht weg, die hat nur ein anderer!) und das Unkraut sprießt üppig aus den Fugen der Pflastersteine.
Wenigstens ist der Ausblick über Windhoek grandios. Da kann man nicht meckern. Ein Restaurant gibt es sogar auch, ringsum mit dem Coca-Cola-Schriftzug verziert. Ob das jetzt eine Fusion von Kommunismus mit Kapitalismus darstellen soll, entzieht sich unserer Kenntnis. Jedenfalls gab es dort, dem realen Sozialismus entsprechend: nix.
Anschließend ging es quer durch Windhoek zurück und noch einmal zu Woermann & Brock, um die aktuelle Deutsche Zeitung zu kaufen. Unser Lieblingsparkwächter, der mit dem Hut, kam sofort angestocht, um uns den besten Schatten-Parkplatz zu zeigen.
Gleichzeitig hat Micha für mich noch dort in der Internationalen Apotheke ein Magenmittel (nach eingehender Beratung) gekauft.
Anschließend ging es zurück zu Safari Car Rental, um unseren treuen Leihwagen abzugeben.
Meine Güte, was war da los: alle Angestellten waren irgendwie im Einsatz. Die Gäste kamen und brachten alle irgendwie zeitgleich die Fahrzeuge zurück. In einer ruhigen Minute erzählte uns Vincent, dass zwischen den Feiertagen 3 Autos “ihr Leben lassen mussten”. 2 davon stecken noch im Kaokoveld fest und kommen nicht raus, der dritte fing im Etosha Feuer und hat gebrannt.
Da alle Angestellten eingebunden waren, fuhr uns der Chef in “unserem eigenen” Auto zurück zur Voigtland Farm.
Dort gab es erst einmal eine magenschonende Suppe für mich/uns und anschließend machten wir ein prima Mittagsschläfchen.
Ab dem späten Vormittag waren wir heute die einzigen Gäste - und so nahmen wir das Abendessen in tierischer Begleitung ein. Manchmal ist das ja sowieso auch die bessere Wahl!
Lekker Slaap!
Angie, Micha und der Hasenbär
Während der Apartheid war es Schwarzen verboten eine Bar zu führen, so entstanden illegale Bars die Shebeens. Sie erfüllten und erfüllen noch immer eine besondere soziale Funktion in den Townships.
Die einfacheren Shebeens sind kleinen Bretterbude, alten Kisten als Sitzgelegenheiten. Einziges Getränk, das traditionelle Umgqombothi, von den Barfrauen persönlich in großen Fässern hinter der Hütte gebraut.
Das milchig trübe Bier ist nicht nur preiswert, sondern auch sehr nahrhaft. Umgqombothi trinken ist ein Ritual. Man trifft sich im Shebeen und setzt sich auf eine Kiste oder kniet sich hin, niemals wird im Stehen getrunken.
Wer Geld hat kauft einen Eimer Umgqombothi, 4 Liter, für 8 Rand. Wer nicht soviel besitzt, wirft das, was er hat, in einen Holzring auf dem Boden, wenn 8 Rand zusammengekommen sind, geht die Barfrau zum Fass und füllt den Eimer.
Derjenige, der als letztes eine Münze beigesteuert hat trinkt zuerst. Danach wird er an den rechten Nachbarn weitergereicht, unabhängig, ob der sich finanziell beteiligt hat.
Jeder nimmt den Eimer, schüttelt ihn etwas, um die besten Bestandteile des Bieres nach oben zu bekommen, wischt sich die Lippen, dreht den Eimer ein wenig um beim Trinken eine anderen Stelle zu erwischen als sein Vorgänger und setzt schließlich den Eimer zum großen genüsslichen Schluck an.
Die feineren Shebeens findet man unvermutet in normalen Wohnhäusern. Sie unterscheiden sich von außen durch nichts von den Nachbarhäusern. Die gute Stube ist umgebaut zur Bar.
Während der Apartheid waren die Shebeens oft geheimer Versammlungsort. Heute sind sie von den Behörden, bei denen die Bekämpfung des Alkoholismus in den Townships einen Schwerpunkt bildet, nur geduldete Treffpunkte, bei der Bevölkerung aber erfreuen sie sich weiterhin sehr großer Beliebtheit.
Tavernen oder Bars sind die offiziellen Nachfolger der Shebeens, im Unterschied zu diesen erkennt man sie an den bunten Reklamen.
Viele Tavernen bieten neben Getränken auch ein kleines Angebot von Lebensmitteln an, so dass man auch in tiefster Nacht das Nötigste bekommt.
Wie die Shebeens sind auch sie sozialer Treffpunkt. Besonders am Freitagabend, wenn alle Arbeiter ihren Wochenlohn erhalten haben, sind sie übervoll.
Man trifft sich, erzählt was es in der Woche gab und was man am Wochenende vorhat. Draußen, vor dem Eingang steht ein großer Grill, der abends angezündet wird.
An der Bar bekommt man für wenig Geld eine große Scheibe Fleisch, die man sich gleich grillen lassen kann.
Musik erschallt überlaut aus Lautsprechern der Taverne, nach einer halben Stunde Unterhaltung ist man total heiser.